Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
Vom Netzwerk:
an seinen Händen, während er mir aus dem Wagen half. Er klang jetzt anders. Nicht zornig. Sanft. Er drängte nicht, aber er schien es eilig zu haben.
    »Die Kerle hätten Sie ermordet«, sagte er. »Sobald Sie das Geständnis unterzeichnet hätten.«
    »Ich werde Ihnen nicht helfen, meine Freunde zu finden.«
    »Die werden in Washington rückfragen. Dann wissen sie, dass ich ihnen eine Räuberpistole aufgetischt habe. Sie werden uns verfolgen, Mike. Ich tue Ihnen nichts. Im Kofferraum sind Essen und Trinken und frische Kleider. Die haben Ihnen Drogen ins Essen gemischt.«
    Ich muss ohnmächtig geworden sein, denn als ich wieder zu mir kam, befanden wir uns auf einer zweispurigen Nebenstraße zwischen Farmen und kleinen Weilern in North Carolina, bis wir die Interstate 95 nach Norden erreichten. Als ich später die Augen wieder aufschlug, waren wir abermals auf einer kleinen Landstraße unterwegs. Ich sah Maisfelder, sanfte Hügel und Wälder und einen Mann mit einem Traktor. Da kam ich endlich hinter Eisners Trick.
    »Sie fahren einfach durch die Gegend, Eisner? Bis ich Ihnen vertraue und rede? Und dann ab, zurück ins Gefängnis?«
    »Was sagen Sie da? Trinken Sie einen Schluck Wasser. Wir sind in Virginia.«
    Als der Abend dämmerte, bog er auf einen langen staubigen Feldweg ein – wir schienen uns auf Marschland zu befinden. In der Ferne stand ein zweigeschossiges altes Landhaus im Virginia-Stil, sicher noch aus den Zeiten vor dem Bürgerkrieg. Als wir näher kamen, sah man weiße Säulen, ein graues Dach und eine überdachte Vorhalle. Es gab einen Schwarzwasserfluss, Pekanbäume. Ein alter Autoreifen diente als Schaukel. Gänse flogen auf ihrem Weg nach Süden laut schreiend über uns hinweg.
    Es war eine idyllische Szenerie, aber im Haus wartete eine Folterkammer, das wusste ich. Meilenweit würde niemand meine Schreie hören können.
    »Wollen Sie es hier zu Ende bringen?«
    Leute kamen aus dem Haus und liefen auf uns zu – zögernd zunächst – wie Zombies in einem Horrorfilm. Ich werde ihnen nichts sagen, dachte ich. Ich kann nichts mehr für mich tun, aber meine Freunde werde ich nicht verraten.
    Dann begriff ich, wer die Leute waren, und mein Herz schlug schneller.
    Ich habe Halluzinationen.
    Da war Kim, sie sah blendend aus, war unverletzt, ungefesselt, gesund.
    Und Hoot.
    Danny.
    Gabrielle.
    »Sie … Zusammen?« ,fragte ich Eisner, während ich vom Fieber geschüttelt wurde. Ich spürte, wie ich das Bewusstsein verlor. Tränen traten mir in die Augen.
    Ich glaubte noch zu hören: »Sie haben gute Freunde. Und ich habe mich in Ihnen getäuscht. Sie müssen mir helfen, Mike.«
    Ich verlor die Besinnung.

18
    H
    eulend und kreischend kamen die Dämonen mich holen, rissen mein Fleisch mit scharfen Klauen und Zähnen von den Knochen und fraßen sich in mein Gehirn. Grausam wie Todesengel. Unentrinnbar wie Gespenster.
    Es war kalt. Die Wände zerflossen wie Wasser. Stimmen verschmolzen zu einem schrillen, bösartigen Chor, während die Gesichter über mir sich veränderten, in die Länge zogen und in der Luft hingen wie sprechende Ballons auf unterschiedlichen Hälsen. Vertraute Gesichter. Gesichter von Toten.
    Der Vorsitzende lag ermordet vor seinem geplünderten Safe. Ich musste meine Freunde warnen, dass ihnen Gefahr drohte, aber meine Füße waren wie festgeklebt. Ich stolperte in Keatings Büro hinein. Es verwandelte sich in das Chiliwettkochen. Die Gäste soffen sich zu, während Asa Rodriguez gleich daneben im Wasser trieb, ermordet, blutverschmiert.
    Dann bemerkte ich, dass die Augen der Gäste glühten. Sie aßen kein Chili, sondern HF-109, löffelten es wie Cornflakes in sich hinein. Ihre Hälse waren mit roten Flecken übersät.
    Die Sonne verwandelte sich in das grelle Licht meiner Gefängniszelle. Corby und Marty griffen nach mir, während Schwadron an der Zellenwand hing wie ein Gekreuzigter, und Keatings Stimme sagte: »Eisner, tricksen Sie Mike aus. Halten Sie ihn zum Narren.«
    Im Traum hatte die Zelle ein Fenster, und in der Ferne sah ich Menschen langsam im Gänsemarsch vorbeiziehen, mit hängenden Köpfen, wie Sklaven. Es waren meine alten Freunde und Lehrer, Eltern, Co-Agenten. Keiner hatte den roten Ausschlag. Keating stand mit seinen Soldaten Wache. Er riss sein Gesicht herunter. Es war eine Maske. Darunter lag Eisners verzerrte Fratze.
    »Sagen Sie mir, was Sie wissen, Mike«, sagte er. Ich schlug die Augen auf.
    »Du bist wach«, bemerkte Gabrielle.
    Sie saß in einem alten

Weitere Kostenlose Bücher