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Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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Wüstenkrieger. Dann schmissen sie sie trotzdem raus.«
    Keine Angst haben.
    Sie zerrten mich aus dem Wagen und stießen mich zu dem wartenden Hubschrauber. Ich stolperte, hielt mich aber auf den Beinen. Der Schwarze sagte: »Geh lieber noch mal pinkeln, Mike, damit du den Helikopter nicht vollmachst.« Ich musste dringend, aber danach ließen sie mich den Reißverschluss nicht schließen. Wahrscheinlich hielten sie es für besonders demütigend, mich mit heraushängendem Penis herumzuschubsen.
    Sie hatten recht.
    Dies ist ein Problem der Angst. Nicht des Adrenalins.
    Ein heftiger Stoß ließ mich mit der Brust gegen den Hubschrauber taumeln. Ich riss die gefesselten Hände hoch, um mich abzufangen, und versuchte, den Schmerz vor den Männern zu verbergen und innere Stärke daraus zu ziehen.
    Ich werde es nicht an mich heranlassen.
    »Mein Bruder hieß Landon«, sagte der Schwarze hinter mir, während mich Hände an den Schultern packten und in den Hubschrauber zerrten.
    Meine Knie schrammten gegen Metall. Der Helikopter vibrierte. Ich spürte Gurtbänder im Rücken, als sie mich gegen die Wand stießen und mir befahlen, dort zu bleiben.
    »Landon arbeitete im 91. Stock des Nordturms«, sagte der Schwarze. »Er war Börsenmakler. Sonntags spielte er gerne Softball und grillte Bratwürste im Garten. Die hat er immer verbrannt. Sie rochen verkohlt. Genau wie er nach seinem Sturz.«
    Ich sagte: »Was immer Sie von mir glauben, ich habe es nicht getan.«
    »Bist du ein guter Schwimmer, Kameltreiber?«
    »Er trägt Handschellen, Corby«, übertönte der Dünne den Lärm des Rotors. Corby. Ein Name. Aber auch ohne den würde ich diese Stimmen wiedererkennen, solange ich lebte. Der dünne Mann fügte hinzu: »Corby, niemand kann mit Handschellen schwimmen.«
    »He, du Dreckstück, glaubst du, man kann in Handschellen schwimmen? Wir könnten ein Experiment machen.«
    Ich spürte, wie der Hubschrauber abhob.
    Sie bluffen. Wenn sie mich umbringen wollten, hätten sie nicht so viele Leute mit einbezogen. Die Fahrerin. Die Hubschrauberbesatzung.
    Aber in Wahrheit wusste ich es nicht.
    Minuten später schwankte der Helikopter in einem Aufwind und wurde zur Seite geworfen. Ich versuchte, nach den Gurten hinter mir zu greifen. Ich hörte die Bordtür aufgleiten, und plötzlich drang der Sturmwind herein und trug den unverkennbaren, salzig-feuchten Geruch des Meeres mit sich.
    Ich stellte mir die graue Dünung des Ozeans weit unten vor.
    Beim FBI hatte man uns in einem Kurs über Geiselnahme gesagt: »Versuchen Sie, ein gewisses Maß an Kontrolle über die Situation zu behalten. Versuchen Sie, sich mit Ihren Entführern anzufreunden.«
    Sie rissen mich auf die Füße. Der Schwarze schrie: »Leb wohl, du Kameltreiber.«
    Ich sträubte mich, konnte aber nichts sehen. Meine gefesselten Fäuste zischten wirkungslos durch die Luft. Ich trat um mich, traf aber nichts, krallte nach einem Hemd, hörte Knöpfe abplatzen.
    Ich schrie: »Ich nehme Sie mit!«
    Ein Hieb von rechts traf mich voll in die Nieren. Ich bog den Rücken durch und stürzte, aber nicht ins Leere. Fieberhaft krabbelte ich weg von der offenen Tür. Mein Kopf stieß gegen Stahl. Ich wirbelte herum, schlug blindlings um mich und schrie, dass ich sie töten würde. Als ich nach oben griff, um mir die Augenbinde herunterzureißen, krachte etwas auf meine rechte Schulter herunter. Ich hörte ein Knacken.
    Der Hubschrauber schien sich zu drehen, oder vielleicht drehte ich mich im Kreis.
    Der Angriff hörte so schnell auf, wie er begonnen hatte.
    »He, Corby, er hat sich angepisst«, ertönte die Stimme des dünnen Mannes.
    Er klang nicht wütend. Er klang amüsiert.
    »Ich sagte dir doch, du sollst dich vorher auspissen und nicht den Helikopter vollmachen, du Turbanträger.«
    Sie warfen mich nicht aus dem Hubschrauber.
    Das hatten sie nie vorgehabt.
    »Mach keinen weiteren Fluchtversuch«, sagte der namens Corby. Damit wusste ich, wie ihre Geschichte lauten würde, falls ich mich über die Behandlung beschwerte. »Nächstes Mal müssen wir grob werden.«
     
    Als wir landeten, hörte ich über den ersterbenden Lärm der Rotorblätter in der Ferne Geräusche, wie ich sie von meinen Tagen in Quantico kannte. Ein Exerzierplatz. Ich war auf einer Militärbasis.
    Immer noch mit verbundenen Augen, brachten sie mich in ein Gebäude, das ich am Klang seiner Stahltüren und dem typischen Gefängnisgeruch identifizierte, dieser Mischung aus geöltem Stahl, Testosteron, offener

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