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Settlers Creek

Settlers Creek

Titel: Settlers Creek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Nixon
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ging dann in die Küche. Draußen schlugen Türen. Die Stimmen waren eher gedämpft, man hörte hauptsächlich die Motorengeräusche der wegfahrenden Autos. Box füllte den Wasserkessel und drehte den Herd an.
    Während er darauf wartete, daß das Wasser kochte, stand er beim Herd und schaute auf sein Spiegelbild im dunklen Küchenfenster. O Gott, was für ein Chaos.
    Später saßen Liz und er am Küchentisch und tranken schweigend ihren Tee. Als die Polizei eintraf, hatte sich Box gerade seine zweite Tasse eingeschenkt. Er bat die Beamten herein und bot ihnen ebenfalls Tee an. Sie dankten erleichtert.
***
    Später in der Nacht wurde Box vom Geräusch eines Autos geweckt, das in ihrer Einfahrt hielt. »Geweckt« war nicht das richtige Wort, dazu hätte er geschlafen haben müssen. Er aber hatte sich herumgewälzt, in einem Meer von verworrenen Gedanken und Gefühlen, das durch seinen Kopf schwappte, knapp unterhalb der Bewußtseinsschwelle. Er drehte sich auf die Seite und schaute auf seinen Wecker. 4:13 leuchtete ihm rot entgegen. Er stand auf und griff sich die Kleidungsstücke, die auf dem Boden lagen, leise, um Liz nicht zu wecken. Box beneidete sie um ihre Fähigkeit, selbst in ihren schlimmsten Zeiten noch tief und fest schlafen zu können. Sie schlief auf harten Schalensitzen an Bushaltestellen ebenso wie in Flugzeugen und auf Schiffen, mitten unter Hunderten von lauten Leuten. Überall und jederzeit. Das war ihr Wahlspruch. Bei ihrer Hochzeitsparty fand er sie zusammengerollt auf einem Haufen von Mänteln, erschöpft von den anstrengenden Vorbereitungen. Nach zwanzig Minuten Schlaf war sie wie neugeboren: eine strahlende Braut, die die Nacht durchtanzte.
    Er schlich sich aus dem Schlafzimmer und ging zur Haustür. Er öffnete sie so geräuschlos, wie er konnte. In dem Halbschatten aus Mondlicht und Straßenbeleuchtung erkannte er seinen Pickup. Er parkte in der Einfahrt. Eine dunkle Gestalt stand daneben.
    Box ging die Stufen herunter. »Mitch?«
    »Um Gottes willen, Box, erschreck mich doch nicht so! Einen Herzinfarkt könnte ich gerade noch brauchen.«
    »Du hättest den Wagen nicht heute nacht zurückbringen müssen.«
    »Einer der Jungs fuhr sowieso hoch. Dachte, du brauchst ihn vielleicht.«
    »Danke.«
    »Kein Problem. Das war das mindeste, was ich tun konnte.«
    Sie schwiegen. Irgendwo im Osten am Strand bei der tränenförmigen Lagune heulte eine Autoalarmanlage durch die Nacht.
    »Wie kommst du nach Hause? Ich kann dich fahren.«
    »Helen holt mich ab. Habe mich unten bei den Läden mit ihr verabredet.«
    »Du hättest sie nicht aus dem Bett holen müssen.«
    »Das ist schon okay. Sie braucht keinen Schönheitsschlaf, nicht mehr.«
    Box grinste traurig. »Weiß nicht, wie ich dir danken soll, Mitch.«
    »Vergiß es. Ich hau jetzt besser ab, sie wartet sicher schon.«
    »Danke.«
    »Paß auf Dich auf. Und ... herzliches Beileid.«
    Und dann war er schon durchs Tor. Box schaute ihm nach, wie er die dunkle Straße entlangging, bis er seinem Blick entschwand.
Sechs
    »Monday morning«, sang es plötzlich in Box’ Kopf. Ja, Montagmorgen, aber er hatte keinen Grund zu singen. Vielleicht nie mehr.
    Er fuhr am östlichen Stadtrand entlang, an den Klärbecken, der Kunststoffabrik und dem Gelatinewerk. Der versammelte Gestank drang in den Pickup, obwohl die Fenster fest geschlossen waren. Der Geruch hatte sich noch immer nicht verzogen, als er am Fuß der Hügel nach Süden abbog, in die langgezogenen Täler hinein.
    Er wußte, wohin er wollte. Natürlich hatte sich Liz erkundigt, wo Mark gefunden worden war. Sie hatte die Polizisten gefragt. Und es Box gesagt, fast flüsternd, als sie zusammen am Küchentisch saßen, nachdem der Bestattungsunternehmer seine morbiden Papiere zusammengepackt hatte und gegangen war. Box hatte einfach dagesessen und ihrer fast körperlosen Stimme gelauscht wie einem Engel der Apokalypse. Das lag an all den Jahren in der Sonntagsschule, man wurde diese Bilder nicht los, so sehr man sich auch bemühte, Atheist zu sein.
    Jetzt lenkte er den Pickup eine steile Straße hinauf, an ein paar vereinzelten Häusern vorbei, die auf dem westlichen Abhang eines Bergrückens standen. Die Straße war nur einen Kilometer lang und endete an einem Eisengatter. Box stellte den Wagen ab und stieg aus. So weit oben auf dem Bergrücken gab es ein paar Häuser unterhalb der Straße, doch über ihm waren nur noch Pferdekoppeln – Farmland, aber vielleicht auch Teil des Naturschutzgebiets, das ließ

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