Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
Vom Netzwerk:
entsetzt.
    Corby sagte: »Ich bin nicht befugt, ihn zu entlassen …«
    »Können Sie lesen, Captain? Sehen Sie die Unterschrift auf diesem Papier? Wissen Sie, was volle Kooperation bedeutet? Offen gesagt, Sie beide haben es vermasselt, und der Colonel ist stocksauer. Und jetzt wollen Sie es sich noch schwerer machen?«
    Ich spürte Hände an meinem Kragen und wurde grob hochgezerrt. Eisners wütendes Gesicht verschwamm vor meinen Augen. Die Worte, die er ausspuckte, schienen irgendwie asynchron zu seinen Mundbewegungen herauszukommen.
    »Verräter«, sagte Eisner. »Sie glauben, Sie hätten Schlimmes durchgemacht? Das war ein Ferienaufenthalt im Vergleich zu dem, was jetzt kommt. Keine Deals. Nichts zu unterschreiben. Nur Sie und ich, und in den ersten fünfzehn Minuten werden Sie mir alles sagen, was ich wissen muss. Wo sind Ihre Freunde?«
    Er schlug mir ins Gesicht. Meine Beine gaben unter mir nach, und ich sackte vor dem Bett zusammen. Ich war schwach wie eine Stoffpuppe, nur dass Puppen keinen Schmerz fühlen.
    Ich tastete matt nach dem Bettgestell, damit er mich nicht wegschleppen konnte. Mein einziger bewusster Gedanke war, dass ich mit diesem Mann nirgendwo hingehen durfte.
    Ich konnte es nicht glauben, dass ich lieber bei Corby und Marty bleiben wollte, dass alles noch schlimmer kommen könnte.
    Eisner schob sein Gesicht ganz dicht an meines heran. »Die Bubis hier wissen nicht, wie man mit harten Burschen wie Ihnen umspringt. Ich schon.«
    Danach kam es, glaube ich, zu einer Auseinandersetzung. Corby und Marty wollten mich nicht fortlassen. Sie drohten damit, irgendwo anzurufen. Ich hoffte, sie würden es tun. Mein Fieber stieg immer höher, und die Worte schienen wie aus weiter Ferne zu kommen. Vom Korridor her hörte ich wieder den Singsang des arabischen Gebets.
    Eisner sagte zu Corby: »Sie wollen Washington anrufen? Hier ist seine Privatnummer. Wohin möchten Sie lieber versetzt werden, Captain? Afghanistan? Korea?«
    Corby und Marty riefen nirgendwo an.
    »Machen Sie ihn sauber. Sie haben fünf Minuten«, befahl Eisner. Mich blaffte er an: »Dass Sie mir ja nicht in den Wagen kotzen!«
     
    Die Sonne blendete, und ich kniff die Augen zusammen. Das Tageslicht schien nicht nur vom Himmel zu kommen, sondern von der Erde und dem Meer abzustrahlen und sich in mein Hirn zu bohren. Die schwüle Luft war zum Schneiden. Ich zwinkerte, während Eisner mich halb trug, halb über den Parkplatz am Meer schleifte.
    Ich sah Baracken und Bäume voll Spanisch Moos. Ich sah einen haifischgrauen Kreuzer im blauen Wasser einer Bucht liegen. Ich sah ein Dutzend Burschen in grauen Trainingsanzügen Basketball spielen, einen olivgrünen Helikopter im Anflug über den vor Anker liegenden Booten.
    Hilfe, dachte ich. Helft mir, ihm zu entkommen.
    »South Carolina«, sagte Eisner, als wir seinen Wagen erreichten. Er ist allein gekommen. Ohne Zeugen.
    Mir klapperten die Zähne. Es musste hier draußen über dreißig Grad haben, aber ich fror erbärmlich.
    Das Auto war schon wieder ein LTD. Diesmal mit weißen Regierungskennzeichen und einer hohen Antenne. Der Rücksitz war kein Käfig, einfach ein Stoffsitz. Er schnallte mich an und fesselte mich mit Handschellen an die Beifahrertür. Das war überflüssig, ich wäre nicht einmal mit einem achtjährigen Kind fertig geworden.
    Wir fuhren los. Es war eine lange Fahrt bis zum Umgebungszaun der Basis. Die Zufahrt war von Dünen flankiert. Bei einem Wachhäuschen salutierten ein paar Männer vor Eisner und spähten zu mir herein. »Hilfe«, krächzte ich. Eisner lenkte den Wagen auf eine Landstraße, vorbei an Nadelwäldchen und kleinen Hütten am Wegrand. COX’S BARBECUE, UNCLE GERARDS FURNITURE, BIG FURIA’S BAIT ’N’ TACKLE. Handgemalte Schilder.
    Er fuhr schnell, und bei dem Geschaukel musste ich mich übergeben, kotzte den ganzen Sitz und die Windschutzscheibe voll.
    Ich erwartete, dass er mich schlagen würde, aber er konzentrierte sich ganz auf den Rückspiegel. Zwanzig Minuten später grunzte er und bog von der Straße ab. Wir holperten über einen Holzweg, der vor einem zugenagelten Wohnwagen endete. Er fuhr zur Rückseite, wo ein alter grüner Dodge stand. Er würde mich töten. Jetzt. Hier.
    »Tut mir leid, dass ich Sie schlagen musste, Mike«, sagte er. Er löste meine Handschellen. »Massieren Sie sich die Handgelenke, damit der Kreislauf wieder in Gang kommt.«
    Ich wappnete mich für den Schlag, der kommen musste. Er redete schnell und ignorierte das Erbrochene

Weitere Kostenlose Bücher