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Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Titel: Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hartman
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Das Orchester war gerade dabei, die Wiederholungen zu beenden und die Anfangstakte der Pavane zu intonieren. Ich ging auf das Tanzparkett, aber nirgendwo sah ich ein rotes Wams.
    »Du siehst hübsch aus!«, flüsterte mir Kiggs plötzlich ins Ohr.
    Ich blinzelte verlegen. Für gewöhnlich erwiderte man Komplimente und jeder normale Mensch antwortete instinktiv darauf, aber mir klopfte das Herz bis zum Hals und mir fiel nichts ein, was ich hätte sagen können. Schließlich stieß ich hervor: »Nein, das stimmt nicht.«
    Er grinste, wahrscheinlich, weil ich mich einfach lächerlich benahm. Dann bot er mir seinen Arm und führte mich mitten unter die anderen Pavanetänzer. Ich wusste nicht, wohin ich mich stellen sollte, aber er zog mich einfach zu sich und wir legten die Handflächen auf Schulterhöhe gegeneinander. Das war die Eröffnungsposition.
    »Dein Dudelsackpfeifer hat recht gut gespielt«, sagte er, als die Promenade begann.
    »Er ist nicht mein Dudelsackpfeifer«, erwiderte ich gereizter als nötig, weil mir Guntards vorherige Anspielung noch im Kopf herumspukte. »Es ist Viridius’ Dudelsackspieler.«
    Wir machten eine Drehung nach links, dann nach rechts. Kiggs sagte: »Ich weiß ganz genau, was er für Viridius bedeutet. Du brauchst deswegen gar nicht so empfindlich zu sein. Es ist offensichtlich, dass du einen anderen liebst.«
    »Was meint Ihr damit?«, fragte ich verdattert.
    Er tippte sich mit der freien Hand an die Schläfe. »Hab’s herausgefunden. Hab keine Angst, ich verurteile dich nicht.«
    Er verurteilte mich nicht? In wen um alles in der Welt war ich seiner Meinung nach verliebt? Ich wollte es zwar wissen, aber doch nicht so sehr, um in Kauf zu nehmen, dass sich das Gesprächsthema mir zuwandte. Also fragte ich ihn: »Wie lange kennt Ihr Graf von Apsig schon?«
    Kiggs zog die Augenbrauen hoch, während wir uns an den Händen fassten, die Arme hochstreckten und einander langsam umkreisten. »Seit ungefähr zwei Jahren ist er hier.« Er sah mich an. »Warum fragst du?«
    Ich zeigte auf die anderen Tänzer, die mit uns im Kreis schritten. Josefs schwarzes Wams stach hervor, nur zwei Paare von uns entfernt. »Er macht Viridius’ Dudelsackspieler das Leben schwer. Ich habe ihn erwischt, wie er gegen den armen Kerl handgreiflich geworden ist.«
    »Als er hierher an den Hof kam, habe ich ihn natürlich genauer unter die Lupe genommen«, sagte Kiggs, während wir uns in einem Pas de Segosh drehten und in entgegengesetzter Richtung schritten. »Seit drei Generationen ist er der erste Apsig, der sich wieder aus den Bergen hervorgewagt hat. Seine Familie galt schon als ausgestorben, deshalb war ich neugierig.«
    »Ihr und neugierig?«, sagte ich. »Das kann ich mir kaum vorstellen.«
    Er antwortete auf meine Dreistigkeit mit einem Lächeln. »Allem Anschein nach war seine Großmutter die Letzte dieses Namens und er hat den Namen wieder neu angenommen. Es kursieren auch Gerüchte in Samsam, dass er einen unehelichen Halbbruder hat. Vielleicht ist Lars mehr als nur ein einfacher Diener.«
    Ich runzelte die Stirn. Wenn Lars nicht ein Halbdrache war, sondern die Schande der Familie, dann würde dies Josefs Feindschaft erklären. Trotzdem wurde ich das Gefühl nicht los, dass alles noch viel komplizierter war.
    Kiggs hatte weitergeredet und ich hörte ihm jetzt wieder zu. »In Samsam geht man mit unehelichen Kindern sehr hart um. Hier ist es meistens nur für den armen Bastard unangenehm, dort ist die Ehre der ganzen Familie beschmutzt. Die Samsamesen sind sehr große Verehrer von Sankt Vitt.«
    »Deine Sünden lodern hell zurück in die Vergangenheit?« , sagte ich aufs Geratewohl.
    » Und in die Zukunft aller deiner Söhne – ja. Gut zitiert!« Wir drehten uns wieder, seine Augen funkelten und erinnerten mich an Prinz Rufus. Kiggs beugte sich zu mir und fügte ernst hinzu: »Ich weiß ja, dass du Nachforschungen zu diesem Thema anstellst, aber ich würde dir nicht empfehlen, Lars zu fragen, wie es ist, ein Bastard zu sein.«
    Ich blickte ihn erschrocken an. Er lachte leise vor sich hin. Dann mussten wir beide lachen und etwas zwischen uns veränderte sich. Es war, als hätte ich die Welt bisher durch geöltes Pergament oder durch rußgeschwärztes Glas betrachtet, das mit einem Mal beiseitegezogen wurde. Alles war mit einem Mal sehr klar und hell, die Musik spielte majestätisch auf, wir standen da und der Saal drehte sich um uns, und inmitten von all dem war Kiggs und lachte.
    »Ich muss mich wohl

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