Serum
der Glock heraus und wirbelte herum, um ihm den Lauf wieder tief in den Mund zu rammen. Ich zog den Abzug durch, hörte es klicken. Er schrie und schrie, aber er antwortete nicht.
Durch einen Tränenschleier grinste er mich an, als wollte er mich herausfordern zu schießen.
»Mein ganzes Leben lang haben sich die Leute über mich lustig gemacht«, zischte er, als ich die Waffe zurückzog. »›Fettsack‹. ›Brillenschlange‹. ›Blödmann‹. Ficken Sie sich doch selber!«
Sieh mal an! Er war gar nicht so sanft, wie er aussah.
Danny rief mir zu: »Alphasite ist Naturetech, Boss. Ich habe hier eine E-Mail von Teaks. Die Synthese wurde um drei Uhr heute Nachmittag abgeschlossen. Sie verteilen die erste Ladung am Morgen.«
Ein hohles Gefühl breitete sich in meiner Magengegend aus. Das war also der Anlass für die Feier.
»Und hier«, fügte Danny hinzu. »Hier haben wir eine Liste der Personen, die unsere neue Wunderdroge erhalten werden … Aber verdammt, sie ist verschlüsselt. Zwölf Dosen an ›Washington‹. Vierzig an ›Jefferson‹, ›Betsy Ross‹, ›Revere‹. He, ich dachte, die wären alle tot. Sind sie etwa wiederauferstanden, Paul?«
»Wer sind diese Leute?«, wollte ich wissen.
Ludenhorffs Blick glitt zwischen Danny und mir hin und her. »Machen Sie einen Deal«, sagte er wie eine Platte, die einen Sprung hat. Vielleicht glaubte er, wenn er es oft genug wiederholte, würde ich drauf eingehen. »Dann widerrufe ich die vorbeugenden Maßnahmen gegen Sie.«
»Vorbeugende Maßnahmen« ,wiederholte ich. Washington ist berühmt für seine Euphemismen. Vorbeugung hieß Mord.
»Sie können die Royces stoppen?«, fragte ich.
Er zögerte. Dann nickte er. Er kannte sie.
»Und die Truppen in Carolina? Haben Sie auch die Macht, uns die vom Hals zu schaffen?«
»Ich könnte jemanden anrufen«, gab er zu.
»Jemanden im Weißen Haus?«
Sein Gesicht wurde ausdruckslos. Ich hatte keine Ahnung, was er dachte.
»Jemanden im Pentagon?«
Er zuckte nicht mit der Wimper. Er war keiner, gegen den man gerne Poker spielen würde. Doch genau das tat ich gerade.
Ich wechselte das Thema. »Wie kommt es, dass Sie heute alleine zu Naturetech gefahren sind?«, wollte ich wissen. »Typen wie Ihnen steht ein Fahrer rund um die Uhr zur Verfügung. Wollten Sie Zeugen vermeiden?«
»Ich habe die Einrichtung besichtigt. Das gehört zu meinem Job.«
»Sieh dir den großen Zampano an«, sagte Danny, »eingepackt wie eine neue Mikrowelle in der Schachtel.«
Ludenhorffs Kopf fuhr zu ihm herum. Seine Stimme klang heiser. Die Waffe mochte seinen Hals angekratzt haben, aber nicht seine Entschlossenheit. »Ihre Frau hat sich in der Reservation in Kanada eine Erkältung zugezogen, Danny. Ihr Sohn nimmt gerade Eishockeyunterricht. Glauben Sie immer noch, sie wären in Sicherheit?«
»Ich bin nur ein dummer Eingeborener.« Danny zuckte die Achseln. Seine Miene verriet nichts. Er strich sich mit zwei Fingern über die Wange, als würde er Kriegsbemalung auftragen. »Wir lernen’s eben nie.«
Danny wandte sich wieder dem Laptop zu. Der blaue Schein des Bildschirms fiel auf sein Gesicht. Er war schon ein Mordskerl.
»Hier ist die Zugangsliste für Naturetech für heute Nacht, Boss. Jeder, der auf das Gelände darf. Fünfzehn Wachen. Schichtwechselzeiten. Das Kommando führt ein Captain Robert Van Tries. Verdammt, hier steht sogar der Name des Hundes, der am Außenzaun patrouilliert – Schnauzie.«
Ludenhorff sagte: »Spielen Sie mit. Gehen Sie. Gehen Sie nach Hause. Leben Sie weiter.« Seine Augen ruhten kurz auf dem offenen Safe. Ich sah externe Festplatten darin, Metallkästen in der Größe alter Videokassetten. Daneben braune Manilaumschläge.
Eisner durchsuchte oben immer noch jeden Winkel.
Ich sah mir die Umschläge an und las vor: »›HF-109 im militärischen Verhörprozess‹. ›Synthesefortschritt‹. ›Alicia Dent‹.«
Danny stand auf, nahm mir den Umschlag aus der Hand und öffnete ihn. »Sieh einer an. Eine Liste von Zahlungen an die Frau Reporterin. Sie ist gar nicht seine Freundin. Und was haben wir hier? Ein unveröffentlichter Artikel über die Gattin von Ex-Direktor Carbone. Alkoholmissbrauch. Entziehungskuren. Delirium tremens. Haben Sie ihm gedroht, das hier zu veröffentlichen, wenn er nicht seinen Hut nimmt, Paul? Ihrem ehemaligen Chef? Das nenne ich Loyalität, Sie Haufen Dreck.«
»Eine Frau mit Alkoholproblemen ist für einen Geheimdienstmitarbeiter ein Sicherheitsrisiko. Er hat dem Weißen
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