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Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Titel: Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hartman
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Goredd tragen sie schwarze und gelbe Streifen«, versuchte ich meinen Ärger mit einem Scherz zu überspielen. »Aber ich nehme an, das wisst Ihr aus erster Hand.«
    Der Graf fuhr mit der Zunge über seine makellosen Zähne und zupfte an seinen Ärmelrüschen. »Normalerweise würde ich mich nicht darum scheren, aber ich mag dich, Grausleine . Also halte dich von Lars fern. Er ist ein Daaniter und ein Lügner und Unruhestifter obendrein. Er ist im Grunde gar kein Mensch.«
    »Viridius vertraut ihm«, entgegnete ich.
    »Meister Viridius hat eine gefährliche Schwäche für ihn entwickelt«, sagte der Graf. »Ihr beide scheint nicht zu begreifen, mit wem ihr es zu tun habt. Ich bete jeden Tag, dass Sankt Ogdo ihn zermalmen möge.«
    Wie gerne hätte ich erwidert, dass ich sehr wohl wusste, mit wem ich es zu tun hatte, und mich das ganz und gar nicht störte, aber alles, was ich herausbrachte, war: »Eure Meinung kümmert mich nicht. Er ist mein Freund. Ich werde mir diese Verleumdungen nicht länger anhören.«
    Ohne Vorwarnung schlang er den Arm um meine Taille. Ich versuchte, mich aus seinem Griff zu befreien, aber seine Hände umklammerten mich wie Hummerscheren. »Du bist die süßeste und unschuldigste Grausleine , die man sich nur vorstellen kann«, murmelte er. »Aber es gibt Menschen auf dieser Welt, die entsetzliche und allen Gesetzen der Natur zuwiderlaufende Dinge tun. Dinge, die ein so leichtgläubiges Kind wie du sich nicht ausmalen kann. Mit ihm ist dein schrecklichster Albtraum wahr geworden. Hör auf meine Warnung und halte dich von ihm fern. Ansonsten fürchte ich das Schlimmste für dich.«
    Er beugte sich vor und küsste mein Ohr, wie um eine geheime Absprache zu besiegeln. Plötzlich wich er zurück. »Was für ein seltsames Parfüm benutzt du da?«
    »Lasst mich los«, zischte ich mit zusammengebissenen Zähnen.
    Josef schnaubte, gab mich jedoch frei. Ohne sich noch einmal umzudrehen, stolzierte er davon.
    Ich kämpfte gegen die aufsteigende Panik an. Er hatte meinen Duft gerochen. Hatte er ihn auch als Saar identifiziert?
    Mit dem letzten Rest Würde, der mir nach dieser Erniedrigung geblieben war, ging ich zu den versammelten Musikern, entschlossen, dem gestrengen Viridius in nichts nachzustehen. Vermutlich erwarteten sie auch gar nichts anderes von mir.
    Die Bühne war sehr eindrucksvoll, aber wie sich herausstellte, auch sehr gefährlich, was fünf Bassisten leidvoll am eigenen Leibe erfuhren, als sie plötzlich durch eine Falltür stürzten. Ich schrie die Zimmerleute an und wich mit dem Chor auf die andere Seite der Halle aus, während die Handwerker erneut ans Werk gingen. Wenig später stellte sich heraus, dass der Vorhangmechanismus nicht funktionierte, überdies rutschte das Kostüm des Stelzenläufers mitten in seiner Darbietung herunter – unter anderen Umständen ein Anlass zu allgemeiner Heiterkeit –, und auch Josefs Gambensolo ließ einiges zu wünschen übrig.
    Letzteres erfüllte mich nicht mit Genugtuung, denn ich hatte den Verdacht, dass er damit nur meine Aufmerksamkeit erregen wollte. Ich blickte stur in die andere Richtung.
    Für eine Generalprobe waren die Pannen zwar nichts Ungewöhnliches, aber meine Stimmung besserte sich dadurch auch nicht. Ich knurrte jeden bärbeißig an, egal ob er es verdiente oder nicht. Die Wandermusikanten reagierten verunsichert, die Palastmusiker erheitert. Ich gab bestenfalls eine schlechte Kopie von Viridius ab, egal wie launenhaft ich auch war. Im Vorbeigehen hörte ich immer wieder Teile meines Loblieds, und das machte es schwierig, den Missmut aufrechtzuerhalten.
    Irgendwann war es Abend und meine Musiker beschlossen, sie hätten nun genug geschuftet. Was aber nur bedeutete, dass sie in einer Ecke der Halle nur so zum Spaß weitermusizierten. Musik bedeutete nur Arbeit, wenn sie auf Geheiß eines anderen stattfand. Ich hätte mich gerne zu ihnen gesellt, was ich, wie ich fand, auch redlich verdient hatte, aber Orma wartete auf mich. Also packte ich meine Sachen und eilte in die Stadt.

    Die Wärme in der Gaststube der Flutschigen Flunder war sehr angenehm, auch wenn ich mich in der Gesellschaft von Fremden und umgeben von Rauch, Geplauder und Wirtshauslärm nicht sonderlich wohlfühlte. Das Kaminfeuer und die Lampen spendeten nur ungenügend Licht. Es dauerte eine Weile, bis ich alle Tische gemustert und festgestellt hatte, dass Orma noch nicht da war. Ich suchte mir einen Platz in der Nähe des Kamins, bestellte bei der mich spöttisch

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