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Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Titel: Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hartman
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wusste nikt, was ik da hörte, aber ik habbe daran geglaubt. Es war wie Krümel auf einem Waldweg, sie führten mik hierher, wo ik meine Maschine bauen kann und wo ik nikt mehr der … ähm … Leutsrek bin, Entschuldigung, ik spreke nikt gut Goreddi.«
    Er sprach besser Goreddi als ich Samsamesisch, aber das mit dem Leuteschreck begriff ich nur zu gut. Ich wagte es nicht, ihn zu fragen, ob er auch ein Halbdrache war. Sosehr ich auch hoffte, dass eben dieser Umstand mich und meine Grotesken miteinander verband, so hatte ich doch keinerlei Beweis dafür. Ich fragte: »Du bist der Musik gefolgt …?«
    »Deiner Musik.«
    »… um der Verfolgung zu entgehen?« Ich sprach freundlich zu ihm, versuchte ihm mein Mitleid auszudrücken und zu zeigen, dass ich sehr wohl verstand, wie schwierig es war, ein Zwitterwesen zu sein.
    Er nickte energisch. »Ik bin ein Daaniter«, sagte er.
    »Oh!«, erwiderte ich. Dass er verfolgt worden war, weil er Männer liebte, hatte ich nicht erwartet. Ich ertappte mich dabei, wie ich im Geiste alles neu überdachte, was Viridius mir mit glänzenden Augen über seinen Schüler erzählt hatte.
    Lars starrte auf die Reste seines Mittagessens, die Schüchternheit hatte sich wieder wie ein Schleier über ihn gelegt. Hoffentlich hatte er mein Schweigen nicht als Missbilligung verstanden. Ich musste versuchen, ihn aus dieser Stimmung zu reißen. »Viridius ist mächtig stolz auf dein Megaharmonium.«
    Er lächelte, aber er blickte nicht auf.
    »Wie hast du die Akustik für diesen Apparat berechnet?«
    Er sah mich mit seinen grauen Augen scharf an. »Akustik? Ganz einfach. Aber ik brauke etwas zum Schreiben.«
    Ich zog einen kleinen Kohlestift – eine Erfindung der Drachen, nicht leicht zu beschaffen in Goredd, aber überaus nützlich – aus der Tasche meines Umhangs. Lars verzog die Lippen zu einem flüchtigen Lächeln, dann schrieb er neben sich eine Gleichung auf das Brückengeländer. Als er keinen Platz mehr hatte, weil er inzwischen mit dem Schreiben an seinem Hintern angelangt war – er war nämlich Linkshänder –, stellte er sich auf das Geländer, balancierte wie eine Katze und schrieb weiter. Er zeichnete Hebel und Ventile, notierte, wie die verschiedenen Holzarten schwingen, und erklärte mir seine Theorie, über das Erzeugen eines speziellen Klangs bei jedem beliebigen Instrument, indem man die Eigenschaften der Schallwellen verändert.
    Alle Passanten blickten sich nach dem riesengroßen, aber dennoch gelenkigen Mann um, der auf der Balustrade balancierte, ins Schreiben vertieft war und mit samsamesischen Wortfetzen von seinem Megaharmonium brabbelte.
    Ich grinste ihn an und staunte darüber, dass jemand so besessen von einer Maschine sein konnte.
    Eine Gruppe zu Pferde näherte sich uns, aber es war schwierig für sie, über die Brücke zu reiten, weil alle Händler und Stadtbewohner Lars bei seinen Eskapaden zusahen. Die berittenen Höflinge machten einen ziemlichen Krawall mit ihren Pferden, und die Menschen stolperten zur Seite, damit sie nicht unter die Hufe gerieten. Einer der Reiter, der ganz in Schwarz gekleidet war, trieb allzu neugierige Gaffer mit seiner Reitpeitsche aus dem Weg.
    Er war Josef, Graf von Apsig. Er bemerkte mich nicht, seine Aufmerksamkeit galt ausschließlich Lars.
    Lars hob den Kopf, sah den grimmigen Blick des Grafen und wurde blass.
    Die Goreddis behaupteten ja, Samsamesisch klänge sowieso immer wie lautes Fluchen, aber der Ton, in dem Josef nun sprach, und seine Körperhaltung ließen keinen Zweifel daran, dass er Lars nicht freundlich gesinnt war. Er ritt direkt auf ihn zu, fuchtelte mit den Händen und schrie etwas. Ich erkannte die Wörter Hund und Bastard , einige andere erriet ich. Ich beobachtete Lars, ich hatte Angst um ihn, aber er ließ die Beschimpfung gleichmütig über sich ergehen.
    Josef ritt dicht an das Geländer heran und Lars konnte sein Gleichgewicht nur mit Mühe halten. Der Graf senkte die Stimme zu einem bösartigen Flüstern. Lars war stark genug, er hätte den dürren Mann mit Leichtigkeit vom Pferd stoßen können, aber er tat es nicht.
    Ich schaute mich nach Hilfe für Lars um, aber keiner der vielen Menschen, die auf der Brücke standen, machte irgendwelche Anstalten, ihm beizustehen. Lars war mein Freund, auch wenn ich ihn erst kurz kannte. Den Lauten Lauser kannte ich schon seit fünf Jahren und er war immer einer meiner Lieblinge gewesen. Ich zwängte mich zum Pferd durch und stupste Graf von Apsig am Knie, zuerst sachte,

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