Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Titel: Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hartman
Vom Netzwerk:
verschwunden, was allerdings nicht unbedingt hieß, dass er es auch gegessen hatte. Er blickte verwirrt drein und machte einen seltsam verlorenen Eindruck.
    »Wir müssen zurück nach Sankt Ida«, sagte Orma und streckte die Hand aus, um Basind beizubringen, wie Menschen sich verabschieden. Schmunzelnd schüttelte ich sie. Normalerweise hielt Orma solche Umgangsformen für entbehrlich.
    Dann war Basind an der Reihe. Er weigerte sich, meine Hand wieder loszulassen. Als ich sie ihm grob entzog, sah er mich mit einem unergründlichen Ausdruck an, über den ich lieber nicht so genau nachdenken wollte. »Noch mal!«, schnarrte er so begierig, dass mir ganz flau wurde.
    »Ab nach Hause«, befahl Orma. »Du musst deine Übungen machen, meditieren und dein Gedankengebäude ordnen.«
    Basind schniefte enttäuscht und rieb sich die Hände, wie um meine Berührung nachzuahmen, ehe er lammfromm meinem Onkel die Treppe hinauf folgte.
    Ich vergewisserte mich noch rasch beim Schankwirt, ob Orma unsere Rechnung bezahlt hatte, da er solche Dinge gelegentlich vergaß. Mit einem letzten Blick auf das etwas wunderliche, streng riechende, lautstarke, aber friedliche Beieinander verschiedener Spezies, dem wahr gewordenen Wunschtraum, wie ihn die Macher des Friedensschlusses nicht kühner hätten ersinnen können, erklomm ich die Stufen.
    »Mädchen?«, hörte ich da eine unsichere Stimme hinter mir.
    Ich drehte mich um. Vor mir stand ein milchgesichtiger junger Student mit Kreidestaub im Haar. In der Hand hielt er einen sehr kurzen Strohhalm. Die jungen Burschen an dem Tisch hinter ihm taten ihr Bestes, möglichst unbeteiligt zu wirken, auch wenn sie alles aufmerksam verfolgten.
    »Willst du etwa schon gehen?« Zwar brachte er die Frage, ohne zu stammeln, heraus, aber seine fahrigen Handbewegungen und sein unruhiger Blick verrieten seine Unsicherheit. »Möchtest du dich nicht zu uns gesellen? An unserem Tisch sitzen nur Menschen – na ja, abgesehen von Jim – und wir sind eine ehrbare Runde. Wir müssen ja auch nicht über Mathematik reden. Es ist einfach nur so, dass wir hier kein Mädchen mehr zu Gesicht bekommen haben, seit das Sezieren unter Strafe gestellt wurde.«
    Fast alle seine Gefährten brachen in lautes Gelächter aus. Nur der Saarantras in ihrer Mitte fragte leicht verdattert: »Aber es stimmt doch, was er sagt. Was habt ihr denn?«
    Ich musste mitlachen; im Grunde genommen fand ich ihr Angebot verlockender als Guntards Einladung in den Albernen Affen . Ich fühlte mich den kreidebestäubten jungen Männern, die eifrig Rechenformeln auf die Tische kritzelten, seltsam nahe. Vielleicht zog das Sankt Bert nur jene Menschen an, die in ihrem Wesen eine Spur von Saar hatten.
    Ich legte meine Hand kameradschaftlich auf seine Schulter und sagte: »Glaubt mir, ich würde nur allzu gerne hierbleiben. Nebenbei bemerkt: Unterschätzt nicht den Reiz der Mathematik. Wenn ich jemals wiederkomme, dann nur, wenn ich mit euch zusammen auf Tische kritzeln darf.«
    Bei seiner Rückkehr an den Tisch wurde er von seinen Freunden mit lautem Gejohle empfangen und alle ließen ihn ob seines Mutes hochleben. Ich musste lächeln. Zuerst die ältlichen Ritter und jetzt das. Offenbar mauserte ich mich allmählich zum Liebling von Goredd. Bei dem Gedanken musste ich laut auflachen. Und dieses Lachen gab mir den nötigen Mut, mich hinaus in die kühle Nacht zu wagen.

Fünfzehn
    A ls ich auf Schloss Orison ankam, war es bereits spät, und ich fragte mich, wo ich um diese Zeit Lucian Kiggs finden würde. Natürlich lag es nahe, ihn im Blauen Salon zu suchen; bestimmt würde Glisselda dort wie üblich Hof halten. Aber ich musste davon ausgehen, dass meine Kleider nach Wirtshaus rochen oder schlimmer noch, nach Quigutl, und dass alle längst zu Bett gegangen wären, bis ich mich umgezogen und gewaschen hätte.
    Tatsächlich jedoch war der wahre Grund ein anderer: Ich wollte einfach nicht hingehen.
    Stattdessen kehrte ich in mein Zimmer zurück und schrieb eine Nachricht.
    Eure Hoheit,
    ich habe mit Orma gesprochen, aber bedauerlicherweise konnte er den von Euren Rittern beschriebenen abtrünnigen Drachen nicht eindeutig wiedererkennen. In diesem Zusammenhang muss ich Euch noch mitteilen, dass die Ritter von einem gewissen Sir James Peascod gesprochen haben, der während der Kriege als wahrer Kenner der verschiedenen Drachen gegolten hat. An dem betreffenden Abend war Sir James ebenfalls zugegen, gut möglich, dass er den Drachen erkannt hat. Es erscheint

Weitere Kostenlose Bücher