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Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Titel: Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hartman
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mir lohnend, ihn in dieser Angelegenheit zu befragen.
    Ich hoffe, Ihr habt das Gespräch mit Eskar nicht aufgeschoben, weil Ihr Euch Hinweise von Orma erwartet habt. Ich bedauere sehr, dass er keine genaueren Angaben machen kann.
    Ich überlegte, wie ich den Brief unterzeichnen sollte, ohne unpassend vertraut oder lächerlich steif zu klingen. Schließlich entschied ich mich, den Schluss genauso förmlich zu halten wie die Anrede. Ich drückte einem Pagen das Schreiben in die Hand, wünschte allen meinen Grotesken eine gute Nacht und legte mich zeitig schlafen. Der morgige Tag versprach sehr, sehr lang zu werden.

    Die aufgehende Sonne färbte den Himmel rosa und grau; er sah aus wie der gesprenkelte Bauch einer Forelle. Die Zofen klopften an meine verriegelte Tür, lange bevor ich mit der Morgentoilette fertig war, und im Frühstückssaal vibrierte es geradezu von erwartungsvoller Spannung. Die grün-violetten Banner von Belondweg, Goredds erster Königin, flatterten von den Turmspitzen und schmückten die Häuser der Stadt.
    Eine lange Reihe von Kutschen wand sich vom Fuß des Hügels bis hinauf in den Palasthof. Sie brachten Würdenträger aus dem ganzen Südland, die sich die seltene Gelegenheit, Ardmagar Comonot in seiner menschlichen Gestalt zu sehen, nicht entgehen lassen wollten.
    Zusammen mit den anderen Musikern sah ich mir von der Warte des Torhauses aus Ardmagars langsame Prozession an. Comonot war schon vor Morgengrauen losgeflogen und vor dem Südtor gelandet, um dem Gesetz Genüge zu tun und die Leute nicht in Angst und Schrecken zu versetzen. Aber da jedermann von seiner bevorstehenden Ankunft wusste, hatte sich schon in den Nachtstunden eine Menschenmenge versammelt. Vertreter des Königshauses hatten daraufhin Comonot willkommen geheißen und ihn und sein Gefolge mit Kleidung ausgestattet, sobald die Drachen ihre Gestalt gewandelt hatten. Danach war ein zwangloses Frühstück vorgesehen gewesen, sodass es bereits später Vormittag war, als er sich mit seinen Begleitern zum Palast aufmachte. Comonot hatte jedoch abgelehnt, ein Pferd zu besteigen, und stattdessen darauf bestanden, die Stadt zu Fuß zu durchqueren, um höchstpersönlich all jene begrüßen zu können, die freudig jubelnd oder stumm die Straßen säumten.
    Er hatte den Kathedralenvorplatz just in dem Moment erreicht, als die rückwärtslaufende Uhr zum letzten Mal schlug. Eine gespenstisch wirkende, mechanische Leierkastenmelodie sei erklungen, hieß es später, und die Königin und der Drache hätten eine Gigue zusammen getanzt. Jene, die Augenzeugen gewesen waren, behaupteten, es seien in Wirklichkeit Puppenspieler gewesen, denn keine Maschine könnte so etwas zustande bringen.
    Ich würde jede Wette eingehen, dass Lars einen solchen Mechanismus entwerfen konnte, aber ich war ja auch nicht dabei gewesen.
    Obwohl der Ardmagar in ein leuchtendes Blau gekleidet war, fiel er in dem Gedränge und zwischen all den wehenden Fahnen kaum auf, denn in seiner Saarantras-Gestalt war er kein großer Mann. Alle, die wir vor Kälte zitternd auf der Warte standen, waren denn auch nur mäßig beeindruckt.
    »Er ist ja winzig!«, plapperte ein Posaunist drauflos. »Ich könnte ihn mit meinem Absatz zermalmen!«
    »Und wer ist jetzt eine Kakerlake, Drecks-Saar?«, rief einer meiner Trommler lautstark.
    Ich zuckte zusammen und hoffte inständig, dass niemand, der von Einfluss war, es gehört hatte. Hatte es tatsächlich so schnell bei Hofe die Runde gemacht?
    »Ich will keine weitere respektlose Bemerkung mehr hören, habt ihr mich verstanden?«, blaffte ich sie an. »Andernfalls werdet ihr ab sofort euer Abendessen als Straßenmusikanten verdienen.« Einige sahen mich skeptisch an, weshalb ich hinzufügte: »Viridius hat mir ausdrücklich freie Hand gegeben. Wenn ihr mir nicht glaubt, dann könnt ihr es ja darauf ankommen lassen.«
    Betreten senkten sie den Kopf, und insgeheim dankte ich Sankt Loola, Schutzpatronin der Kinder und Narren, dass keiner mich auf die Probe stellen wollte.
    Diejenigen von uns, die die Fanfare spielen sollten, machten sich auf zur Empfangshalle; sie war bis unters Dach vollgestopft mit allem, was im Südland Rang und Namen hatte. Von meinem Platz hoch oben in der Galerie aus konnte ich sehen, dass Graf Pesavolta von Ninys und der Herrscher von Samsam beide je ein Viertel des Raums in Beschlag genommen hatten, der Erstere extravagant und laut, der Letztere mürrisch und ernst. Unter den Leuten aus Ninys entdeckte ich auch Dame

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