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Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Titel: Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hartman
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plant oder sonstwie Unruhe stiften will. Genaueres weiß Orma nicht, ich fürchte, es ist alles nur eine vage Vermutung.«
    Lucian Kiggs blickte von der Münze zu mir und wieder zurück. »Es scheint, du weißt nicht so recht, ob man seine Überlegungen ernst nehmen sollte oder nicht.«
    »Das stimmt. Ich hoffte, von den Rittern zu erfahren, ob es sich bei dem abtrünnigen Drachen tatsächlich um Imlann handelt. Ich wollte Euch nicht unnötig in Unruhe versetzen.«
    Er beugte sich zu mir. »Könnte Imlann es auf meinen Onkel abgesehen haben?«
    Seine Frage bewies, dass es mir gelungen war, sein Interesse zu wecken, und darüber war ich sehr froh. »Ich bin mir nicht sicher. Ist der Rat zu der Überzeugung gelangt, dass der Abtrünnige etwas mit Prinz Rufus’ Tod zu tun haben könnte?«
    »Der Rat ist zu so gut wie keiner Überzeugung gelangt. Die Hälfte der Mitglieder geht immer noch davon aus, dass die Ritter die ganze Sache frei erfunden haben, um möglichst viel Wirbel zu machen und Comonots Kommen zu verhindern.«
    »Und was glaubt Ihr?«, fragte ich neugierig.
    »Ich wollte die Ritter gerade eingehend befragen, als ich feststellen musste, dass mir bereits jemand zuvorgekommen war.« Er hob drohend den Zeigefinger, lächelte aber dabei. »Welchen Eindruck hattest du von ihnen? Haben sie wirklich einen Drachen gesehen?«
    »Ja.«
    Er zog die Augenbrauen hoch. »Was macht dich da so sicher?«
    »Ich … ich nehme an, es hängt mit den Einzelheiten zusammen, an die sie sich teils erinnern, teils aber auch nicht. Im Grunde ist es jedoch meine Intuition, die mir sagt, dass sie wirklich einen Drachen gesehen haben.«
    Außerdem kannte ich mich als geübte Lügnerin mit solchen Dingen aus, aber das konnte ich ihm ja wohl schlecht sagen.
    »Man darf Intuition nicht gering schätzen. Ich ermuntere meine Männer immer wieder, auf ihr Bauchgefühl zu hören. Was dich angeht, hat es sie leider im Stich gelassen.« Er warf mir einen gereizten Blick zu, dann korrigierte er sich: »Nein, lass es mich anders ausdrücken. Die irrige Annahme, ich hätte dir die Erlaubnis erteilt, mit den Gefangenen zu reden, war natürlich ein Fehler, aber was die Einschätzung deiner Person anging, hatten sie recht.«
    Wie konnte er immer noch gut von mir denken, obwohl ich mich ihm gegenüber so schäbig benommen hatte? Sofort plagten mich Gewissensbisse. »Es … es tut mir leid …«
    »Es ist ja nichts passiert«, sagte er und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Im Gegenteil, es hat uns sogar einen Schritt weitergebracht. Wie es aussieht, haben wir ein gemeinsames Interesse daran, dieses Rätsel zu lösen. Wir können uns gegenseitig von Nutzen sein.«
    Er nahm an, meine Worte bezogen sich auf meine Lüge, aber was das anging, hatte ich ihn ja längst um Verzeihung gebeten. »Ja also, ähm, es tut mir außerdem sehr leid wegen meiner Bemerkung von gestern.«
    »Ah!« Endlich huschte ein richtiges Lächeln über sein Gesicht. Der Angstknoten in meiner Brust löste sich ein wenig. »Deshalb also die ungewohnte Zaghaftigkeit. Denk nicht mehr darüber nach, für mich ist die Sache längst erledigt.«
    »Ich war schrecklich unhöflich!«
    »Und ich war schrecklich beleidigt. So wie es sich gehört. Aber das soll uns nicht im Wege stehen, Serafina. Wir ziehen am selben Strang.« Als er merkte, dass ich ihm seine Großherzigkeit nicht ganz abnahm, fügte er hinzu: »Selda und ich haben gestern lange über dich geredet und sie hat dich sehr wortreich verteidigt.«
    »Und sie hat mich nicht beschuldigt, kratzbürstig zu sein?«
    »Oh doch, das hat sie. Und das bist du ja auch.« Seinem leicht amüsierten Blick nach zu urteilen, sprach meine Miene Bände. »Schau nicht so finster drein. Es ist kein Fehler, andere wissen zu lassen, wenn sie einem auf dem Schwanz herumtrampeln. Allerdings fragt sich derjenige danach, aus welchem Grund er den Nackenbiss bekommen hat.«
    Nackenbiss. Schwanz. Ich verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Selda hat festgestellt, dass du allzu persönliche Fragen verabscheust, und ich muss zugeben, meine Fragen waren sehr persönlich. Deshalb entschuldige ich mich.«
    Ich senkte verlegen den Kopf und starrte auf meine Füße.
    »In diesem speziellen Fall ging es jedoch wohl um etwas ganz anderes. Du hast mir auf meine Frage eine ehrliche Antwort gegeben.« Er lehnte sich triumphierend zurück, als hätte er soeben ein kniffliges Rätsel gelöst. »Ich wollte wissen, wie es ist, so überaus begabt zu sein, und du hast mit

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