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Settlers Creek

Settlers Creek

Titel: Settlers Creek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Nixon
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Häuser, die Bäume wie die jetzt vor ihm, die geheimen Pfade, die Flecken von ungerodetem Buschland, das kultivierte und das brache Land – alles trägt eine Geschichte in sich. Geschichten, die sich wie Sediment abgelagert haben aus Generationen von Vätern und Müttern, Großeltern und Kindern, die alle hier gelebt haben und hier gestorben sind, bis zurück zu den ersten in der Ahnenreihe. Und nicht nur bei den Saxtons war das so, ebenso bei den Turners, Harbidges, Marshalls. Diese alten Familien bildeten ein engmaschiges Gewebe. Sie hatten nur dieses Zuhause.
    Box richtet sich auf. Er hebt den Spaten und kämpft sich vorwärts.
    Als er den Bach überquert, stürzt er. Beim Aufschlag auf die algenbedeckten Steine reißt es ihm den Spaten aus der Hand, er versinkt in einer tiefen Gumpe. Nur der Griff ragt über die teefarbene Oberfläche hinaus. Box liegt mit dem Gesicht nach unten auf den Steinen. Ein Blatt treibt langsam an seinem Gesicht vorbei. Er hört das Wasser, das unter ihm und an ihm vorbei fließt, ein Schlaflied singen. Er schaut zu, wie das Blatt zwischen den bräunlichen Steinen manövriert, und denkt daran, jetzt und hier unter der Schattendecke des Bachs einzuschlafen.
    Box stützt sich mit den Händen auf die Steine und schraubt sich mühsam hoch. Ein neuer Schmerz tobt in seinem linken Knie, fügt sich nahtlos in seine Sammlung. Die Plastiktüte liegt auf ein paar Steinen, sie ist nicht naß geworden. Er hebt sie auf und prüft ihren Inhalt. Das Paket aus dem viereckigen Stück Plane, das er auf dem Friedhof herausgeschnitten hat, ist noch da. Was er darin eingewickelt hat, ist unversehrt.
    Er fischt den Spaten aus dem Wasser und setzt seinen Weg fort. Fuß vor Fuß, Schritt für Schritt, jeder Abschnitt der Reise wird einzeln bewältigt.
***
    Auf der Kuppe des ersten Hügels, unterhalb des Kraterrands, am Ende des Landes seiner Familie, gibt es eine Stelle, von der aus man über die ganze Bucht sieht bis an den Durchlaß zwischen den Lavafelsen. Dahinter liegt der Ozean als langer, offener Highway. Als Kind ist er gern hierhergekommen. Manchmal ist er hochmarschiert, einfach nur um allein zu sein und fast die gesamte ihm bekannte Welt überblicken zu können. Selten kam Paul mit, meistens war er allein hier.
    Die Stelle, die er für sein Unternehmen im Sinn hat, liegt vor einer kleinen Gruppe von Schnurbäumen. Im Frühling blühen sie hellgelb. Dahinter erhebt sich eine Kathedrale aus weicher Lava, eine Felsnase, die den Wind abhält und die Sonne in ihre Poren einsaugt. Zieht die Sonne am Nachmittag weiter, gibt der Stein Wärme ab.
    An einem klaren sonnigen Morgen wie diesem wird er ihr ganzes Land überblicken können: den Bach und die von Gestrüpp überwachsene Schlucht, die Plantage und den Gemüsegarten und das Quadrat des alten Hauses. Wenn die Sonne richtig steht, kann er ihre Spiegelung in den Gewächshäusern sehen. Ein paar Nebelfetzen bleiben vielleicht noch, bis die Sonne den Boden erwärmt hat.
    An dieser Stelle, unter den Schnurbäumen, wird er das begraben, was er in seiner Hand trägt. Er wird mit dem Spaten seines Großvaters ein tiefes Loch graben und das Herz seines Sohnes dort bestatten, wo es hingehört.
***
    Box klettert mühsam den Abhang auf der anderen Seite des Bachs hinauf. Irgendwie schafft er es über den durchhängenden Drahtzaun. Aus dem Schatten tritt er ins helle Morgenlicht. Ihm fällt ein, daß dies bestimmt der letzte richtig schöne Herbsttag wird. Kein Lüftchen regt sich, er spürt die Sonnenwärme auf den Schultern. Blinzelnd bleibt er stehen, um festzustellen, wieviel Kraft ihm geblieben ist. Das Gras um ihn wächst kniehoch. Vor ihm erhebt sich der Hügel, den er besteigen muß.
    Box nimmt einen tiefen, rasselnden Atemzug, dann setzt er seinen zerschlagenen Körper zum letzten Mal in Bewegung. Er geht ganz langsam, Spaten und Plastiktüte in der unverletzten Hand. Er hinterläßt eine Spur im langen gelben Gras.

Glossar
Haka: Ritueller Tanz der Maori. Häufig ausschließlich als Kriegstanz interpretiert, bedeutet Haka allerdings nichts anderes als »Tanz« oder »Lied mit Tanz« und ist daher ein allgemeiner Begriff für alle Arten von Maori-Tänzen. Der Haka wird einerseits zur Begrüßung, andererseits aber auch zur Einschüchterung von Gegnern bei kriegerischen Auseinandersetzungen getanzt, dann allerdings nur von bewaffneten Männern. Beim Haka können diverse Emotionen durch den Einsatz verschiedener Körperteile wie Arme, Beine, Augen, Zunge

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