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Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Titel: Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hartman
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und Riechvermögen sind beklagenswert schlecht, aber die anderen Sinne machen das wieder wett.«
    Ich machte einen Knicks; ich wollte mich nicht auf eine Unterhaltung mit ihm einlassen. Vielleicht würden dann noch mehr Erinnerungen meiner Mutter auf mich einstürzen. Im Moment war die Blechschatulle ruhig.
    Aber der Ardmagar ließ nicht locker. »Für uns riecht und schmeckt alles wie Asche, und durch unsere Schuppen hindurch spüren wir kaum, wenn man uns berührt. Wir hören sehr gut, aber bei euch erwecken Töne auch Gefühle. Alle eure Sinne lösen seltsamerweise Gefühle aus, aber ganz besonders das Gehör … das ist der Grund, weshalb ihr musiziert, nicht wahr? Um diesen Teil eures Gehirns zu reizen?«
    Aus Ormas Mund konnte ich diese Art von Unverständnis gerade noch ertragen, aber bei dem eingebildeten, alten Saar ärgerte es mich. »Unsere Gründe sind sehr viel komplizierter«, sagte ich.
    Er winkte ab und blies die Wangen verächtlich auf. »Wir haben die Künste aus jedem erdenklichen Blickwinkel untersucht. Sie haben nichts mit Vernunft zu tun. Sie sind letztlich nichts anderes als eine Art Selbstbelohnung.«
    Er kippte seinen Wein hinunter und wandte sich dann den Tänzern zu, um sie zu beobachten. Wie ein Kind staunte er über das Spektakel, berauscht von dem Fest der Sinne, das man ihm bereitete: süße Düfte und gewürzter Wein, das Klappern der Tanzschuhe, das Kratzen der Bögen auf den Saiten. Als eine Gräfin an ihm vorbeiging, streckte er die Hand aus und berührte ihr grünes Seidenkleid. Zum Glück bemerkte sie es nicht.
    Paare stellten sich zu einem Schreittanz auf. Comonot betrachtete sie entzückt, als wären sie duftende Kirschblüten. Sein Blick wurde so sanft, wie man es sonst von einem Drachen in Menschengestalt nicht kannte, und ich fragte mich, wie viele Gläser Wein er wohl schon getrunken hatte. Es wunderte mich, dass er hier stehen und den Empfindsamen spielen konnte, während Orma, wenn er mit mir sprach, sich immer vor den Zensoren in Acht nehmen musste.
    »Ist dieser Tanz schwierig?«, fragte er und beugte sich zu mir.
    Ich wich einen Schritt zurück. Wahrscheinlich konnte er meine Schuppen nicht riechen, so betrunken, wie er war, aber warum sollte ich ein unnötiges Risiko eingehen?
    »Dieser Tanz interessiert mich«, sagte er. »Ich möchte alles ausprobieren. Vielleicht dauert es ja wieder vierzig Jahre, bis ich erneut diese Gestalt annehme.«
    Hatte er mich jetzt zum Tanz aufgefordert? Nein, er wollte, dass ich ihn aufforderte. Ich wusste nicht, ob ich geschmeichelt oder verärgert sein sollte. Gleichmütig sagte ich: »Ich habe ihn noch nie getanzt. Aber wenn Ihr die Tänzer aufmerksam beobachtet und auf ihre Schritte achtet, werdet Ihr bemerken, dass sich die Schrittfolge immer von Neuem wiederholt, was, wie ich vermute, daran liegt, dass sich auch die Melodien wiederholen.«
    Der Ardmagar starrte mich an. Seine Augen traten etwas hervor, sie erinnerten mich auf eine unangenehme Art an Basind. Er fuhr sich mit der Zunge über seine dicken Lippen und sagte: »Genauso würde ein Drache an das Problem herangehen. Du siehst, unsere beiden Völker sind gar nicht so verschieden voneinander.«
    Ehe er weitersprechen konnte, sagte eine Frauenstimme hinter uns: »Ardmagar, würdet Ihr gerne einen unserer Tänze aus Goredd wagen?«
    Es war Glisseldas Mutter, Prinzessin Dionne, die ein auffallend gelbes Seidenkleid trug, dazu ein schlichtes Diadem und einen zarten Schleier über dem mit einem zarten Netz kunstvoll hochgesteckten Haar. Sie strahlte wie ein goldener Phoenix aus Ziziba. Im Vergleich dazu wirkte ich in meinem kastanienbraunen Gewand wie eine schmucklose Henne. Ich machte für sie Platz, erleichtert, dass sie die ganze Aufmerksamkeit des Ardmagar auf sich ziehen wollte, aber Comonot, der alte Fuchs, deutete auf mich. »Ich habe eben mit dieser interessanten jungen Dame über das Tanzen gesprochen.«
    Die Prinzessin reckte die elegant geschwungene Nase und warf mir von oben herab einen kühlen Blick zu. »Das ist nur eine Musikmamsell. Sie hat Viridius dabei geholfen, das Konzert heute Abend zu gestalten.«
    Anscheinend hatte ich nicht einmal einen Namen. Aber mir war das gerade recht. Ich machte einen Knicks und ging, so schnell es die Höflichkeit zuließ.
    Ein rosafarbener Satinstoff klatschte mir an den Kopf. Verdutzt blickte ich auf, gerade noch rechtzeitig, um den weiten Ärmel von Prinzessin Glisseldas Kleid ein weiteres Mal ins Gesicht zu kriegen. Sie lachte und

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