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Settlers Creek

Settlers Creek

Titel: Settlers Creek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Nixon
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erinnerte sich, daß Mark mit großem Appetit zulangte.
    Jetzt versuchte er sich zu erinnern, worüber sie gesprochen hatten, aber es fiel ihm nichts ein. Es ärgerte ihn, daß er sich nicht daran erinnern konnte, eigentlich müßte er das doch noch wissen. Das Rennen – ganz sicher hatten sie darüber geredet. Aber über was sonst? Marks berufliche Zukunft? Seine Freunde? Er wußte es einfach nicht mehr.
    Box bemerkte, daß Liz in der Tür stand. Noch immer hielt er den Blazer in der Hand. Sorgsam legte er ihn auf das ungemachte Bett.
    »Ich muß mit dir reden.«
    »Ist okay, du störst mich nicht.«
    »Ich habe Stephen angerufen.«
    Box war überrascht. »Wann?«
    »Bevor du gekommen bist. Heute mittag.«
    »Du hättest zuerst mit mir darüber reden sollen.«
    »Er hat ein Recht, es zu erfahren, Box.«
    »Er hat sich einen Teufel für Marks Leben interessiert. Hat ihn wie lange nicht gesehen? Sechzehn Jahre?«
    »Trotzdem ist es sein Recht.«
    Box runzelte die Stirn. Liz schüttelte den Kopf und sah zu Boden. Dann begegnete sie wieder seinem Blick und sagte: »Mark hat mir vor etwa zwei Jahren erzählt, daß er sich vielleicht mit ihm treffen wollte.«
    »Davon hat mir nie jemand was gesagt.«
    »Er dachte, es wäre dir wohl nicht recht.«
    »Und? Hat er ihn getroffen?« Box war nicht sicher, ob er die Antwort hören wollte.
    »Ich glaube nicht. Er hat die Idee wohl fallenlassen, jedenfalls hat er nie mehr davon gesprochen.«
    »Gut so.«
    »Das hilft uns jetzt nicht wirklich weiter.«
    »Ja, tut mir leid. Was hat Stephen also gesagt?«
    »Was alle sagen. Daß es ihm leid tut. Und daß er zur Beerdigung kommt.«
    »Wie klang er?«
    »Geschockt, bestürzt. Ist doch klar. Es war gar nicht so ­einfach, ihn zu finden, er hat seinen Namen zu der Maori-Version Tipene geändert. Und Sullivan heißt er auch nicht mehr, er ­benutzt jetzt seinen zweiten Vornamen. Er ist jetzt Tipene ­Pi­tama.«
    »Ist mir gleich, wie er sich jetzt nennt. Willst du ihn wirklich dabeihaben?«
    Erst jetzt betrat Liz das Zimmer. Sie ging nahe zu ihm, so daß sie sich fast berührten. »Mach bitte keine Konkurrenzgeschichte daraus. In der Kirche ist für jeden Platz, der dabeisein will. Ich habe es Stephen gesagt, weil er das Recht hat, es zu erfahren. Ob er nun kommt oder nicht, ist seine Entscheidung.«
    »Was genau hast du ihm gesagt?«
    »Daß Mark tot ist.«
    »Hast du gesagt, daß sein Sohn gestorben ist?«
    »Hör doch auf, Box. Was soll das?!«
    Box spürte, daß er sie verletzte, aber er machte weiter. Er konnte die Ungerechtigkeit, die er aus ihren Worten heraushörte, nicht ertragen.
    »Hast du gesagt, daß sein Sohn gestorben ist?«
    »Stephen war Marks Vater.«
    »Aber nicht auf die Art, die zählt.«
    »Das ist deine Meinung.«
    »Du hast es erfaßt.«
    »Fang keinen Krach an, Box, bitte nicht heute.«
    »Ich fange keinen Krach an.« Aber er wußte nur zu gut, daß er genau das tat, und konnte nichts dagegen machen.
    Liz schüttelte verzweifelt den Kopf. »Das ist schon schwer genug, auch ohne daß du den Macho raushängst. Stephen kommt vielleicht nicht mal zur Beerdigung, aber es ist verdammt noch mal richtig, es ihm zu sagen. Box? Hörst du mir überhaupt zu?«
    »Natürlich.«
    »Wir müssen da zusammen durch. Du und ich.«
    »Ich weiß.«
    Sie trat ganz an ihn heran und schob ihre Hände in seine Armbeugen. Das Kinn an seine Brust gelehnt, umarmte sie ihn, dann küßte sie ihn sanft auf den Mund.
    »Machen wir weiter. Es ist noch so viel zu tun.«
    Box versuchte ein Lächeln, doch es geriet ein wenig schief. »Stets zu Diensten, Boß.«
***
    Box hatte Liz’ Stärke schon immer bewundert. Diese Stärke war es, die ihn bereits im ersten Moment zu ihr hingezogen hatte. Liz war vielleicht ein gewichtsloses Etwas von knapp ein Meter sechzig mit dem Körper einer Ballerina, aber darin steckte ein Kern aus Stahl.
    Sie hatten sich bei einer Grillparty in Nelson kennengelernt, in der Bruchbude eines Kollegen von Box während seiner Militärzeit, danach hatte er seine Lehre auf dem Bau begonnen. Der Typ hieß Tom, aber jeder nannte ihn Thumb. Ziemlich lustig, aber höchstens die ersten zweihundert Mal. Doch jemand, der Box hieß, hielt sich da besser raus.
    Liz wohnte zu der Zeit mit zwei anderen Mädchen im Haus neben dem von Thumb, und Thumb hatte sie alle eingeladen. Fast die ganze Straße war da. Ein Sonnentag Mitte Februar, man spürte förmlich das Ozonloch, die Sonne drang direkt in die Haut. Die Gäste standen draußen auf

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