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Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Titel: Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hartman
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eine Ballista?«
    »Eine Art Wurfmaschine, die Speere schleudert. Aber diese hier schleudert … was ist das?«
    Es ähnelte einer Harpune; daran befestigt war ein Gefäß, das etwas Unbestimmbares enthielt. »Ich glaube, ich will es gar nicht wissen«, sagte ich. Es sah aus wie eine riesige Klistierspritze, mit der man Drachen einen Einlauf verabreichen konnte, aber das vor einem Prinzen von Geblüt, egal ob Bastard oder nicht, laut zu sagen, traute ich mich nicht.
    »Stecke es hier hinein«, sagte er und reichte mir eine Satteltasche, in der sich wohl unser Proviant befand. »Hast du dich warm genug angezogen für den Ritt?«
    Ich hoffte es. Ich war ein Stadtkind und noch nie auf einem Pferd gesessen, trotzdem hatte ich vorsichtshalber porphyrische Hosen angezogen und darüber trug ich wie üblich mehrere Schichten Kleidung.
    Ormas Ohrring hing an einer Schnur um meinen Hals. Ich spürte sein kaltes Gewicht, wenn ich meine Hand aufs Herz legte.
    Wir gingen durch mehrere Palastflure, dann durch eine hinter einem Wandteppich verborgene Tür und danach durch mir völlig unbekannte Gänge. Wir stiegen eine Treppe hinab in die Kellergewölbe und liefen durch einen unebenen Tunnel. Wir öffneten drei verriegelte Türen, die Kiggs gewissenhaft wieder hinter uns verschloss, während ich ihm mit der Laterne leuchtete. Wenn ich meinem inneren Kompass glauben durfte, schlugen wir westliche Richtung ein. Hinter ein paar wuchtigen Steintüren wurde der Tunnel breiter, und wir befanden uns in einem Gewirr von natürlichen Höhlen. Kiggs ließ die schmaleren Seitenpfade links liegen und wählte jedes Mal den breiten und ebenen Weg, bis wir schließlich an einem Höhlenausgang im Westen unterhalb des Schlossbergs angekommen waren.
    Das breite Flusstal des Mew lag vor uns in morgendlichen Nebelschleiern. Dichte Wolken verbargen den Himmel. Kiggs blieb stehen, die Arme in die Seiten gestemmt, und ließ den Blick schweifen.
    »Das war im Krieg ein Ausfalltor; von unten aus ist es nicht zu sehen. Jetzt haben wir uns den weiten Weg durch die Stadt erspart. Am Fuß des Hügels ist ein Stall, dort warten Pferde auf uns.«
    Der Staub auf dem Boden der Höhle war erst kürzlich aufgewirbelt worden. »Und wer benutzt diese Höhle jetzt?«
    »Onkel Rufus, möge er am Herzen aller Heiligen ruhen, wählte immer diesen Weg, wenn er zum Jagen ging. Ich dachte mir, es könnte nicht schaden, wenn wir den gleichen Weg nehmen wie er. Sonst kenne ich niemanden, der von dieser Abkürzung weiß.« Er sah mich an. Ich zeigte auf mehrere Kleidungsstücke, die verstreut hinter einem Felsen lagen. »Hm! Vielleicht waren es Schäfer, die hier vor einem Unwetter Schutz gesucht haben?« Er hob eines der Kleidungsstücke auf. Es war ein gut geschnittenes, aber einfaches Kleid. Jede Frau im Palast hatte Kleider wie dieses. Auch ich hatte so eines. »Dienstmädchen vielleicht, die sich mit ihren Geliebten treffen? Aber wie kamen sie durch die drei verschlossenen Türen und warum haben sie ihre Kleider zurückgelassen?«
    »Das ist wirklich eigenartig.«
    Er grinste. »Wenn dies das größte Geheimnis ist, auf das wir heute stoßen, können wir uns glücklich schätzen.« Er faltete das Kleid wieder zusammen und legte es hinter den Felsen. »Du hast ein scharfes Auge, und das wirst du auch brauchen. Der Abhang ist felsig und sehr wahrscheinlich feucht und rutschig.«
    Je weiter wir nach unten stiegen, desto leichter fiel mir das Atmen. Die Luft war frisch und sauber. Im Vergleich dazu war die Atmosphäre in der Stadt und in der Burg stickig, mühevoll und sorgenbeladen. Hier, unter dem weiten, grenzenlosen Himmel, waren nur wir beide. Ich seufzte erleichtert. Erst jetzt fiel mir auf, wie sehr mich diese Enge quälte.
    Am Fuß des Hügels warteten tatsächlich Pferde auf uns. Kiggs hatte augenscheinlich angekündigt, dass er mit einer Frau ausreiten wolle, denn mein Pferd hatte einen Damensattel mit Fußgestell. Die Vorrichtung kam mir sehr viel vertrauenerweckender vor als das normale Sattelzeug. Kiggs hingegen war unzufrieden. »John!«, rief er. »Das geht so nicht! Wir brauchen richtiges Sattelzeug!«
    Der alte Stallknecht runzelte die Stirn. »Der Pferdebursche hat mir gesagt, Ihr wolltet mit der Prinzessin ausreiten.«
    »Nein, das hat er nicht gesagt! Das hast du dir nur gedacht. Maid Dombegh will ihr Pferd reiten und nicht auf einem Pony im Kreis geführt werden!« Er wandte sich entschuldigend an mich, aber etwas in meinem Gesichtsausdruck ließ ihn

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