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Serafinas später Sieg

Serafinas später Sieg

Titel: Serafinas später Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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und zog sie auf die Füße, »ich werde mich nicht an Sie verkaufen – obwohl der Gedanke zugegebenermaßen seinen Reiz hat. Ich muß Sie enttäuschen. Ich habe bereits eine Lösung für mein Problem gefunden.« Triumph leuchtete in seinen dunklen Augen. »Ich werde in Kürze heiraten, wissen Sie.«
    Angelo würde heiraten! Zu ihrem Befremden bohrte sich diese Eröffnung wie ein Messer in ihr Herz. Offenbar war ein Teil von ihr noch immer in den Hügeln hinter Marseille, wo Angelo ihr einen Kranz aus Rosmarinzweigen und Gräsern gewunden hatte. Sie hatte zurückhaben wollen, was ihr gehörte, und seine Vernichtung hätte sie für alles entschädigen sollen, was er ihr angetan hatte, und nun stellte sich heraus, daß er ein florentinisches Mädchen aus reichem Haus heiraten würde. Er würde mit seinem prächtigen Schiff in die Toskana segeln, und kein Korsar würde ihm auflauern und sein Leben zerstören!
    Nach seiner niederschmetternden Mitteilung blieb sie noch etwa eine Viertelstunde in dem goldenen Haus, aber sie hatte das Empfinden, neben sich zu stehen und zu beobachten, wie sie äußerlich völlig ruhig über ihre Niederlage hinwegplauderte. Sobald sie sicher war, daß ihre Füße sie tragen würden, stand sie auf und verabschiedete sich. Wie in Trance wanderte sie durch Gassen und Innenhöfe, die selbst tagsüber für eine Frau ohne Begleitung nicht ungefährlich waren. Später dachte sie, daß wahrscheinlich ihr Gesichtsausdruck sie geschützt hatte. Sie mußte ausgesehen haben wie ein Gespenst.
    Sie kam auf einen Platz, der offenbar ein Versammlungsort für Bettler war, denn er wimmelte nur so von zerlumpten Gestalten – doch Serafina fürchtete sich nicht. Eine Hand berührte ihren Rock, sie öffnete ihre Geldtasche und ließ Gold- und Silbermünzen auf das Kopfsteinpflaster regnen. Im Weitergehen zog sie ihren Ehering vom Finger, nahm ihre Perlenohrringe und die kostbare Kette ab und warf den Schmuck hinter sich.
    Ihre Schritte führten sie zum Hafen. Sie trat an den Rand der Mole und starrte auf das dunkle Wasser hinunter. Es zog sie magisch an. Nein! Sie schüttelte den Kopf: Sie würde sich noch nicht geschlagen geben! Wenn sie ihn nicht aufkaufen konnte, würde sie eben eine andere Möglichkeit finden müssen, Angelo zu vernichten!
    Serafina stand noch immer auf demselben Fleck, als die Sonne aufging und die See in orange- und rosafarbenes Licht tauchte. Die vergangenen Stunden hatten einen Entschluß in ihr reifen lassen: Sie würde Marseille verlassen und nie mehr hierher zurückkehren.
    Als sie Jacopo Caprianis Haus erreichte, kam jemand die Straße heruntergeprescht und sprang neben ihr vom Pferd. Serafina war mit ihren Gedanken so weit weg, daß sie ihn zuerst gar nicht erkannte. Ihr Anblick erschreckte Thomas: Ihr Haar hatte sich gelöst und umrahmte ihr bleiches Gesicht, in dem die dunklen Augen wie große schwarze Löcher wirkten. Sie trug keinen Schmuck, und ihr Kleid war fleckig. Mit niederschmetternder Gewißheit erkannte er, was sie getan hatte.
    »Sie waren bei ihm«, konstatierte er.
    Sie nickte. Ihre Augen waren leer wie die einer Toten.
    »Er hat Ihnen etwas angetan.«
    Langsam schüttelte sie den Kopf – und dann sagte sie: »Nein, nicht auf die Weise, die Sie meinen. Angelo hat mich nicht angerührt. Er hat mich nicht erkannt. Ich war spazieren, das ist alles.«
    Spazieren! In dieser verrufenen Stadt! Nachts! Nicht auszudenken, was ihr hätte passieren können! Thomas führte sie ins Kontor und drückte sie in einen Sessel. Dann goß er Wein in ein Glas und gab es ihr. Er erwog, ihre Zofe zu rufen, entschied sich dann jedoch dagegen. Bedienstete tratschten für ihr Leben gern. Er war geritten, als sei der Teufel hinter ihm her, getrieben von Angst um sie. Und nun zeigte sich, daß sein Gefühl berechtigt gewesen war. Nachdem er sie gezwungen hatte zu trinken, bat Thomas: »Erzählen Sie mir, was geschehen ist.«
    Sie starrte in das Glas, das sie im Schoß hielt. Schließlich hob sie den Kopf. Ihr Blick streifte Thomas und richtete sich dann ins Leere. »Ich ging zu ihm, um ihm anzubieten, ihm die Firma abzukaufen.«
    Thomas, der am Fensterbrett lehnte, starrte sie entgeistert an. »Was hat Sie denn auf diese aberwitzige Idee gebracht?«
    »Angelo steht kurz vor dem Bankrott, Thomas. Ich habe Nachforschungen angestellt und bei seinem Abstieg meinerseits ein wenig nachgeholfen, indem ich ihm Kunden abwarb und Gerüchte über ihn in die Welt setzte.« Ihre Stimme war tonlos. Das Glas

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