Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)
innehalten. »Das stimmt doch, oder?«
»Oh ja«, antwortete ich fest entschlossen. Ich hob den Saum meiner Röcke an, um ihm zu zeigen, dass ich mit meinen porphyrischen Hosen gut ausgerüstet war. Er blinzelte überrascht, und da begriff ich, dass mein Verhalten nicht sehr damenhaft war. Aber hatte er nicht gerade auf dem wenig damenhaften Sattel bestanden? Egal was ich auch tat, nie war es das Richtige.
Vielleicht sollte ich aufhören, es ständig neu zu versuchen.
Sie führten mein umgesatteltes Pferd heraus; ich hob die Röcke und saß schon beim ersten Versuch auf. Ich wollte verhindern, dass mich jemand an der Taille fasste, um mir in den Sattel zu helfen. Das Pferd tänzelte im Kreis. Ich hatte so etwas noch nie gemacht, aber ich kannte es vom Sehen und es dauerte nicht lange, bis das Pferd geradeaus lief und auch fast in die richtige Richtung.
Kiggs hielt mich an. »Bist du so versessen darauf, wegzukommen? Du bist ohne deine Satteltasche losgeritten.«
Ich schaffte es, mein Pferd zum Stehen zu bringen und es beinahe ganz ruhig zu halten, während er die Tasche befestigte. Und dann ging’s los. Mein Pferd hatte ganz genaue Vorstellungen, wohin wir reiten sollten, ihm gefielen die Flussauen vor uns, und es war der Meinung, wir sollten so schnell wie möglich dorthin gelangen. Ich versuchte, es zurückzuhalten und Kiggs voranreiten zu lassen, aber es ließ sich nicht beirren. »Was ist hinter diesem Wassergraben?«, rief ich über die Schulter hinweg, als würde ich mit Absicht in diese Richtung preschen.
»Der Sumpf, in dem man Onkel Rufus gefunden hat.« Kiggs reckte den Hals, um Ausschau zu halten. »Wir können an der Stelle nicht Halt machen, und ich bezweifle auch, dass meine Garde dort viel übersehen hat.«
Als wir den kleinen Wassergraben erreicht hatten, verlangsamte mein Pferd sein Tempo. Es wollte in die Auwälder, nicht in den Sumpf, der voller Dornen war. Ich tat so, als ritte ich absichtlich langsamer, und gab dem Prinzen ein Zeichen, dass er die Führung übernehmen solle. Aber mein Pferd weigerte sich, die Brücke zu überqueren. »Nichts da!«, raunte ich ihm zu. »Warum willst du hier den Feigling spielen? Du hast doch am wenigsten von uns allen zu fürchten.«
Kiggs trabte voran; sein dunkler Mantel flatterte hinter ihm im Wind. Er saß mühelos im Sattel; sein Pferd schien allein seinen Gedanken zu gehorchen, er musste es nicht so fest am Zügel reißen wie ich meines. Auf der anderen Seite des Grabens angekommen, verließen wir sofort den befestigten Weg. Zu dieser Jahreszeit war der Sumpf weitgehend ausgetrocknet; alle Tümpel waren mit einer zuckrigen Eisschicht überzogen, die unter jedem Huftritt knackte. Aber ich schaffte es trotzdem, eine schlammige Stelle zu finden, an der mein Pferd ausrutschte und einsank.
»Lenke es auf die grasbewachsenen Stellen«, riet mir Kiggs. Mein Pferd war klüger als ich und hatte sich schon dorthin auf den Weg gemacht.
Kiggs hielt neben ein paar dürren Sträuchern an und zeigte auf die Berge nördlich von uns, die aus der Ferne fast schwarz aussahen von den vielen kahlen Bäumen. »Sie haben im Wald der Königin gejagt, dort drüben. Seine Jagdgesellen haben berichtet, dass die Hunde in alle Richtungen losstürmten …«
»Und die Jäger ritten hinterher?«
»Nein, nein, so jagt man nicht. Die Hunde sollen die Fährten aufspüren. Sie sind darauf abgerichtet, unabhängig zu sein. Sie folgen einem Geruch, bis sie seinen Ursprung gefunden haben, und wenn das nichts bringt, kehren sie zum Rudel zurück. Die Jäger müssen ihnen nicht bis in jeden Winkel des Waldes folgen.«
»Aber Graf von Apsig behauptet, Prinz Rufus sei seinen Hunden gefolgt.«
Kiggs starrte mich an. »Du hast ihn befragt?«
Den Grafen hatte man nicht befragen müssen, er hatte vor den Hofdamen im Blauen Salon damit geprahlt. Kiggs selbst war ja hinzugekommen, aber anscheinend erst nachdem von den Hunden die Rede gewesen war. Da ich aber, wie es schien, einen Ruf als listige Ermittlerin zu verteidigen hatte, sagte ich: »Natürlich habe ich das.«
Bewundernd schüttelte Kiggs den Kopf und sofort plagten mich Gewissensbisse. »Sie glauben, dass mein Onkel seiner Lieblingshündin Una gefolgt ist, weil er sich von der Jagdgesellschaft entfernt hatte. Aber das hätte er gar nicht gebraucht. Sie weiß genau, was sie tut.«
»Weshalb ist er dann alleine fortgeritten?«
»Das werden wir vielleicht niemals erfahren«, sagte Kiggs und gab seinem Pferd die Sporen. »Hier haben
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