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Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Titel: Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hartman
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wie der Prinz fragte: »Habt ihr vergessen, wie mein Erkennungszeichen aussieht? Aha. Und hat sich Maid Dombegh damit ausgewiesen?«
    »Aber Sir, die verschärften Sicherheitsbestimmungen treten erst mit Comonots Ankunft in Kraft.«
    »Nein, sie gelten ab sofort. Nur jemand, der mein Erkennungszeichen vorweisen kann, spricht auch in meinem Namen.«
    »War es ein Fehler, sie hineinzulassen, Hauptmann?«, fragte John.
    Lucian Kiggs zögerte kurz, dann sagte er: »Nein. Du hast in dieser Sache auf deine Menschenkenntnis vertraut und sie hat dich nicht getrogen. Dennoch müssen wir in Zukunft strenger vorgehen. Bald wird der Palast von Fremden nur so wimmeln.«
    Er drehte sich um und folgte mir die Treppe hinauf. Ich beschleunigte meine Schritte. Als er mich oben eingeholt hatte, warf er mir einen finsteren Blick zu. Er erwiderte den Gruß, den Mikey der Fisch ihm entbot, packte mich am rechten Ellbogen und schob mich den Gang entlang.
    »Für wen arbeitest du?«, fragte er, als wir außer Hörweite waren.
    War das eine Fangfrage? »Für Viridius, wen sonst?«
    Er blieb abrupt stehen. »Jetzt hast du die Gelegenheit, die Wahrheit zu sagen. Ich kann Katz-und-Maus-Spiele nicht leiden. Du bist ertappt worden, also versuch nicht länger, mich hinters Licht zu führen.«
    Bei allen Himmeln, er verdächtigte mich allen Ernstes, eine ausländische Spionin zu sein, im Auftrag einer Regierung oder sonst irgendwem. Oder im Auftrag eines Drachen. Und vielleicht lag er damit gar nicht so falsch.
    »Können wir uns bitte an einem anderen Ort unterhalten?«
    Er ließ den Blick schweifen. Im Ostflügel befanden sich die Quartiere der Dienerschaft, die Vorratsräume, Küchen und Werkstätten. Nach kurzer Überlegung führte er mich über einen kleinen Flur zu einer großen Tür und schloss sie auf. An einer Kerze im Wandleuchter entzündete er eine bereitstehende Laterne, schob mich zur Tür hinein und verriegelte sie von innen. Wir befanden uns am Fuß einer Wendeltreppe, die in eine undurchdringliche Dunkelheit führte. Doch statt hinaufzusteigen, setzte er sich auf die fünfte Stufe und stellte die Laterne neben sich ab.
    »Wo sind wir hier?«, fragte ich und legte den Kopf in den Nacken, um nach oben zu spähen.
    »In meinem Trotzturm, wie Glisselda zu sagen pflegt«, antwortete er knapp und ohne jede weitere Erklärung. Die Laterne tauchte ihn in ein gespenstisches Licht, was es umso schwerer machte, sein Mienenspiel zu lesen. Aber dass er nicht lächelte, war unübersehbar. »Es wäre ein Leichtes gewesen, meine Einwilligung für ein Gespräch mit den Rittern zu erhalten. Du hättest nur fragen müssen. Es passt mir nicht, dass du unter einem Vorwand in meinem Namen handelst.«
    »Das war nicht recht, verzeiht mir«, stammelte ich. Was um alles in der Welt hatte ich mir dabei gedacht? Und wieso fiel es mir so viel leichter, Fremden etwas vorzugaukeln, als mit dem Prinzen zu reden? Ich öffnete meine Geldbörse und holte die Goldmünze hervor, achtete jedoch darauf, dass er die kleine Quig-Figur nicht zu sehen bekam. »Mein Lehrer Orma hegt gewisse Befürchtungen in Bezug auf einen abtrünnigen Drachen. Ich habe ihm versprochen, Euch seinen Verdacht mitzuteilen.«
    Im Schein der Laterne betrachtete Lucian Kiggs wortlos die Münze. Gerade noch sehr gesprächig, war er nun umso schweigsamer, ein Umstand, der mich nervös machte. Seine Skepsis gegenüber der Überbringerin dieser Botschaft war nur zu verständlich. Kein Wunder, dass er mir plötzlich mit Misstrauen begegnete. Bei allen Heiligen und deren Hunden, es war ein Fehler gewesen, seine Wachleute zu übertölpeln.
    »Ein Bote hat ihm nach den Begräbnisfeierlichkeiten diese Münze übergeben«, fuhr ich fort. »Orma behauptet, sie habe seinem Vater gehört.«
    »Wenn er das sagt, wird es wohl stimmen«, erwiderte der Prinz und betrachtete die Rückseite des Geldstücks. »Drachen kennen sich mit Münzen aus.«
    »Sein Vater ist General Imlann, der in Ungnade gefallen ist und verbannt wurde, weil er Schätze gehortet hat.«
    »Auf dieses Vergehen steht nicht unweigerlich die Verbannung«, widersprach der Prinz und bemühte sich gar nicht erst, seine Zweifel zu verbergen.
    »Ich nehme an, Imlann hat sich weiterer Vergehen schuldig gemacht. Orma mochte sich nicht näher darüber auslassen.« Und schon wieder ertappte ich mich beim Lügen. Es nahm einfach kein Ende. »Er ist davon überzeugt, dass Imlann sich in Goredd herumtreibt und womöglich einen Anschlag auf den Ardmagar

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