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Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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Straßensperre weiter vorne.
    Mit pochendem Herzen fuhr ich an der Auffahrt vorbei und blieb auf der Roosevelt, der Hauptstraße, die um die ganze Insel herumführt, mit ihren Hotels, Restaurants und Einkaufszentren.
    Aber ich konnte nicht einfach immer im Kreis herumfahren. Früher oder später würde mich eine Polizeistreife aufgabeln. Und im Auto schlafen legen konnte ich mich genauso wenig.
    Aus einem Impuls heraus bog ich zu einem Walgreen-Drugstore ab, der die ganze Nacht geöffnet hatte. Während ich noch überlegte, ob ich es riskieren sollte, hineinzugehen, fuhr ein Subaru mit Mississippi-Nummernschildern vor, dem fünf durchweichte Kids entstiegen. Sie waren auch in den Regen geraten. Sie betraten den Laden.
    Ich folgte ihnen, so dass die Kassiererin annehmen konnte, wir gehörten zusammen. Drinnen suchte ich mir eilig ein paar Sachen aus, ein Handtuch, ein T-Shirt mit Key-West-Aufdruck, eine billige Windjacke, Energieriegel, OJ-Sonnenbrille, Orangensaft, Rasierapparat, blondes Haarfärbemittel, eine Schere, einen Schminkspiegel und eine Packung Pampers.
    Die Leute aus Mississippi teilten sich auf und kauften getrennt ein. Ich ging zur Kasse und rief quer durch den Laden: »Wir treffen uns dann im Auto.«
    »Wie alt ist denn Ihr Baby?«, fragte mich die Kassiererin, als sie die Pampers durchzog.
    »Der kleine Tom? Fünf Monate«, antwortete ich. »Er verbraucht die Windeln so schnell wie drei andere Kinder zusammen.«
     
    Zehn Minuten später entdeckte ich eine Stelle, wo ich den Wagen relativ risikolos abstellen und mir einen Platz zum Schlafen suchen konnte. Sie lag an der Duck Avenue, ein paar Schritte von der US 1 entfernt in einem Wohngebiet. Mehrere andere Autos standen am Straßenrand, und es gab keine Parkverbote.
    Der Regen hatte aufgehört. Die Luft fühlte sich kühl an. Ich holte meinen Einkauf aus dem Kofferraum, abgesehen von den Pampers. Die hatte ich nur gekauft, damit die Kassiererin sich an Windeln erinnerte, nicht an Haarfärbemittel.
    Zu Fuß ging ich mit meiner Plastiktüte weiter in das Wohngebiet hinein. Einige der kleinen Häuser hatten eine Gartenmauer, vor manchen standen Bootsanhänger. Die meisten waren billige Holzbauten, die erhöht auf Schlackesteinen ruhten, so dass man drunterkriechen konnte.
    Ich brauche Schlaf.
    Viele der Häuser schienen im Sommer verlassen zu sein, die Läden waren geschlossen. Manche hatten mit Fliegengitter umgebene Veranden, aber in Abwesenheit der Besitzer waren diese vermutlich abgesperrt. Außerdem konnte man sie fast alle gut einsehen.
    Beim ersten Haus mit geschlossenen Läden ging ein Flutlicht an, ausgelöst von einem Bewegungsmelder. Ich machte, dass ich wegkam.
    Unter dem zweiten entdeckte ich einen von Büschen abgeschirmten Zwischenraum, aber der Boden unter dem Haus war schlammig und stank nach Müll. Als ich trotzdem hineinkriechen wollte, hörte ich ein Zischen.
    Also zog ich mich wieder zurück.
    Beim dritten Versuch hatte ich mehr Glück. Das Haus lag hinter dichten Bäumen und verfügte über eine Außendusche. Es stand leicht erhöht, und der Boden darunter war trocken. Ich hörte keine Tiere, als ich hineinkroch.
    Heb dir die trockenen Klamotten für morgen auf.
    Heißhungrig und durchweicht aß ich die Energieriegel und trank den Orangensaft. Dann zog ich das abhörsichere Handy heraus und klappte es auf. Angeblich war es wasserdicht, was es bei dem Preis auch sein durfte. Dankbar sah ich das Display trotz meiner Schwimmeinlage aufleuchten.
    Ich rief Dannys ebenfalls abhörsicheres Gerät an. Obwohl es halb drei Uhr morgens war, ging er beim dritten Klingeln ran, verschlafen, aber ärgerlicherweise voll seines üblichen Sarkasmus.
    »Lass mich raten«, meinte er. »Du sitzt in einem Hotel in erster Strandlinie und schlürfst Rum. Du bist beschwipst. Und da hast du dir gedacht, warum nicht den guten alten Danny aufwecken?«
    »Was ist mit Hoot?«, fragte ich.
    »Ihre Vermieterin sagte, dass zwei Männer mit Ausweisen des militärischen Geheimdienstes sie abgeholt haben.«
    »Hat sie das beobachtet?«
    »Sie hat den Wagen wegfahren sehen.«
    »Hast du mit Eisner gesprochen?«
    »Ich? Ich bin gefeuert. Du, ich, Hoot. Keating hat uns abserviert. Kim hat selbst gekündigt.«
    Ich spürte einen Stich von Furcht. »Wer passt dann auf sie auf?«
    »Sie ist bei mir. Ein paar meiner Cousins bewachen das Gebäude. Niemand kommt hier rein, ohne dass sie es merken. Was ist mit dir? Irgendwas von dem Wissenschaftler erfahren, das uns

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