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Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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auf und sah, dass Danny mich musterte. Ich grinste und sagte: »Das Auto. «
    Danny erwiderte mein Grinsen. »Natürlich. «
    Ein paar Minuten später stand ich wieder oben auf dem Treppenabsatz, während Eisner unten wartete und Danny vom Park aus telefonierte. Er bedeutete uns, dass Ludenhorff abgenommen hätte. Er gab sich als Verkehrspolizist aus und fragte, ob Ludenhorff einen blauen Cadillac besäße, Nummer bla-bla-bla. Der Cadillac sei in einen Unfall verwickelt gewesen, und als Ludenhorff protestierte, der Wagen stünde geparkt, ja, das wisse er, aber ein anderer Wagen hätte ihn gerade gerammt.
    Dann richtete er den Daumen nach oben, was uns signalisierte, dass Ludenhorff herauskommen würde, um den Schaden zu begutachten.
    Ich hörte ihn schon ins Foyer trampeln. Er war so besorgt um sein wertvolles Auto, dass er gar nicht bemerkte, dass jemand an seiner Türschwelle stand. Sobald er die äußere Tür öffnete, stieß ich ihn so hart zurück, dass er gegen seine Wohnungstür taumelte und hinfiel. Er sagte: »Waaaaa.« Ich hörte Eisner hinter mir die Treppenstufen heraufpoltern. Ich baute mich wie ein Footballspieler über dem am Boden liegenden Mann auf. Er sagte: »Was zum Teufel glauben Sie, wer Sie …«
    Er erstarrte, als sein Blick auf meine Waffe fiel. Seine Schlüssel lagen an einem Kettchen auf dem Teppich.
    Erst hielt er mich wohl für einen Einbrecher, aber dann begriff er. Sehe ich da so etwas wie Bewunderung?! ,fragte ich mich.
    »Ich vermute, mit meinem Wagen ist alles in Ordnung, Mr Acela«, meinte er im Plauderton, während Eisner die Schlüssel aufhob und bellte: »Sagen Sie mir den Code der Alarmanlage!«
    »Sie ist abgestellt«, erwiderte Ludenhorff trocken. »Wie Sie wissen, war ich in Eile.« Er stützte sich auf einen Ellbogen auf und rieb sich die Schulter, wo ich ihn gerammt hatte.
    Ich hob die Glock. Richtete sie auf seinen Bauch.
    »Ich sage die Wahrheit«, meinte er und lächelte sogar ein wenig. Er erkannte die Ironie der Situation. Schließlich ging es bei der ganzen Sache um die Fähigkeit, Wahrheit von Lüge zu unterscheiden.
    Eisner öffnete die Wohnungstür. Das Eingabefeld der Alarmanlage war gleich daneben, und das Systemlicht leuchtete tatsächlich grün.
    Nicht scharfgemacht.
    »Sie sollten sich mehr um sich selbst sorgen als um Ihren Wagen«, empfahl ich ihm.
    »Aber niemand hat ihn angefahren. Oder? Er ist ganz neu.«
    Er stand auf.
    Ich war beeindruckt, wie schnell er die Fassung wiedererlangt hatte. Er mochte schwammig aussehen, doch er hatte Persönlichkeit. In seinen Augen blitzte Intelligenz. Man konnte ihn hinter seiner Brille fast denken hören.
    Dann kam auch Danny herein. Ludenhorff meinte: »Aha, die drei Musketiere. Und wo sind die Damen?« Er massierte sich die schmerzende Schulter. Sein Blick war hypnotisch. In aller Gemütsruhe fügte er hinzu: »Tja, ich habe einen Apfelstrudel im Ofen, Gentlemen. Wollen Sie nicht hereinkommen?«
    »Apfelstrudel?« Ich dachte, ich hätte nicht richtig gehört. Ich hatte Mühe, an mich zu halten. Ich wollte diesen Mann schlagen und nie mehr damit aufhören. In dieser Situation faselte er von Mehlspeisen.
    »Meine Stiefmutter hat ihn gemacht. Ich wärme ihn nur auf. Kommen Sie rein. Lassen Sie uns reden.«
    Manchmal sind es Kleinigkeiten, die einen auf die Palme bringen.
    Es war seine Arroganz. Mein Knie bewegte sich wie von selbst und rammte sich zwischen seine Beine. Ludenhorff stieß explosionsartig die Luft aus.
    Er fiel rücklings zu Boden und rollte sich zu einer Kugel zusammen. Japsend presste er seine Hände zwischen die Beine.
    Einer von uns muss die Tür hinter uns geschlossen haben. Ich konnte mich nicht mehr bremsen. Meine Freunde ließen die stumme Prügelorgie zu. Ludenhorff versuchte, sich zu schützen, zog den Kopf ein und grunzte, während meine Schläge auf ihn niederprasselten. Ludenhorff, die menschliche Schildkröte. Es gab keine Strafe, die an seine Verbrechen heranreichte.
    Endlich trat ich schweißgebadet zurück. Und Ludenhorff begann wieder zu atmen.
    »Ich will Antworten, Paul«, teilte ich ihm mit. »Und zwar sofort.«
    Apfelstrudel, von wegen.

21
    D
    anny und ich fesselten ihn mit Klebeband an seinen Schreibtischstuhl, ein venezianisches Modell mit Lederpolstern. Das Zimmer lag im Erdgeschoss, so dass der Nachbar in den oberen Etagen seine Schreie nicht hören würde. Es war ein fensterloser Raum. Und der Stuhl war so schwer, dass er ihn nicht bewegen konnte, um etwa zu einem seiner zwei

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