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Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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jetzt so anders?«
    Als ich zögerte, kam er näher, das Gesicht in einem seltsamen Winkel abgewandt. Sanfter sagte er: »Es gibt auch persönliche Vorteile, wissen Sie? Warum sollten besondere Menschen sich für besondere Leistungen nicht besonderer Vergünstigungen erfreuen. In finanzieller Hinsicht. In der Liebe.«
    In diesem Moment sah er aus wie ein ältlicher, geckenhafter Mephisto. Seine Gesichtszüge schienen sich immer mehr in die Länge zu ziehen, das Kinn immer spitzer zu werden. Er sagte: »Mir ist aufgefallen, wie Sie Gabrielle ansehen. Was Frauen anbetrifft, gibt es ja Männer, die die Jagd lieben. Ich persönlich schätze die Ungewissheit nicht. Oblige ist da eine große Hilfe. Warum Spielchen spielen? Überlegenheit ist der Schlüssel.«
    »Gabrielle kann ziemlich schwierig sein«, stimmte ich mit einem schwachen Lächeln zu.
    »Gut! Also geben Sie die Disks zurück. Wir möchten Ihren loyalen Freunden dasselbe Angebot machen wie Ihnen. Mr Whiteagle und Dwyers Sekretärin. Wo sind sie überhaupt? Wissen Sie das?«
    Mein Herz sank.
    »Warum rufen wir sie nicht gleich an?«, meinte er lächelnd, und plötzlich begriff ich, warum er das Gesicht abgewendet hatte. Ich brauchte kein HF-109, um die Wahrheit zu begreifen.
    Es hatte nie eine Chance gegeben. Ich hatte mich zum Narren halten lassen.
    Ich sagte: »Wollen Sie mir nicht ins Gesicht sehen? Drehen Sie den Kopf.«
    Er seufzte, tat mir aber den Gefallen.
    Der rote Ausschlag war an seinem Hals. Er stieg in unregelmäßigen Flecken unter seinem Hemdkragen auf.
    »Keatings Ausschlag erschien am Rücken. Dwyer hatte ihn am Knie«, sagte Schwadron. »Bei mir ist es ausgerechnet der Hals.« Er schüttelte bedauernd den Kopf. »Wie ich sehe, wissen Sie, was das bedeutet. Es gibt keine Kopien der Disk, die an die Presse gehen. Sie kennen auch nicht die Details der Synthese. Es ist schon komisch, wie Oblige funktioniert. Bei mir ist es wie eine Hitzewallung im Kopf, wenn jemand die Unwahrheit sagt. Ein kleiner Lügendetektor da drin.« Er stippte sich an die Stirn. »Am Anfang musste ich mich ziemlich konzentrieren. Aber nach ein paar Prisen Oblige wurde es immer klarer. Wir müssen Ihre Freunde wirklich finden.«
    »Dann brauche ich Ihnen ja gar nicht erst vorzumachen, dass ich Ihnen helfen werde«, sagte ich. »Nicht wahr?«
    »Sehen Sie?«, meinte er und tätschelte sich den Kopf. »Keine Hitze diesmal. Keine blitzartige Intuition. Diesmal sagen Sie die Wahrheit, und das bedaure ich, denn ich hätte Sie wirklich gern im Boot gehabt.«
    »Sie übergeben mich der Polizei von Key West?«
    »Mike, Sie begreifen nicht. Wir haben Sie auf Band, vor Zeugen, wie Sie damit drohen, Staatsgeheimnisse an die Presse zu verraten, es sei denn, wir schmieren Sie und geben Ihnen Ihren Job zurück.«
    »Ich habe gelogen.«
    »Ich weiß. Außerdem sind Ihre Fingerabdrücke überall in Dwyers Wohnung. Sie haben die Polizei erst spät verständigt, um Beweismaterial vom Tatort zu entfernen. Sie wurden von Augenzeugen als Mörder eines Lenox-Wissenschaftlers in Florida identifiziert. Nach dem Patriot Act sind Sie wegen Verbrechen gegen Personen, die in Schlüsselbetrieben der Rüstungsindustrie arbeiten, in juristischer Hinsicht genau genommen ein …«
    »Ein feindlicher Kombattant«, vervollständigte ich den Satz. Der Raum schien sich um mich zu drehen.
    »Außerdem haben Sie gelogen, um sich Zutritt bei Naturetech zu verschaffen, wo Sie Blaupausen der Sicherheitseinrichtungen eines Labors an sich brachten, das an einem geheimen Rüstungsauftrag arbeitet. Nein, Mike«, fuhr er fort, »Ihre einzige Chance, in Florida jemals vor Gericht zu kommen – wo Sie übrigens verurteilt würden –, wäre, von dem Ort zu entkommen, wo man Sie jetzt hinbringt. Ich habe versucht, Ihnen zu helfen, aber Sie wollten ja nicht. Ich hätte Ihnen geholfen. Betrachten Sie das, was nun mit Ihnen geschieht, als Opfer für Ihr Land.«
    »Ich hätte niemals Oblige bekommen, nicht wahr? Es war nur eine Lüge, damit ich Ihnen meine Freunde ausliefere.«
    »Wir wären zu einer vernünftigen Einigung gekommen. Ich bin kein Monster, Mike.«
    »Aber Sie schauen weg, wenn monströse Dinge geschehen. Werde ich auch Selbstmord begehen?«, fragte ich. »Oder wollen Sie das lieber nicht wissen? Wie bei Dwyer?«
    Die Tür ging wieder auf, und die Männer kamen herein.
    Schwadron sagte: »Ganz ehrlich, ich hätte mir einen glücklicheren Ausgang gewünscht. Ich bewundere Sie, ob Sie es glauben oder nicht. Ich bin

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