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Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Titel: Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hartman
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Krächzen noch aus dieser Entfernung zu hören war.
    »Warum versammeln sie sich ausgerechnet hier?«
    »Warum tun Vögel das, was sie tun? Ich glaube, es hat sich noch niemand die Mühe gemacht, das herauszufinden.«
    Ich biss mir auf die Lippe, denn ich wusste etwas, was er nicht wusste, und ich überlegte, wie ich es ihm am besten sagen könnte. »Was, wenn der Drache dort drüben ist? Vielleicht hat er, ähm, Aas dort zurückgelassen«, sagte ich und ärgerte mich, dass ich mich so zierte. Natürlich fraßen Krähen Aas, aber Aas war nicht das Einzige, was Drachen zurückließen.
    »Fina, dieser Krähenhorst ist schon seit Jahren an diesem Ort«, sagte er.
    »Imlann wurde vor sechzehn Jahren verbannt.«
    Kiggs blickte zweifelnd. »Du glaubst doch nicht, dass er sich sechzehn Jahre lang an derselben Stelle aufgehalten hat! Das ist ein Niederwald. Holzfäller schlagen hier Holz. Es wäre bestimmt jemandem aufgefallen.«
    Pah. Ich musste anders an die Sache herangehen. »Habt Ihr Belondweg gelesen?«
    »Ich taugte nicht viel als Gelehrter, wenn ich es nicht getan hätte«, gab er zur Antwort.
    Er war einfach wundervoll und brachte mich zum Lachen, aber das durfte ich ihn nicht wissen lassen. »Erinnert Ihr Euch, wie der trickreiche Pau-Henoa die Mordondey getäuscht hat, damit sie dachten, Belondwegs Armee sei viel größer, als sie in Wirklichkeit war?«
    »Er täuschte ein Schlachtfeld vor. Die Mordondey glaubten, dass dort ein entsetzliches Gemetzel stattgefunden hätte.«
    Warum musste ich allen immer alles haarklein auseinandersetzen? Er war fast so schlimm wie mein Onkel. »Und wie hat es Pau-Henoa angestellt, dieses Gemetzel vorzutäuschen?«
    »Er hat auf dem ganzen Feld Drachendung verstreut, der Millionen von Krähen angelockt hat und … oh!« Er blickte hoch zu der Wolke von Vögeln. »Du glaubst doch nicht etwa …«
    »Dass da drüben eine Abfallgrube der Drachen ist, ja. Sie lassen ihren Dung nicht überall liegen, sie sind reinlich. In den Bergen gibt es sogenannte Geiertäler. Das ist genau das Gleiche.«
    Ich warf ihm einen Blick von der Seite zu, es war mir peinlich, dass ich diese Unterhaltung führen musste, und nicht zuletzt deshalb, weil Orma mir dies alles erzählt hatte – natürlich erst, als ich ihn danach gefragt hatte. Ich versuchte abzuschätzen, wie schockiert der Prinz war. Er sah mich mit großen Augen an, allerdings weder angewidert noch hämisch, sondern einfach nur neugierig. »Schön«, sagte er dann. »Lass uns nachsehen.«
    »Das ist ein großer Umweg für uns, Kiggs. Es ist nur eine vage Ahnung …«
    »Und ich habe eine Ahnung von deinen Ahnungen«, antwortete er und gab dem Pferd die Flanken. »Es wird nicht lange dauern.«
    Das heisere Krächzen wurde immer lauter, je näher wir kamen. Als wir die halbe Strecke zurückgelegt hatten, hob Kiggs seine behandschuhte Hand und machte mir ein Zeichen anzuhalten. »Ich möchte nicht versehentlich über diesen Burschen stolpern. Womöglich ist es Onkel Rufus genau so ergangen …«
    »Der Drache ist nicht hier«, sagte ich. »Sonst wären die Krähen in Aufruhr – oder ganz still. Sie scheinen mir aber recht unbekümmert zu sein.«
    Seine Miene hellte sich auf, ihm war etwas eingefallen. »Vielleicht war das der Grund, weshalb Onkel Rufus hierhergekommen ist: weil sich die Vögel merkwürdig benommen haben.«
    Wir ritten langsam näher. Vor uns gähnte eine große Grube. Am Rand hielten wir an und sahen hinab. Der Boden war mit Felsbrocken übersät, so als sei an dieser Stelle eine Höhle eingestürzt. Die spärlichen Bäume waren hoch, ausgedünnt und schwarz vor zankenden Vögeln. Die Grube war groß genug, dass sich ein Drache in ihr bequem bewegen konnte, und es gab untrügliche Spuren, dass hier einer gewesen war.
    »Bestehen Drachen ganz und gar aus Schwefel?«, ächzte Kiggs und zog sich den Kragen seines Umhangs vors Gesicht. Ich folgte seinem Beispiel. Der Gestank von Abwässern machte uns nichts aus – wir waren schließlich Stadtbewohner –, aber dieser Geruch nach faulen Eiern drehte einem den Magen um.
    »Gut«, sagte er. »Zünde ein Gedankenfeuer in deinem schlauen Köpfchen an. Das hier sieht ziemlich frisch aus, meinst du nicht auch?«
    »Ja.«
    »Es ist allerdings die einzige Hinterlassenschaft weit und breit.«
    »Er braucht höchstens einmal im Monat hierherzukommen. Drachen verdauen sehr langsam, und wenn er sich regelmäßig in einen Saarantras verwandelt, dann …« Nein. Nein, ausführlicher würde ich

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