Seth, Träume und Projektionen des Bewusstseins (German Edition)
daher mit unseren Erfahrungen mit unterschiedlichen Traumarten und ihrer Auswirkungen auf das Tagesleben. Spätere Kapitel handeln von der Bewusstseinserweiterung, die sich aus früheren Experimenten ergibt.
Unser Interesse an Träumen floss auch in meine eigene kreative Arbeit. Die folgenden Gedichte wurden alle 1964 geschrieben, als Rob und ich unsere ersten eigenen Experimente zur Traumerinnerung durchführten und Seth mit seinen Sitzungen über die Traumwelt begann.
Ins Dickicht der Mitternacht
(20. Oktober 1964)
Es taucht der Träumer
Ins Dickicht ein der Mitternacht,
Wenn ruhig der Mond
Am Himmel strahlt.
Es schläft die Stadt,
Und Körper liegen
Ordentlich und leer
Seit‘ an Seite.
Doch jedes Selbst
Schleicht sich davon,
In Dunkelheit und
Ohn‘ Gestalt,
Und zieht allein umher,
Stets munter und gewahr,
Auf Straßen,
Die auf keiner Karte je geseh‘n.
Kein Mensch kann dorthin geh‘n,
Wo es gewesen ist,
Und nicht im Körper folgen,
Wohin das Selbst gegangen.
Nicht bändigen kann er das Selbst,
Durch Türen, die er schließt.
Durch Wand und Steine
Zieht das Selbst.
Kein Mensch kann
Ein Signal, ein Zeichen finden,
Womit das Selbst
Durch so ein fremdes Land geführt.
Der Weg ist fort,
Das Selbst kehrt heim,
Um in sein knöchern
Kleid zu schlüpfen.
Mein träumend‘ Selbst
(8. Dezember 1964)
Mein träumend‘ Selbst
Blickte durchs Fenster
Und sah mich auf dem Bett.
Mondlicht füllte
Meinen Kopf, der schlief.
Nackt lag ich da und still.
Mein träumend Selbst,
Es kam herein
Und ging umher.
Ich fühlte mich, als ob in meinem Kopf
Sich Türen öffneten
und Zimmer.
Mein träumend‘ Selbst
Zeigt‘ Augen so wie Schlüssel,
Die im Dunkeln strahlten.
Da war kein Kämmerchen
In meinen Knochen,
Das sie nicht öffnen konnten.
Mein träumend‘ Selbst,
Es streifte durch‘s
Gefüge meiner Seele
Und drehte Lichter im Vorbeigehn an.
Die Nacht war draußen
Kalt und dunkel.
Mein träumend‘ Selbst
Lag auf dem Bett.
Und scheu stand ich an seiner Seite.
„Wir sind ja beide eins“, sagt‘ ich.
Und es: „Ich dacht‘, das wüsstest du.“
Vision
(10. Juni 1964, in EPOS veröffentlicht)
Ich sah mich ausgestreckt inmitten aller Sterne.
Die Haut, ein off‘nes Netz,
War voller Samen, Monde, Fische
Und Vögel flogen durch mein Fleisch,
Das sich kontinental aus Meeren
Voller Raum erhob. Ein Arm,
Ein Universum, gestemmt in meine Seite.
Mein dritter linker Fingernagel,
Die Erde, in sanfter Drehung
Mit meinem Handgelenk.
Ein Auge blickt‘ auf die Gestalt –
Die Schenkel über Galaxien führten – und sah
Das Explodieren eines jeden Zellen-Sterns,
Unmittelbar als Form im Fleisch erscheinend.
Das andr‘e Auge, aufs Innere gewandt, sah
Neue Gewebe und Kokons,
Gesponnen aus Gedanken und Träumen,
Mit jedem Atem Bilder streuend.
Träumer
(30. November 1964)
Träumer schaffen ihre eig‘nen Wege,
Netze, von Gedanken zu Gedanken ziehend,
Erweiterungen eines ruhelosen Schädels,
Nicht sichtbar, dunkel, still.
Der Nächte Projektionen erheben sich
Wie unsichtbare Kreidelinien,
Doch Wandrer sehen sie,
Von Dunkelheit zu Dunkelheit gespannt.
Termine, getroffen und gehalten,
Notizen, flüchtig hingeworfen,
Derweil die Körper warten in frischen weißen Betten,
Unberührt und ordentlich und sicher.
KAPITEL 14
Träume und Gesundheit
Seth über therapeutische Träume
Seth hat ein Traumgespräch mit einem Freund
Wie man Träume nutzt, um die Gesundheit zu fördern
Eine meiner Studentinnen, Sue Watkins, ist medial sehr begabt und im Gebrauch ihrer Träume ausgesprochen geübt. Sie und ihr Mann Carl wohnten in einer nahegelegenen Stadt, als sie mir untenstehende Notiz mit einer Kopie eines Traumes schickte, der die enge Verbindung von Traum und Gesundheit wunderbar illustriert. Humorvoll betitelte sie die Notiz mit „Eine kurze Geschichte der Schulter, oder: Carrie Nation hatte recht in Bezug auf Gelenke“.
Einige Zeit nach meiner Heimkehr vom College 1967 bemerkte ich zuerst, dass meine Schulter schmerzte, wenn ich sie hob – inzwischen weiß ich, dass es sich hierbei um typische Bursitis-Symptome handelte. Nach einer Weile ließen die Beschwerden allmählich nach. Im April 1968 waren die Symptome aber wieder da und hielten drei Monate an, dann verschwanden sie langsam und kamen für eine Weile im Dezember 1968 zurück. Im Februar 1969 hatte ich einen richtigen Anfall, der bis zur Geburt meines Sohnes im Oktober mehr oder weniger anhielt.
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