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Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Titel: Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hartman
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Atem, aber ich hörte nichts.
    »Gehen wir«, sagte Kiggs plötzlich neben mir, dass ich beinahe vor Schreck vom Pferd gefallen wäre.
    Er schwang sich in den Sattel und ich gab ihm die Zügel. In seiner Hand glitzerte ein Gegenstand. Aber ich konnte ihn jetzt nicht fragen, was es war. Mein Herz klopfte wie wild. Die Nebelwölkchen kamen immer näher, und wenn wir jetzt losritten, würde der Lärm uns verraten. Vielleicht witterte Kiggs unbewusst Gefahr, jedenfalls ritten wir so leise und so schnell wie möglich wieder auf die Straße zurück.
    Er wartete, bis wir den Niederwald hinter uns gelassen und das hügelige Ackerland auf der anderen Seite erreicht hatten, dann zeigte er mir, was er gefunden hatte: zwei Pferdemedaillen. »Das ist der Schutzheilige meines Onkels, Sankt Brandoll, der freundlich Grüßende, der die Fremden gut aufnimmt«, sagte Kiggs und versuchte dabei vergeblich zu lächeln. Was die andere Medaille zu bedeuten hatte, erklärte er mir nicht, ihm schienen die Worte zu fehlen. Aber er zeigte sie mir. Sie trug das Wappen der königlichen Familie: Belondweg und PauHenoa, die Krone von Goredd und Ring und Schwert von Sankt Ogdo.
    »Sie hieß Hilda«, sagte er, als er etwa nach einer Viertel Meile die Stimme wieder gefunden hatte. »Sie war ein gutes Pferd.«

Neunzehn
    D anach ritten wir schneller, vorgeblich, um die verlorene Zeit wieder einzuholen; unausgesprochen beschäftigte uns jedoch die Frage, wie nahe wir dem Tode gewesen waren. Wir ritten an brachliegenden winterlichen Feldern vorbei und an braunen Weiden. Niedrige Steinmauern zogen sich die Hänge hinauf und wieder hinab. Wir passierten mehrere Dörfer, manche von ihnen waren so klein, dass sie nicht einmal einen Namen hatten. Die dazugehörigen Landsitze kauerten düster am Rande der Ortschaften.
    In einem kleinen Weiler öffneten wir meine Satteltasche und aßen im Weiterreiten gekochte Eier und Käse, zum Abschluss teilten wir uns ein süßes Stollenbrot.
    »Hör zu«, sagte Kiggs, während er kaute. »Ich weiß, es geht mich nichts an, und ich habe gesagt, dass ich dich deswegen nicht verurteile, aber ich kann nicht länger schweigen, nicht nach allem, was wir gerade gesehen haben. Du bist alt genug, deine Entscheidungen zu treffen – selbstständig, durch nichts gehindert und frei, stehst du an der Schwelle des ersten Widerstreits in deinem Herzen …«
    Jetzt zitierte er sogar eine Tragödie – das verhieß nichts Gutes. »Heißt es nicht selbstbewusst, durch nichts gehindert und frei ?«, erwiderte ich und versuchte mein Unbehagen mit Pedanterie zu überspielen.
    Er lachte. »Das sieht mir ähnlich! Das wichtigste Wort zitiere ich falsch! Das kommt davon, wenn ich vor dir mit Necans prahlen will.« Seine Miene verdüsterte sich, er sah mich ernst und traurig zugleich an. »Verzeih mir, Fina, aber als dein Freund muss ich dir sagen …«
    Als mein Freund? Ich klammerte mich am Sattel fest, um nicht vom Pferd zu fallen.
    »… dass es keine gute Idee ist, sich in einen Drachen zu verlieben.«
    Ich war froh, dass ich mich innerlich gewappnet hatte. »Puh, meine liebe Sankt Prue«, rief ich aus, »von wem um alles in der Welt sprecht Ihr?«
    Er fummelte an seinen Zügeln herum. »Von deinem Lehrer natürlich. Von Orma, dem Drachen.«
    Seine Antwort verschlug mir die Sprache.
    »Mir kam es merkwürdig vor, dass er lediglich dein Lehrer sein sollte.« Er zog einen Handschuh aus und klatschte damit geistesabwesend gegen die Schulter seines Pferds. »Zum einen kennst du ihn viel zu gut. Zum anderen weißt du viel zu viel über Drachen im Allgemeinen.«
    »Für das, was hier vorgefallen ist, kann ich nichts«, erwiderte ich tonlos.
    »Nein, nein! Von Schuld kann gar eine Rede sein«, versicherte Kiggs bestürzt. Er streckte die Hand nach mir aus, berührte mich jedoch nicht. »So habe ich es nicht gemeint! Wir haben jetzt den untrüglichen Beweis, dass ein Drache beim Tod meines Onkels im Spiel war, und diese Erkenntnis haben wir allein dir zu verdanken. Aber du nimmst sehr viel auf dich … wegen Orma. Du magst ihn, du verteidigst ihn –«
    »Dass ich ihn mag und ihn verteidige, heißt nicht, dass ich ihn liebe.« Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte.
    »Du hast die Hand aufs Herz gelegt«, sagte er ohne die Spur eines Lächelns.
    Ich hatte, ohne es zu merken, nach Ormas Ohrring getastet. Rasch ließ ich die Hand wieder sinken.
    »Ich habe da so meine Leute, musst du wissen.« Das klang, als wolle er sich verteidigen.

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