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Settlers Creek

Settlers Creek

Titel: Settlers Creek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Nixon
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seine Faust traf, zersplitterte.
    Als Box den Arm wieder herauszog, bluteten seine Knöchel, doch er spürte den Schmerz noch nicht. In einer einzigen fließenden Bewegung richtete er sich auf und machte ein paar Schritte zur Seite. Für den zweiten Lautsprecher benutzte er wieder die rechte Faust; er schlug so hart zu, wie er konnte, und legte sein ganzes Gewicht von den Füßen aufwärts in den Schlag.
    Als der erste Lautsprecher verstummte, hatten sich alle im Raum zu ihm gewandt. Erschrockene, ungläubige Gesichter. Doch niemand hatte versucht, ihn aufzuhalten.
    Der Lautsprecher, den er gerade vor sich hatte, stieß noch immer Lärmfetzen aus. Das machte ihn noch wütender, also schloß er die Arme um das Ding, hob es hoch und schmiß es auf den Boden. Er trat mit seinen Arbeitsstiefeln darauf ein, bis kein Ton mehr zu hören war. Plötzlich war es völlig still im Raum. Die Leute um ihn herum sahen verängstigt aus. Zumeist junge Frauen, die nun vor ihm zurückwichen – vor dem tollwütigen Hund, der auf den Spielplatz gerannt war und ein Kind zerfleischt hatte.
    Box drehte sich um und ging zur Tür. Diesmal öffnete sich eine Gasse für ihn. Wie Moses, dachte er. Wenn das Rote Meer eine Horde von rücksichtslosen Saufköpfen gewesen wäre.
    Und dann war er draußen und sog dankbar die kühle Nachtluft ein.
    »Hey! Halt!«
    Box war schon am Tor und drehte sich um. Digger und drei junge Männer kamen auf ihn zu. Digger hatte gerufen. Etwa zwei Meter von ihm entfernt blieben sie stehen. Box sah, daß der Typ neben Digger eine Flasche am Hals hielt.
    »Was soll diese Scheiße? Du dreckiges Arschloch.«
    Box trat einen Schritt auf ihn zu. »Ist gerade kein guter Moment, sich mit mir anzulegen.«
    »Arschloch«, wiederholte Digger, doch mit etwas weniger Nachdruck. Offenbar hatte er erwartet, daß Box eingeschüchtert sein würde.
    »Geht es nicht in euren verdammten Schädel, daß hier Familien wohnen? Leute, die morgens raus müssen. Leute, die zu schlafen versuchen, damit sie morgens fit sind? Um arbeiten zu gehen, die Kinder in die Schule zu schicken. Und ihr Saubande benehmt euch hier, als wäre außer euch niemand auf der Welt. Begreift ihr nicht, daß das für uns Körperverletzung ist? Denkt ihr überhaupt irgendwas? Ihr egozentrischen kleinen Drecksäcke!«
    Box hielt inne. Er atmete heftig. Er hatte geschrien, die jungen Männer mit ganzer Kraft angebrüllt. Es war mitten in der Nacht, und er stand auf dem Exrasen seines Nachbarn in Stiefeln ohne Socken und brüllte vier bekiffte und besoffene ihm völlig unbekannte Leute an, von denen sich keiner am nächsten Morgen zuverlässig daran erinnern würde, was er ihnen zu sagen gehabt hatte. Und selbst wenn, würde das nichts ändern.
    Immer mehr junge Leute kamen aus dem Haus, blieben an der Tür stehen und beobachteten ihn mit großen Augen im roten Licht, das aus den offenen Fenstern drang. Box rieb mit dem rechten Handrücken über seine Augen, und seine Hand war naß.
    Ohne ein weiteres Wort wandte sich Box ab und ging. Halb rechnete er damit, daß eine Flasche ihr Ziel an seinem Hinterkopf finden würde, aber nichts geschah. Erst als er in seinem Vorgarten war und sich der Haustür näherte, hörte er leises Stimmengewirr nebenan.
    Auf der Veranda zog Box die Stiefel aus. Seine Hände zitterten wieder, und er bemühte sich, sie ruhig zu bekommen. Was nicht gerade gut klappte. Er betrat das Haus und verriegelte die Tür hinter sich. Dann ging er ins Bad, machte das Licht an und untersuchte seine rechte Hand. Mehrere Schnittwunden, doch keine schien tief zu gehen. An einem Knöchel war ein dünner Hautlappen weggerieben, aber es blutete kaum noch. Glück gehabt. Er ließ heißes Wasser ins Becken laufen und kippte ein Desinfektionsmittel hinein; das Gemisch verströmte den scharfen Geruch von kleinen Unfällen in seiner Kindheit.
    Er badete seine Hand darin, als Liz’ Gesicht im Spiegel erschien.
    »Was ist passiert?«
    »Sie haben die Musik ausgemacht.«
    »Das höre ich. Ich meine, was ist mit deiner Hand passiert?«
    »Nur ein Kratzer.«
    »Ich habe dich schreien hören. Und nicht nur ich – die gesamte Nachbarschaft ebenfalls.«
    »Das mußte leider sein.«
    »Laß mal sehen ... Oh, das sieht ziemlich schmerzhaft aus.«
    »Ist nicht schlimm. Ich erzähle dir morgen früh alles. Geh ruhig wieder ins Bett.«
    Liz seufzte. »Ich kann nicht schlafen.«
    »Willst du einen Tee?«
    »Gerne.«
    Box trocknete sich mit einem frischen Handtuch die Hände ab und

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