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Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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interessieren?«, fragte Kim nachdenklich.
    Mich überlief es heiß und kalt, wenn ich daran dachte, wie das Militär bei Naturetech das Kommando übernommen hatte und wie der Vorsitzende gemeint hatte, sein »Fehler« könnte die Welt verändern.
    »Biologische Waffen«, sagte ich. Allein die Worte machten mich kribbelig. »Aber wenn Asa sie in Florida an Menschen getestet hat, warum haben wir nichts von unerklärlichen Krankheiten oder Todesfällen gehört?«
    »Es wurde vertuscht«, schlug Kim vor.
    »Oder es handelte sich um ein Gegenmittel«, meinte Danny. »Bei dem Vertrag mit dem Verteidigungsministerium geht es um Antitoxine. Aber dann hätten Asas Testpersonen ja erst einmal krank sein müssen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er absichtlich eine Krankheit verbreitet hat, oder?«
    Kim schüttelte heftig den Kopf. »Das hätte der Vorsitzende nie zugelassen. Bestimmt nicht. Und wenn es sich bei der Substanz um eine Waffe oder ein Antitoxin handelte, was hatte sie dann in Dwyers Badezimmer zu suchen?«
    Nichts von alldem ergibt einen Sinn, dachte ich.
    Ich fragte Kim: »Tauchte Dr. Rodriguez vor oder nach dem Vertrag mit dem Verteidigungsministerium auf?«
    »Ein paar Monate davor.«
    »Was zum Teufel war das für ein Zeug?«
    »Pearl Harbor«, meinte Danny, und ich fröstelte bei den Worten. »Schwadron sagte Pearl Harbor. Ich stimme für Waffe oder Antitoxin. Sie befürchten, jemand hätte das Zeug gestohlen. Das steht auf der Disk. Vielleicht spielt Eisner mit offenen Karten. Vielleicht hatte Dwyer das Zeug für den Fall eines Angriffs in seinem Medizinschrank.«
    Ich stellte Kim die entscheidende Frage.
    »Was war die Nebenwirkung?«
    Ihre Miene verdüsterte sich. »Das wollte er niemandem sagen, außer Dwyer. Der holte Kranz dazu. Wir brachten Asa für drei Tage im Plaza Hotel unter. Dann flog er heim. Ich besorgte ihm das Ticket.«
    »Lass die Finger von der Sache, Boss«, riet Danny. »Die vom militärischen Geheimdienst können einen auf einen bloßen Verdacht hin für immer wegsperren. Wir haben unser Bestes getan. Der Vorsitzende würde es uns danken. Kooperiere mit Eisner. Schaff ihn dir vom Hals.«
    »Wie kooperieren? Er weiß bereits von der Liste. Er ist sicher, dass ich die Disk gestohlen habe, und soweit ich weiß, steckt er bis zum Hals in der Geschichte mit drin. Oder Keating.«
    Eisner meiden.
    Es war, als säße Dwyer mit uns am Tisch und wollte mich warnen, ohne mich jedoch vollständig ins Vertrauen zu ziehen. Ein wesentliches Teil des Puzzles fehlte. Die Rolle, die der Vorsitzende selbst bei diesem »schrecklichen Fehler« gespielt hatte.
    »Du bist raus aus der Sache, Danny. Ich fahre allein nach Key West und forsche nach, ob es ungewöhnliche Krankheitsfälle gegeben hat. Du bleibst bei Kim. Ich spreche mit Asa Rodriguez. Allein.«

8
    I
    n der Nacht kam mein toter Sohn zu mir. In letzter Zeit passierte das öfter. Ein Seelenklempner hätte wohl gesagt, ich schlage mich mit unterschiedlichen Lebensentwürfen herum, mit verpassten Gelegenheiten. Sein Gesicht sah ich nur selten. Er manifestierte sich eher als sprechender Schatten oder körperlose Stimme, eine Ahnung, dass er mich erwarten würde, wenn ich um die nächste Ecke bog. Immer rief er ein Gefühl der Angst, des Verlustes und des Versagens hervor.
    »Dad! Die machen den ganzen Garten kaputt!«
    Im Traum stieg ich über das Chaos hinweg, das Eisners Leute hinterlassen hatten, krank vor Zorn über die Verwüstungen: meine FBI-Plaketten zertrampelt neben den durchwühlten Bücherregalen; meine Brieftasche aufgeklappt auf dem Schreibtisch, ohne Papiere, aber mit allem Geld, als wollte Eisner mir damit sagen, dass ich mich verkauft hätte. Das leere Halfter meiner Sig – so dass ich mich nicht mehr selbst verteidigen konnte. Pillendosen lagen auf dem Boden verstreut, aber statt Etiketten klebte auf jeder Dwyers Liste.
    Eisner meiden! ,stand darauf.
    Durch das geöffnete Fenster hörte ich die furchtsame Stimme meines Sohnes. Heute klang er, als wäre er zehn, aber sein Alter variierte.
    »Lassen Sie mich los!«
    Ich war nicht schnell genug, um ihm zu helfen. Jeder Schritt dauerte unendlich lange, als liefe ich durch zähen Sirup, und zu meinem Entsetzen merkte ich, dass meine Stimmbänder gelähmt waren. Ich konnte ihm nicht einmal sagen, dass ich für ihn da war.
    Durch den Traum in mein Schlafzimmer teleportiert, sah ich von oben, wie der Mann, den ich im Flushing Meadows Park zusammengeschlagen hatte, meinen Sohn durch den

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