Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
Vom Netzwerk:
Computer auf dem Mahagonischreibtisch zu hoppeln – einem WLAN-Notebook und einem hochmodernen Macintosh.
    Eisner durchsuchte das Haus.
    Ludenhorff war nur noch eine silbrige, feiste Mumie, von der lediglich der Kopf herausragte.
    Die Brille hing schief. Gesicht und Lippen waren angeschwollen, wo ich ihn geschlagen hatte. Blutkrusten klebten unter Nase und Mund. Aber sein Blick hatte nichts an Intensität verloren. Ich musste ihn für seine innere Stärke bewundern. Er wirkte mehr zornig als ängstlich. Zäher Bursche.
    »Wer sind Sie?«, fragte ich.
    Er zischte: »Sie haben ja keine Ahnung, auf was Sie sich da eingelassen haben.«
    »Wie hoch reicht diese Verschwörung?«
    Er rang nach Luft. »Retten Sie sich. Machen Sie einen Deal. Mich gegen Sie. Die Disk gegen Ihr Leben. Sicherheit. Reichtum.«
    »Das hat auch Tom Schwadron gesagt. Und was ist aus ihm geworden?«
    Seine Wohnung wirkte so farblos wie er selbst. Moderne Möbel. Teppichböden. Billige Drucke. Eckige, spiegelnde Glastische. Accessoires, die ein Junggeselle sich im Vorübergehen kauft – um die Sache hinter sich zu haben.
    Aber das Arbeitszimmer war anders. Eine Liebesaffäre. »Das Arbeitszimmer eines Mannes gibt Aufschluss über seinen Verstand«, pflegte Barney Birnbaum beim FBI zu sagen. Dieses hier bestand aus dunklem Holz und Leder, Orientteppichen und drei Wänden voller Bücher vom Fußboden bis zur Decke. Hardcover, keine Taschenbücher. Katalogisiert und geordnet, Hunderte von Bänden, zumeist über Geschichte und Politik. Nach Themen gegliedert. Security in the Age of Terror. Democracy and Safety; strange bedfellows. The US in Decline.
    Und an der vierten Wand, über der Bar, Trophäen, auf die er stolz war. Universitätsdiplome. Ein Foto, das ihn mit dem ehemaligen Direktor der Nationalen Nachrichtendienste, A. J. Carbone, zeigte. Ein Schnappschuss irgendwo im Nahen Osten, in einem Humvee, zusammen mit Offizieren – Ludenhorff ziemlich albern aussehend im Anzug mit Stahlhelm, während die Soldaten barhäuptig waren. Genau die Art von Fotos, wie sie sich die Sesselpupser in Washington gerne ins Büro hängen. Wahrscheinlich hatte Paul gerade mal zwei Stunden im Kriegsgebiet verbracht, bevor man ihn schleunigst wieder ausflog.
    »Warum waren Sie im Nahen Osten?«, fragte ich.
    »Weil er stellvertretender Direktor der NIA ist«, antwortete Danny an seiner Stelle. Er hielt einen Ausweis aus Ludenhorffs Brieftasche in die Höhe.
    Ludenhorff stöhnte vor Schmerz oder Wut. Er konnte keinen Finger rühren, befahl aber heiser: »Gehen Sie weg vom Computer. Sie begehen ein Verbrechen, wenn Sie ihn auch nur ansehen.«
    »Ich begehe hier ein Verbrechen?«, fragte ich.
    Danny zuckte die Achseln. »Ist es meine Schuld, dass Sie ihn eingeschaltet gelassen haben, während Sie aus dem Haus rannten? Und was haben wir denn hier drüben, Herr Direktor? Ein versteckter Safe, und auch noch offen? Ein unverzeihlicher Verstoß gegen die Sicherheitsvorschriften. Ich bin schockiert! « Danny drohte Ludenhorff mit dem Finger. »Boss, er ist bei Sipranet eingeloggt.«
    »Schalten Sie aus!«, wütete Ludenhorff.
    »Sipranet?«, fragte ich.
    »Geschlossenes Internet, verschlüsselt und stark gesichert. Haben wir auf den Philippinen auch benutzt. Hm. Was sehe ich denn da? Alphasitesecurity.army.mil . Das klicken wir doch mal an.«
    »Menschen wie Sie, fortschrittsfeindliche Menschen, die sterben als Erste in Revolutionen«, sagte Ludenhorff. Eine echte Frohnatur. Danny meinte: »Er hat eine externe Festplatte wie unsere bei Lenox und einen dicken, fetten ›Geheim‹-Stempel auf seinen Dateien.«
    Ich unterdrückte ein Bild der toten, wie schlafend aussehenden Kim. »Erzählen Sie mir von Naturetech« ,sagte ich mit mühsam unterdrücktem Zorn.
    »Natur was?«
    Ich knallte ihm eine, dass ihm der Kopf in den Nacken flog. Dann rammte ich ihm mein Schießeisen in den Mund und spürte Zähne zerbrechen. Seine Brille fiel herunter. Trotzdem blieben seine Augen finster und fokussiert. Er erinnerte mich an eine Ratte, die ich Jahre zuvor in einem Apartment in Manhattan in einer Leimfalle gefangen hatte. Sie hatte sich nicht mehr bewegen können, aber statt wie eine Maus vor Entsetzen zu zittern, starrte sie mich feindselig an und lauerte nur auf eine Gelegenheit, zuzubeißen.
    Sein Gesicht war von den Schlägen so geschwollen, dass er aussah, als hätte er Mumps. Blut sickerte von seinen Lippen.
    »Naturetech« ,wiederholte ich. Ich wandte mich von ihm ab, zog das Magazin

Weitere Kostenlose Bücher