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Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Titel: Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hartman
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mich in Ruhe!«
    Ich begriff zuerst nicht, dass Orma uns mit seinem kleinen Trick eine kurze Verschnaufpause verschafft hatte, damit wir in Ruhe reden konnten, bis er meinen Arm packte, mich vom Tisch wegzog und raunte: »Ich kenne die Handzeichen der Quigs, ich habe ihnen zu verstehen gegeben, dass Basind zu Hause einen Schatz hortet. Wenn du mir etwas zu sagen hast, dann schieß los.«
    »Ich habe Kiggs die Goldmünze gezeigt und ihm von deinem Verdacht erzählt.«
    »Und?«
    »Ein abtrünniger Drache wurde auf freiem Feld gesichtet. Zwei Ritter wollen ihn mit eigenen Augen gesehen haben. Ich habe mit den beiden gesprochen. Sie behaupten, sein linker Flügel sei durchlöchert; Form und Umriss erinnere an eine Ratte. Hat dein Vater so eine Verletzung?«
    »Er hat eine Verletzung, die von Eissplittern herrührt, aber sie dürfte inzwischen längst verheilt sein. Was nicht heißt, dass nicht neue Schrammen hinzugekommen sind.«
    »Mit anderen Worten, es kann sich um Imlann handeln oder auch nicht«, seufzte ich enttäuscht. »Was kannst du mir über seine natürliche Gestalt sagen? Woran könnte Kiggs ihn erkennen?«
    Orma hatte den Saarantras seines Vaters so vage beschrieben, dass ich mit der nun folgenden Genauigkeit gar nicht gerechnet hatte: der besondere Schimmer von Imlanns Haut (der im Mondlicht variierte), die außerordentliche Schärfe seiner Krallen, die genaue Form und Farbe seiner Augen (die sich veränderte, sobald er sein drittes Augenlid schloss), die Krümmung seines Horns und wie er seine Flügel faltete (mit geradezu mathematischer Präzision), sein streng riechender, schwefeliger Atem, seine Neigung, links anzutäuschen, um dann rechts anzugreifen, die Beschaffenheit seiner Fußsehnen.
    Orma erinnerte sich so klar und deutlich an die Drachengestalt seines Vaters, als handele es sich dabei um eine besondere Kostbarkeit. Es hörte sich an, als würde er einen Münzschatz anpreisen, den ich auf den ersten Blick von allen anderen unterscheiden könnte. Es hatte keinen Zweck, genauer nachzufragen. Ob Drachen die Beschreibungen von Menschen ebenso verwirrend fanden? Brauchte es Zeit und Erfahrung, bis man uns auseinanderhalten konnte?
    »Ich merke schon, du hörst mir nicht richtig zu«, sagte Orma. »Du hast diesen leeren Blick, der früher deinem Geschichtslehrer vorbehalten war. Du könntest nach Imlann Ausschau halten –«
    »Aber du hast es mir doch ausdrücklich verboten!«, unterbrach ich ihn.
    »Lass mich ausreden. Du könntest in deinem Kopf nach ihm Ausschau halten, in den Erinnerungen deiner Mutter. Bestimmt hat Linn dir ein Bild von unserem Vater hinterlassen.«
    Ich machte den Mund auf und gleich wieder zu. Ich hatte keine Lust, in dieser Schatulle zu wühlen, nicht wenn es sich irgendwie vermeiden ließ.
    Die Ritter hatten einen gewissen Sir James erwähnt, der als Drachenspezialist galt. Mit ihm musste ich sprechen, besser gesagt, Kiggs musste das. Bis dahin konnte ich nur hoffen, dass Kiggs, in Erwartung brauchbarer Hinweise, nicht gänzlich auf ein Gespräch mit Eskar verzichtet hatte.
    Inzwischen war Basind mit Hilfe des Schankwirts und seines Besens die Quigs losgeworden, unsere Zeit war also um.
    »Dreh dich mit dem Rücken zu Basind«, flüsterte Orma. »Ich möchte nicht, dass er sieht, was ich dir jetzt gebe.«
    Ich fand, es war ein bisschen spät, so zu tun, als wäre Orma ein gesetzestreuer Saar. »Wovon sprichst du?«
    Orma gab vor, sich am Kopf zu kratzen, ließ den Schlupfling jedoch keine Sekunde aus den Augen. Als er den Arm sinken ließ, legte er unauffällig einen kalten Metallgegenstand in meine Hand. Es war einer seiner Ohrringe. Ich hielt erschrocken den Atem an und wollte Orma den Schmuck sofort wieder zurückgeben, aber Orma sagte leise: »Die Zensoren sehen das nicht. Ein Quig hat daran herumgebastelt, sodass sie mich nicht mehr beobachten können.«
    »Irgendwann merken die Zensoren, dass du sie ausgetrickst hast.«
    »Ich nehme an, das haben sie bereits. Bald werden sie mir ein neues Paar verpassen, es wäre nicht das erste Mal. Schalte ihn ein, wenn du in Schwierigkeiten bist, dann komme ich so schnell ich kann zu dir.«
    »Ich habe versprochen, nicht auf eigene Faust nach Imlann zu suchen.«
    »Das brauchst du womöglich gar nicht«, sagte er. »So oder so habe ich ein persönliches Interesse an der Sache.«
    Ich steckte den Ohrring in mein Mieder und wir kehrten an den Tisch zurück. Auf Basinds Tunika waren verschmierte Handabdrücke und sein Essen war

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