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Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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Hand, Mike. Unterschreiben Sie. Sehen Sie, da unten. Genau wie bei einem Scheck. Eins, zwei, drei. Sie sind frei.«
    »Das sind keine Entlassungspapiere«, sagte ich.
    »Ach, das sind doch Haarspaltereien. Damit sollen sich die Anwälte abgeben. Sie müssen es nicht durchlesen. Sehen Sie Ihre Kleider da an der Tür hängen? Draußen wartet ein Wagen auf Sie. Ihr Zuhause wartet auf Sie, Mike. Unterschreiben Sie.«
    »Das ist ein Geständnis«, sagte ich. Mein Kopf schmerzte. Ich hatte Fieber. »Das habe ich alles nicht gesagt.«
    »Du machst den Fährmann sehr, sehr böse, Mike. Du pisst Charon ans Bein, und das ist keine gute Idee. Unterschreib. Unterschreib das scheiß Papier. Nimm den Stift, und setz deine gottverdammte Unterschrift darunter, denn offen gesagt, wir haben Leute, die sie genauso gut fälschen könnten.«
    »Warum tun Sie das dann nicht?«
    »Spiel ihm das Band vor, Marty.«
    Plötzlich hörte ich meine eigene Stimme sagen: »Ich habe Dwyer getötet … und Rodriguez … Die Droge ist sehr viel Geld wert.«
    »Das habe ich nie gesagt! Sie haben die Worte zusammengeschnitten!«
    »Bring den Hund rein, Marty.«
    Es war ein Deutscher Schäferhund. Ich wich zurück und kauerte mich an der Wand zusammen. Der Hund stemmte sich gegen die Leine, schnappte nach mir, und seine Krallen klackten auf dem Betonboden.
    Der Mann, den ich diesmal schreien hörte, war ich selbst.
     
    »Sie haben gewonnen, Mike. Sie haben durchgehalten. Wir machen einen Deal mit Ihnen.«
    »Lügner.«
    »Geben Sie zu, dass Sie Dwyer getötet haben. Geben Sie zu, dass Sie in den Tod von Tom Schwadron verwickelt waren. Dann sind Sie heute Abend hier raus, kommen in ein normales Gefängnis, mit anderen Leuten. Bewegungsfreiheit – Filme, Mann. Echte Filme. Das normale Gefängnis ist eine richtige Erholung. Und der Rattenbiss hat sich entzündet, Mike. Sie haben Fieber.«
    »Schwadron ist auch tot?« Ich war zu Tode erschrocken. Das Denken fiel mir schwer. »Aber ich dachte … Er steckt hinter dem allen. Er ist … ist tot?«
    »Habt ihr etwa gedacht, jemand würde auf den Flugzeugabsturz reinfallen, Freundchen? Das war kein Unfall. Die Fingerabdrücke von der großen Rothaut waren überall am Rumpf.«
    »Sie beseitigen jeden, der von HF-109 weiß!«
    »Sag’s dem Fährmann, Mike. Hattest du den Anschlag schon geplant, bevor wir dich verhaftet haben, oder schickst du Kassiber an deine Freunde?«
    »Wie sollte ich das denn machen? Sie … Sie verarschen mich. Wenn ich das Geständnis unterschreibe, bringen Sie mich um.«
    »Danny Whiteagle hat Verwandte in der radikalen Indianerbewegung. Hoot war auf Treffen der Iranisch-Amerikanischen Studentenbewegung.«
    »Mir ist schlecht«, sagte ich. Die Umrisse verschwammen vor meinen Augen. Mein Kopf stand in Flammen. Ich erinnerte mich nicht mehr daran, in das Verhörzimmer gebracht worden zu sein.
    »Sagen Sie uns, wie Sie es geplant haben, Mike. Unterschreiben Sie.«
    »Geplant … ich habs verblammt … wir habens gebamst … geschlampst.«
    »Mist. Er redet wirr. Bring ihn zurück in die Zelle.«
     
    Als das Licht anging, lag ich auf dem Fußboden neben der Toilette in einer Lache aus Erbrochenem. In meinem Kopf hämmerte es. Ich hörte jemand rasselnd Atem holen und merkte, dass ich es selbst war. Ich wusste nicht, ob es an den Drogen lag. Ich erinnerte mich nicht, wie ich hierher zurückgekommen war.
    Die Tür war geformt wie eine Sanduhr. Die Konturen des Raums waren unscharf. Die Wände bogen sich, und die Ratte flüchtete panisch unters Bett, obwohl ich ganz harmlos war, unfähig, mich zu bewegen.
    »Das ist ja widerlich«, sagte eine neue Stimme.
    Ich sah ein Paar weiße Reeboks und Jeansaufschläge neben meinem Gesicht. Ich versuchte hochzusehen, aber es war zu mühsam, den Kopf zu bewegen. Die Stimme kam mir bekannt vor. Ein Mann. Ein wütender Mann. Die Stimme sagte: »Sie haben ihn jetzt seit elf Tagen und einen Scheißdreck aus ihm herausgekriegt!«
    Ich beschattete die Augen mit der Hand. In dem grellen Licht konnte ich die Züge des Mannes nicht erkennen. Sein weißes Gesicht schien mit den Schlackesteinen zu verschmelzen. Selbst das Licht tat weh.
    Der Mann knurrte: »Wo haben Sie Verhörtechniken gelernt, Captain? Auf der Mädchenschule?«
    »Er ist zäher, als wir dachten«, sagte Corbys Stimme, zur Abwechslung mal respektvoll. Er schien den Neuankömmling zu fürchten.
    »Ich nehme ihn mit. Jetzt sofort«, schnappte die erste Stimme.
    Es ist Eisner, dachte ich

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