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Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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Motoren.
    Ich öffnete eine Mülltonne, stopfte meine abgelegte Kleidung in einen darin befindlichen Müllsack und knotete ihn wieder zu.
    Es war jetzt so still, dass ich das Summen der Insekten und das Tropfen der Blätter hören konnte.
    Auf dem Rückweg zu Barneys Maxima hatte ich ein wenig Zeit zum Nachdenken.
    Wenn es mir gelingt, Miami zu erreichen, dürfte ich in Sicherheit sein. Nur Dick Milenko habe ich heute meinen Namen genannt, und der fliegt frühmorgens nach Saudi-Arabien. Vielleicht hört er vor seiner Abreise nichts mehr von dem Mord.
    Ich schöpfte wieder Hoffnung, bis mir einfiel, dass man bei Lenox bald von der Ermordung eines ihrer besten freien Mitarbeiter hören würde, selbst wenn ich entkam. Es sei denn, Keating und Eisner wüssten bereits davon, weil sie selbst dahintersteckten. Sie werden mein Foto nach Key West schicken. Die Cops werden es herumzeigen, und man wird mich identifizieren.
    Mir wurde schlecht. Ich saß in der Falle. Aber in meinem Magen war nichts mehr, was ich von mir geben konnte.
    Erst mal weg von der Insel. Alles andere konnte ich mir später überlegen.
    Ich hielt mich an Nebenstraßen und versuchte, durchnässt und desorientiert wie ich war, mein Auto wiederzufinden und die aufkommende Verzweiflung zu bekämpfen. Der Fehler des Vorsitzenden Dwyer – was immer es gewesen war – hatte tödliche Mächte entfesselt. Falls ich von Key West entkam, gab es nur einen Weg, Tod oder Verhaftung zu entgehen: Ich musste den wahren Mörder finden und den Grund, warum zwei Männer sterben mussten.
    Es ging nicht mehr um eine Verpflichtung gegenüber dem Vorsitzenden. Es ging darum, meinen Hals und den meiner Freunde aus der Schlinge zu ziehen.
    Und noch eine weitere bohrende Frage stellte sich. Denn Dwyer hatte gesagt, das ganze Land sei in Gefahr.
    Was zum Teufel bewirkte diese Droge eigentlich?
     
    Scheinwerfer näherten sich, und ich versteckte mich hinter dem nächsten Haus. Sie fuhren vorbei. Sie gehörten zu einem Pick-up, nicht zu einem Streifenwagen.
    Ich zitterte, wusste aber nicht, ob es an der Erschöpfung oder der Angst lag. Ich sehnte mich nach einem Hotelzimmer und einer heißen Dusche. Aber die Polizei würde die Anmeldungen kontrollieren und den Leuten am Empfang meine Beschreibung geben.
    Wenige Minuten später erreichte ich die Caroline Street. Das Neonschild über dem Blue Conch war ausgeschaltet. Es nieselte noch, doch der Nebel hatte sich verzogen. Ich sah ein junges Touristenpärchen eng umschlungen die Straße entlangschlendern. Sie ignorierten die Nässe und sammelten romantische Urlaubserinnerungen.
    Ein Mann, der wie ein Hippie aussah, radelte vorüber. Seine Reifen zogen Gischtschleppen hinter sich her. Auch er schien den Regen nicht zu bemerken.
    Wenigstens waren außer mir noch ein paar Leute auf der Straße. Nur noch ein Block.
    Mit aufkeimendem Triumphgefühl erblickte ich den Maxima, aber in dem Moment bog ein Polizeiwagen fünfzig Meter weiter um die Ecke und rollte auf mich zu.
    Ich verlangsamte instinktiv den Schritt, nahm aber schnell mein altes Tempo wieder auf. Die Beamten sahen einen bärtigen Mann mit der richtigen Statur, so weit passte die Beschreibung, aber ich war falsch angezogen. Trotzdem verdächtig: ein Mann, der im Regen herumspazierte.
    Warum ließ ich die verdammte Karre nicht einfach stehen?
    Zum ersten Mal im Leben wurde mir klar, was es heißt, wenn einem die Haare zu Berge stehen. Doch die Cops rollten vorbei. Ich sah ihre blassen Gesichter hinter der regennassen Scheibe. Sie blickten starr geradeaus. Vor Erleichterung bekam ich weiche Knie.
    Inzwischen zitterten meine Hände so sehr, dass ich Schwierigkeiten hatte, den Schlüssel ins Türschloss zu stecken. Als ich im Auto saß, zerriss ich als Erstes den Zettel auf dem Beifahrersitz. Der Regen wurde wieder stärker, während ich die Karte von Key West herausfischte und über Nebenstraßen zur anderen Seite der Insel fuhr – zur Brücke nach Cow Key und Miami.
    Ich nahm die Überführung über den Hafen namens Garrison Bight, wo ein großes Schild auf die CHARTER BOAT ROW hinwies. Über einem Mahagonihain lag der Duft des nachts blühenden Jasmins in der feuchten Luft.
    Ich sah keinen Polizeiwagen mehr, aber es beruhigte mich, dass selbst um diese Uhrzeit noch andere Autos unterwegs waren. Die Leute in Key West schlafen nie. Binnen Minuten erreichte ich die Auffahrt zur US 1 und der Brücke. Schon wollte sich Erleichterung breitmachen, aber dann sah ich die blauen Lichter einer

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