Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Titel: Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hartman
Vom Netzwerk:
einem direkten Vergleich geantwortet: Es ist so, wie ein Bastard zu sein! Und nach einigem Grübeln habe ich es begriffen. Alle bewundern dich für etwas, was dir zugefallen ist und wofür du nichts kannst. Deine bloße Gegenwart macht die Menschen verlegen. Du stichst hervor, obwohl du genau das nicht willst.«
    Bei seinen Worten hatte ich unwillkürlich die Luft angehalten. Sie hatten eine Saite in mir zum Klingen gebracht, und ich wollte nicht, dass es aufhörte.
    Natürlich kannte er nicht die ganze Wahrheit über mich, und doch hatte er etwas erkannt, was niemand sonst zu bemerken schien. Trotzdem oder vielleicht sogar deswegen schätzte und respektierte er mich, und dieses Vertrauen ließ mich für einen Moment lang sehnlichst wünschen, besser zu sein, als ich war.
    Ich war ein Narr, solche Gefühle zuzulassen. Ich war ein Ungeheuer und daran würde sich auch nie etwas ändern.
    Ich hatte schon eine brüske Erwiderung auf den Lippen, hätte fast schon das Ungeheuer gegeben, wie nur ich es konnte, aber etwas hielt mich zurück. Er war nicht irgendein Drache, der mich mit kaltem Blick musterte. Nein, er hatte mir etwas von sich selbst offenbart und diese Wahrheit funkelte wie ein Diamant. Das war nicht belanglos, sondern äußerst großherzig. Wenn ich jetzt dieses Geschenk ausschlug, würde die Gelegenheit nie wieder kommen. Ich holte tief Luft und sagte mit zittriger Stimme: »Vielen Dank, aber …« Nein, kein Aber. »Vielen Dank.«
    Er lächelte. »In dir steckt mehr, als es den Anschein hat. Sag mir, welchem porphyrischen Philosophen gibst du den Vorzug?«
    Bei dem Gedankensprung musste ich fast lachen. Aber der Prinz ließ sich nicht beirren, jetzt wo wir wieder miteinander im Reinen waren. »Als du gestern Abend das Zitat erkannt hast, dachte ich bei mir: Endlich einmal jemand, der Pontheus gelesen hat!«
    »Zu viel der Ehre, ich kenne nur das ein oder andere aus seinen Werken. Papa hingegen hat seine Analekten –«
    »Gib es zu, du kennst auch noch andere Philosophen!« Die Ellbogen auf die Knie gestützt, beugte er sich neugierig zu mir. »Lass mich raten, du magst … Archiboros. Er war so begeistert von seinen eigenen Verstandeswelten, dass es ihn nicht sonderlich kümmerte, ob seine Theorien auf das echte Leben anwendbar waren oder nicht.«
    »Archiboros ist ein eingebildetes Großmaul«, erwiderte ich verächtlich. »Da ziehe ich eindeutig Necans vor.«
    »Diesen mürrischen alten Griesgram?«, rief Kiggs und schlug sich auf den Oberschenkel. »Er übertreibt maßlos. Wenn es nach ihm ginge, dann wären wir alle nichts weiter als durchgeistigte, körperlose Wesen, flüchtig und losgelöst von allen weltlichen Dingen.«
    »Wäre das so schlimm?«, fragte ich stockend. Wieder einmal hatten mich seine Worte bis ins Mark getroffen, vielleicht auch nur, weil ich so verletzlich war, dass mich selbst die harmloseste Bemerkung von ihm erschüttern konnte.
    »Ich nahm einfach an, du würdest Pontheus bevorzugen.« Interessiert betrachtete er einen nicht vorhandenen Fussel auf dem Ärmel seines Wamses, um mir die nötige Zeit zu geben, mich zu fassen.
    »Einen Professor der Jurisprudenz?«
    »Mir scheint, du hast lediglich seine frühen Werke gelesen. In seinen späteren Schriften entfaltet sich sein Genie erst so richtig.«
    »Soweit ich weiß, ist er später dem Wahnsinn verfallen«, sagte ich betont herablassend, aber sein amüsierter Gesichtsausdruck verriet mir, dass meine spitze Bemerkung ihr Ziel verfehlt hatte.
    »Wenn es Wahnsinn war, Fina, dann einer, von dem du und ich nur träumen können! Ich werde dir sein letztes Buch besorgen.« Er sah mich an und seine Augen funkelten im Schein der Laterne oder vielleicht auch im Schein heiterer Vorfreude.
    Seine unverhohlene Begeisterung machte ihn in meinen Augen nur noch anziehender. Ich sah ihn an, dann musterte ich eingehend meine Hände.
    Er räusperte sich, stand auf und steckte die Münze in sein Wams. »Nun denn. Ich gehe morgen zu Eskar und zeige ihr Ormas Münze. Mal sehen, was sie dazu zu sagen hat. Wie ich sie kenne, wird sie uns verdächtigen, Verbrechern Schutz zu gewähren. Ich fürchte, sie hat mir noch immer nicht verziehen, dass dieser Schlupfling zu Schaden gekommen ist – und erst recht nicht, dass ich mit ihr getanzt habe. Tu mir den Gefallen und sprich mit deinem Lehrer über das, was dir die Ritter erzählt haben. Wenn es uns gelingt, diesen Schurken zu identifizieren, dann kann das bei der Botschaft als Beweis unseres guten Willens

Weitere Kostenlose Bücher