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Serafinas später Sieg

Serafinas später Sieg

Titel: Serafinas später Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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möglichen Fall. Das ist das Geheimnis meines Erfolges, so habe ich es zu diesem Haus, meinem Geschäft und dem Schiff gebracht. Es wurde mir nichts davon in die Wiege gelegt.« In ihrem Innern tobten die widersprüchlichsten Gefühle. Sie mußte gleichzeitig gegen den unbändigen Drang ankämpfen, in höhnisches Gelächter auszubrechen, zu weinen oder ihm das makellose Gesicht zu zerkratzen, doch sie beherrschte sich und sagte, äußerlich ruhig: »Auch ich wurde nicht in die Position hineingeboren, in der Sie mich jetzt sehen, Signor Guardi. Wir haben offenbar beide für das gekämpft, was wir erreichen wollten. Sie haben ein Haus, ein Schiff und eine Firma – aber auch ich habe Nachforschungen angestellt. Und meine Augen benutzt. Von Ihrem Haus blättert die Farbe ab, Ihr Schiff ist mit geborgtem Geld gebaut worden. Die französischen Kaufleute haben schwere Zeiten durchgemacht – und die Marseiller Kaufleute besonders. Sie können planen, Signor Guardi, aber gegen politische Entwicklungen sind auch Sie machtlos.
    Wut flackerte in den dunklen Augen ihres Gegenübers auf, erlosch jedoch sofort wieder. Er lächelte liebenswürdig. »Signora Capriani – Sie sind außergewöhnlich! Und Sie haben natürlich recht. Die Jahre der Diktatur, die Isolation, waren nicht einfach für mich – wie auch für viele meiner Geschäftsfreunde. Es stimmt, ich habe mir das Geld für den Bau der Fiametta geliehen – aber der Guardi-Tuchhandel hat im Gegensatz zu vielen alten Firmen überlebt, und ich stehe zu meiner Überzeugung, daß alles von einer klugen Planung abhängt. Wir müssen für alle Wechselfälle planen, die Gott für uns bereithält.«
    »Wir können nicht Gottes Gedanken lesen.« Es lag eine Bitterkeit in ihrer Stimme, die sie nicht zu zeigen beabsichtigt hatte. Angelo stand auf, kniete sich neben sie und nahm ihre Hand in die seine. »Sie sprechen von Ihrem Mann, nicht wahr? Es muß schrecklich sein, in so jungen Jahren einen solchen Verlust zu erleiden.«
    Sie hätte die Hand ausstrecken und das seidige dunkelgoldene Haar berühren, ihre Finger über seine Wange und seine Lippen gleiten, sich vorbeugen und ihn küssen können. Sie hätte die Augen schließen und sich der Erinnerung an den Kuß hingeben können, den er ihr damals in den Hügeln hinter Marseille gegeben hatte. Doch sie hatte bereits vor Jahren begriffen, daß jener Kuß Blendwerk gewesen war, ebenso wie jedes Lächeln, jedes freundliche Wort und jede Berührung. Angelos angebliche Zuneigung zu ihr war nichts weiter als ein Mittel gewesen, sich Franco Guardis Vertrauen zu erschleichen. Bilder aus der Vergangenheit jagten durch ihren Kopf, drohten ihr die Fassung zu rauben. Sie grub die Fingernägel in die Handfläche. Der Schmerz brachte sie wieder zu sich. Sie öffnete die Hand. Kleine rote Sicheln leuchteten auf der weißen Haut wie die Symbole des Islam auf den Segeln der Korsarenschiffe.
    »Ich liebe meinen Sohn, aber meinen Mann habe ich nie geliebt, Signor Guardi. Er war alt. Ich heiratete ihn, weil er alt war – und wohlhabend. Auch Frauen planen. Auch mein Besuch bei Ihnen ist die Folge eines Planes. Wie ich schon sagte, habe ich Nachforschungen angestellt. Ich weiß, daß Sie hochverschuldet sind, und ich kann Ihnen eine Lösung Ihres Problems anbieten.«
    Angelo stand auf, umfaßte die Armlehnen ihres Sessels und schaute mit einer Mischung aus Belustigung und Neugier auf sie hinunter. »Eine Lösung?« fragte er sanft. »Wie würde die aussehen?«
    Sie mußte sich zwingen, seinem Blick standzuhalten. Ihr Herz schlug bis zum Hals, als sie gelassen antwortete: »Ich biete Ihnen an, Ihre Firma zu kaufen. Ich bin – um meines Sohnes willen – daran interessiert zu expandieren, und Sie würde es vor der Erniedrigung eines Bankrotts bewahren.«
    Sie hatte erwartet, daß das Wort »Bankrott« eine heftige Reaktion hervorrufen würde, doch Angelo zuckte nicht einmal mit den Wimpern. »Ich würde den Namen Guardi beibehalten«, fuhr sie fort. »Schließlich ist er viel bekannter als Capriani.«
    Angelo richtete sich auf. Es kostete sie eine ungeheure Beherrschung, nicht aufzuspringen und zu fliehen – sie hatte plötzlich das Gefühl, der Situation nicht mehr gewachsen zu sein –, doch sie wußte, daß sie nicht aufgeben durfte. Zu ihrer grenzenlosen Verblüffung legte Angelo den Kopf zurück und lachte! Und dann sagte er: »Sie sind wirklich außergewöhnlich, Signora – ich bin beeindruckt! Aber«, er schüttelte den Kopf, nahm ihre Hände

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