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Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Titel: Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hartman
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Getränke ab. Er folgte meinem Blick. Aus grünen Glasfäden zwirbelten die Quigutl ein eiförmiges Geflecht von der Größe eines Korbs.
    »Warum nehmen die Glasbläser sie nicht in ihre Dienste?«, fragte ich ihn.
    »Aus demselben Grund, aus dem die Goldschmiede es nicht tun«, erwiderte er und reichte Basind eine Tasse Gerstenwasser. »Unter anderem deshalb, weil sie nur widerwillig den Anweisungen anderer folgen.«
    »Wieso verstehen Saar nichts von Kunst?«, fragte ich und bewunderte die schimmernde Glaskreation. »Die Quigs tun es ja auch.«
    »Das hat nichts mit Kunst zu tun«, sagte Orma knapp.
    »Wie willst ausgerechnet du das beurteilen?«
    Er machte ein finsteres Gesicht. »Wir schätzen Kunst nicht auf die gleiche Weise, wie Menschen es tun. Im Grunde hat sie keinerlei Bedeutung für uns.«
    Einer der Quigs kletterte auf den Tisch und setzte sich auf das gläserne Ei. Es zersplitterte in tausend Scherben.
    »Hab ich’s nicht gesagt?«, murmelte Orma.
    Ich dachte an die Echse mit Menschengesicht in meiner Börse; die kleine Figur rührte mich auf seltsame Weise an. Vielleicht hatte Orma trotz allem unrecht.
    Der Schankwirt kam herbeigeeilt. Er fuchtelte mit einem Besen herum und polterte los, woraufhin die Quigs die Flucht ergriffen. Einige krochen unter den Tisch, andere huschten die Wand hinauf. »Fegt sofort die Scherben auf!«, rief er. »Ihr könnt hier nicht einfach herumhüpfen wie die Affen.«
    Die Quigs zischten Beleidigungen, kamen jedoch zurück und machten den Tisch sauber. Mit den Haftklauen ihrer Arme am Bauch sammelten sie die Scherben ein, steckten sie in den Mund, kauten und spukten sie dann als geschmolzene Kugeln in ein Glas Bier.
    Auch an unserem Tisch stand ein Glas Bier, Orma hatte es für sich bestellt. Basind beugte sich neugierig darüber und schnüffelte daran. Als er sich zurücklehnte, hatte er einen Tropfen Schaum an der Nase. »Das ist ein Rauschmittel. Ich müsste es melden.«
    »Wie lautet Anmerkung 9 der Ausnahmeregelungen?«, fragte Orma kalt.
    »Ein Gelehrter, der inkognito unterwegs ist, darf vom Standardprotokoll Nr. 22 und Nr. 27 abweichen wie auch von jeder anderen Bestimmung, um gegebenenfalls seine Tarnung nicht zu gefährden.«
    »So ist es.«
    »Zusatz Nummer 9a«, fuhr Basind ungerührt fort. »Besagter Gelehrter muss in Formular 89XQ sämtliche Regelverletzungen auflisten und sich auf Nachfrage einer psychologischen Befragung unterziehen und/oder die Unumgänglichkeit seiner Handlungsweise vor der Zensurbehörde darlegen.«
    »Das reicht, Basind«, knurrte Orma. Wie der Schutzpatron der Komödie es wollte, brachte just in diesem Moment ein Quigutl unser Abendessen: in Öl gedünstetes Lamm für mich, Lauch und Rüben für Basind und für meinen Onkel eine fette gegarte Wurst.
    »Wie ist das eigentlich? Muss man für jedes Vergehen ein separates Formular ausfüllen oder kann man Wurst und Bier zusammen angeben?«, fragte Basind überraschend spitzfindig.
    »Auf getrennten Formularen, wenn ich mal wieder mit einer Anhörung dran bin«, erwiderte Orma trocken. Er nahm einen Schluck. »Du kannst mir später beim Ausfüllen helfen.«
    »Eskar sagt, dass es nicht ohne guten Grund solche Regeln gibt«, brabbelte Basind. »Ich muss zum Beispiel Kleidung tragen, damit ich die Leute nicht verschrecke. Ich darf keine Butter auf meine juckende Haut schmieren, weil sich sonst meine Zimmerwirtin aufregt. Und wir dürfen kein Fleisch von Tieren essen, weil es unseren Hunger nach menschlichem Fleisch und Blut anregt.« Er sah mich aus seinen scheußlichen Glupschaugen an.
    »Das ist in etwa der Grundgedanke«, bestätigte Orma. »Aber ich bin niemals in Versuchung geraten, zumindest nicht bei Würstchen, denn mit Fleisch hat dieses Gericht nicht mehr allzu viel zu tun.«
    Basind sah sich in dem dämmrigen Kellerraum um. Er ließ den Blick über die anderen Saarantrai schweifen und murmelte: »Ich müsste alle hier im Raum melden.«
    Orma beachtete ihn nicht weiter, sondern holte einige Münzen aus einer versteckten Wamstasche hervor, ließ die Hand unter dem Tisch verschwinden und klimperte mit den Geldstücken. Blitzschnell huschten die Quigs unter den Tisch und ringelten sich wie Schlangen um unsere Füße. Das war selbst mir ein bisschen zu viel.
    Orma streute die Münzen aus, als würde er Hühner füttern. Die Quigs balgten sich um die Geldstücke, hielten einen Augenblick inne und scharten sich dann erwartungsvoll um Basind.
    »Weg da!«, sagte Basind verdattert. »Lasst

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