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Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Titel: Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hartman
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Kleider angeht, entsetzlich schlecht, und ich verstehe nicht, was sie mit ihrem Haar anstellt.«
    »Das könnte man doch leicht ändern«, erwiderte die Hofdame.
    Ich hatte genug gehört. Entschlossen öffnete ich die Tür. Ich war pikiert, aber ich gab mir Mühe, ihre Vorurteile nicht noch zu bestätigen. Ihren dunklen Locken und ihrem warmen braunen Teint nach zu schließen, hatte die Hofdame porphyrisches Blut in den Adern. Verlegen schlug sie die Hand vor den Mund, besorgt, dass ich alles mit angehört hatte. Prinzessin Glisselda sagte: »Fina! Wir haben gerade über dich gesprochen!«
    Prinzessinnen hatten das Vorrecht, sich ganz nach Belieben peinlich zu benehmen. Glisselda lächelte wunderbar unbekümmert. Das durch das Fenster hereinströmende Sonnenlicht umgab ihr blondes Haar mit einem Strahlenkranz. Ich machte einen Knicks und ging zum Cembalo.
    Die Prinzessin erhob sich von ihrem Fenstersitz und schwebte hinter mir her. Sie war fünfzehn, also nur ein Jahr jünger als ich, weshalb ich mir als ihre Lehrerin auch ein wenig seltsam vorkam, und sie war zierlich für ihr Alter, weshalb ich mich wie eine tapsige Riesin fühlte. Sie liebte perlenbestickte Brokatstoffe und hatte mehr Selbstbewusstsein, als ich es mir je erträumen konnte.
    »Fina«, zwitscherte sie, »darf ich dir Lady Miliphrene vorstellen. Sie ist, wie du, mit einem unnötig langen Namen geschlagen, deshalb rufe ich sie Millie.«
    Ich begrüßte Millie mit einem Kopfnicken, enthielt mich aber jeden Kommentars zu einer so törichten Bemerkung von jemandem, der selbst den Namen Glisselda trug.
    »Ich habe mich entschieden«, kündigte die Prinzessin an. »Ich werde beim Konzert zum Friedensfest auftreten und die Galliarde und die Pavane spielen. Nicht die Suite von Viridius, sondern die von Tertius.«
    Ich war gerade im Begriff gewesen, die Noten auf das Pult zu legen, aber nun hielt ich inne, mit dem Buch in der Hand, und überlegte meine nächsten Worte sehr sorgfältig. »Die Arpeggios von Tertius waren bisher stets eine Herausforderung für Euch, wenn ich mich recht entsinne –«
    »Willst du damit sagen, mein Spiel ist nicht gut genug?«, fragte Glisselda und hob herausfordernd das Kinn.
    »Nein, ich möchte nur daran erinnern, dass Ihr selbst Tertius eine ›blöde giftige Kröte‹ genannt und seine Noten durchs ganze Zimmer geworfen habt.« Beide Mädchen prusteten los. So vorsichtig wie jemand, der eine wackelige Brücke betritt, fügte ich hinzu: »Wenn Ihr fleißig übt und meine Ratschläge für den Fingersatz beherzigt, dann solltet Ihr in der Lage sein, es hinreichend zu beherrschen –«
    – sodass Ihr Euch nicht blamiert , hätte ich hinzufügen können, aber das schien mir unklug zu sein.
    »Ich will Viridius zeigen, dass ein schlecht gespielter Tertius immer noch besser ist als das gut gespielte Geklimpere von ihm«, sagte sie und drohte mir mit dem Finger. »Reicht meine Kunstfertigkeit aus, um meine kleinliche Rachsucht zu befriedigen?«
    »Zweifellos«, antwortete ich prompt, nur um mich sofort zu fragen, ob ich nicht etwas vorschnell geantwortet hatte. Beide Mädchen lachten wieder, daher nahm ich an, dass meine Bemerkung sie nicht vor den Kopf gestoßen hatte.
    Glisselda setzte sich auf die Klavierbank, dehnte ihre eleganten Finger und begann mit dem Tertius. Viridius hatte sie einmal laut und vor versammelter Hofgesellschaft als »so musikalisch wie ein verkochter Krautkopf« genannt. Tatsächlich war sie durchaus eifrig bei der Sache, wenn man sie mit Respekt behandelte. Wir hämmerten die Arpeggios mehr als eine Stunde lang herunter. Ihre Hände waren zierlich, einfach würde es nicht werden, aber sie beschwerte sich nie und gab auch nicht auf.
    Das Knurren meines Magens beendete jäh die Unterrichtsstunde. Typisch, dass mein Körper sich nicht um Höflichkeit scherte!
    »Deine arme Lehrerin braucht dringend etwas zu essen«, sagte Millie.
    »War das dein Magen?«, fragte die Prinzessin fröhlich. »Ich hätte schwören können, hier im Zimmer ist ein Drache. Sankt Ogdo bewahre uns, damit sie uns nicht mit Haut und Haaren frisst.«
    Ich fuhr mir mit der Zunge über die Zähne und zögerte die Antwort hinaus, bis ich mich so weit im Griff hatte.
    »Ich weiß, es ist so eine Art Nationalsport von uns Goreddis, sich über Drachen lustig zu machen, aber Ardmagar Comonot kommt bald, und ich glaube, er wäre über solche Reden nicht erfreut.«
    Bei allen Hunden im Himmel, ich war tatsächlich kratzbürstig, selbst wenn ich

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