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Seraphim

Seraphim

Titel: Seraphim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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Brennnessel und Thymian. Sie sollte die Blutung bald stillen. Setzt Euch vorsichtig aufrecht und haltet das hier.« Er legte den Stoff auf die Wunden und wartete, bis Richard sich aufgesetzt hatte und ihn festhielt. Dannnahm er die Binden und begann, sie um seinen Oberkörper zu wickeln.
    Richard versuchte jenseits des schwarz-silbernen Vorhangs zu blicken. Offenbar hatte das Wasser in dem Kessel auf der anderen Seite angefangen zu kochen, es war ein kräftiges Blubbern zu hören.
    Pömer verzog schmerzlich das Gesicht. »Damit dürfte diese Dosis verloren sein«, murmelte er.
    »Was meint Ihr?« Richard hielt das letzte Ende der Binde fest, während Pömer in seinem Kästchen nach ein paar Nadeln suchte.
    »Oh, nur meine Arbeit. Den Topf, den ich ins Wasserbad gestellt habe: Das Wasser darf auf keinen Fall kochen, sonst verdirbt der Sud.«
    »Was genau tut Ihr hier?«
    »Ihr meint in dem Labor? Oh, das ist sehr interessant! Wartet einen Moment, dann zeige ich es Euch.« Pömer steckte das Ende der Binden fest. Dann griff er nach dem schwarzen Vorhang und zog ihn zur Seite.
    Nun konnte Richard von der Rückseite her auf den Labortisch schauen. Das Wasser im Kessel kochte tatsächlich. Dichter Wasserdampf stieg in Schwaden auf.
    »Bleibt noch ein wenig sitzen. Ihr könnt von dort genauso gut sehen wie von hier.« Pömer umrundete den Labortisch. Mit einem Lappen nahm er den Topf aus dem Kessel, prüfte seinen Inhalt und schüttete ihn dann achselzuckend in einen kleinen Eimer unter dem Tisch. »Verdorben, wie ich schon sagte. Wie schade!« Er nahm eine der Schüsseln und kippte etwas von ihrem Inhalt in einen schweren Mörser aus Messing. Mit einem Rauschen ergossen sich schwarze, verschrumpelt aussehende Körner aus dem einen Gefäß in das andere. »Wisst Ihr, was das ist?«
    »Irgendeine Art von Körnern.« Richard bemerkte, dass ihm noch immer das Hemd halb von den Schultern herabhing, und er zog es vor der Brust zusammen. Die Wunden protestierten dabei mit einem schrillen Schmerz, der ihn Luft durch die Zähne ziehen ließ. Auch spürte er jetzt die Beule am Hinterkopf wieder, die Marquard ihm beigebracht hatte. Ein kräftiges Pochen zog sich von dort durch seinen gesamten Schädel.
    »Stimmt. Sie wachsen an Getreideähren. An Roggenähren, um genau zu sein.« Pömer stellte die Schüssel fort und nahm einen Stößel zur Hand.
    »Sie sehen giftig aus. Sind sie es?«, fragte Richard.
    »Möglicherweise.«
    »Was bedeutet das?«
    »Das bedeutet, dass ich glaube, dass diese Körner verantwortlich sind für eine Krankheit, die man Antoniusfeuer nennt. Diese Krankheit ist der Grund für meine Forschungen hier unten.«
    »Warum verbergt Ihr Euch überhaupt hier?« Richard wies um sich. »Ich meine ...«
    Pömer unterbrach ihn, indem er fragte: »Wisst Ihr Bescheid über das Antoniusfeuer?«
    »Nicht viel. Nur, dass es eine ansteckende Krankheit ist, so wie die Pest oder Lepra. Aber warum macht Ihr Eure Forschungen hier in dieser Höhle. Ich meine, Euer Keller ...«
    »So viele Fragen auf einmal!«
    »Beantwortet sie mir!«
    Pömer seufzte. »Also gut. Was wollt Ihr zuerst wissen?«
    »Wo wir hier sind.« Richard spürte, wie sein Speichel Fäden zog, und auf einmal merkte er, dass er sehr durstig war.
    »Unter dem Burgberg.«
    »Unter der Kaiserburg?«, rief Richard aus. Er sah sich suchend um und entdeckte ein Tablett mit Krug und Bechern, das Pömer auf die Ecke des Labortisches gestellt hatte. Fragend zeigte er darauf.
    Pömer lächelte. »Bedient Euch nur! Der Burgberg ist von unzähligen Höhlen und Stollen aus alter Zeit durchlöchert. Diese Höhle hier erschien mir als perfektes Versteck für meine Forschungen.«
    Richard goss sich Wasser ein, schnupperte misstrauisch daran und trank, als er es sauber und klar fand. »Ja, aber warum glaubt Ihr, Euch verstecken zu müssen?«
    Pömer lächelte. »Das werdet Ihr später noch begreifen, glaubt mir. Interessiert es Euch nicht viel eher, was ich hier tue?«
    Richard schluckte. »Eines noch: Marquard, war er Euer Gehilfe?«
    »Könnte man so sagen.« Mit kräftigen Bewegungen zermahlte Pömer die schwarzen Körner zu grobem Pulver.
    Jetzt war es an Richard zu seufzen. »Gut. Also: Ihr sagtet, Eure Forschungen drehen sich um das Antoniusfeuer. Was haben diese Körner damit zu tun?«
    »Wie ich schon erwähnte, ich glaube, dass sie die Ursache für das Antoniusfeuer sind.« Pömer nahm einen Glaskolben und vermischte das schwarze Pulver mit der Flüssigkeit darin zu

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