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Settlers Creek

Settlers Creek

Titel: Settlers Creek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Nixon
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gesprungen.
    »Obwohl kein Wasser drin war?« intonierte Box jedesmal.
    »Genau«, bestätigte Paul. »Alle standen am Rand des leeren Beckens und bogen sich vor Lachen.«
    »War er verletzt?« hatte Box gefragt, als er die Geschichte zum ersten Mal hörte.
    Paul hatte überlegt. »Ich glaube schon, aber nur ein gebrochener Arm oder ein gebrochenes Bein. Mum und Dad fanden es trotzdem wahnsinnig komisch.«
    Seine Mutter war ganz plötzlich gestorben, allein auf einem Flug nach London, nur eine halbe Stunde vor der Landung in Heathrow. Sie wurde irgendwo in London begraben, wo Box noch nie war. Das waren die Fakten, die er kannte, mehr wußte er nicht.
    Eine Woche danach war sein Vater im Haus von Pop und Dee erschienen. Die Erwachsenen saßen in der Küche, während die beiden Jungen im Flur mit Deckeln von Marmeladengläsern Türme bauten. Laut Paul hatten sich Pop und ihr Vater angeschrien, dann kam ihr Vater in den Flur gestürmt. Er verabschiedete sich kurz und fuhr weg. Auch daran erinnerte sich Box nicht. Das war das letzte Mal, daß Paul oder er ihn gesehen hatten.
    Als Kind sieht und erlebt man alles Mögliche, manchmal wirklich seltsame Sachen, aber wenn man nichts hat, womit man es vergleichen könnte, ist es völlig normal. Als Box und Paul Kinder waren, sah ihr Familienleben so aus: Flugzeuge und Flughäfen, Motels; schliefen die Eltern, war man sich selbst überlassen; fremde Leute kamen zu allen Tages- und Nachtzeiten. Ihr Essen stammte gewöhnlich von Marktständen auf der Straße oder aus dem Laden um die Ecke. Oft fischte ihr Vater ein paar Scheine aus dem neuesten Versteck, und Paul und Box gingen selbst einkaufen. Meistens spielten sie draußen. Wenn die Motels einen Pool hatten, trieben sie sich da herum, hielten aber stets nach der Polizei Ausschau.
    Ein Ereignis, an das Box sich tatsächlich erinnerte, war, daß seine Eltern ihm einschärften, er müsse am Zoll so tun, als wäre ihm furchtbar schlecht. Er machte seine Sache offenbar gut, denn sein Vater kaufte ihm hinterher eine große Portion rosa Zuckerwatte. Danach wurde ihm wirklich schlecht, und er übergab sich im Fond eines Taxis.
***
    Von der Tür kam ein lautes Klopfen. Box fuhr hoch.
    »Mr. Saxton, ich möchte mit Ihnen reden.«
    Er schwang sich vom Bett und stand auf, kurz drehte sich alles um ihn, dann setzte ein pulsierender Kopfschmerz ein. Er ging zum Fenster und zog den Vorhang zur Seite. Vor der Tür stand ein kräftig gebauter Maori in einem blauschwarz karierten Buschhemd. Sein Gesicht wurde von der einsamen Glühbirne über der Tür beleuchtet. Irgendwann innerhalb der letz­ten Stunde war ein dünner Regenschleier vom schwarzbewölkten Himmel herabgeweht. Ein roter Holden parkte ein paar Meter hinter ihm, ein zweiter Mann saß auf dem Beifahrersitz. Box konnte sein Gesicht nicht sehen, doch er wußte, daß er ebenfalls groß und schwer war; er füllte den ganzen Sitz aus. Großer Holden und großer Maori.
    »Mr. Saxton?«
    »Moment.«
    Er ging ins Bad, spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht und trocknete sich ab. Dann öffnete er die Tür.
    »Was kann ich für Sie tun?« Schon während er das sagte, merkte Box, daß es klang, als arbeitete er in einem Schuhgeschäft.
    »Kann ich reinkommen? Es regnet.«
    »Mir wäre es lieber, wenn Sie draußen bleiben.«
    Ein Achselzucken. »Wie Sie wollen. Tipene möchte wissen, was Sie hier machen.«
    »Das ist ein freies Land.«
    »Habe ich auch schon gehört. Aber im Ernst?«
    »Nun, tatsächlich werde ich mir wohl die Delphine anschauen, wenn es welche gibt. Oder eine Tour durch die Höhlen machen. Was würden Sie empfehlen?«
    Ein finsterer Blick. »Machen Sie sich bitte nicht über mich lustig, mein Freund.«
    »Ich meine das ernst. Ich würde gern mal einen Delphin von nahem sehen.«
    Einen Moment lang starrte der Kerl ihn ungläubig an, dann schüttelte er den Kopf.
    »Okay, ist ja gut. Tipene bat mich, Ihnen zu sagen, daß Sie zu Maakas Tangi eingeladen sind.«
    »Mein Sohn hieß Mark.«
    »Maaka, Mark ... ist doch das gleiche.«
    »Nein, ist es nicht. Sein Name war Mark. Sein ganzes Leben lang hieß er Mark. So hat ihn seine Familie genannt, so hat er sich selbst genannt.«
    »Immer mit der Ruhe. Es bleibt dabei, Sie sind eingeladen.«
    »Bitte richten Sie dem guten alten Steve aus, daß er mich am Arsch lecken kann.«
    Das Gesicht des Mannes versteinerte. »Das Angebot steht, Mann.«
    »Was hat er denn erwartet? Tipene war zur Beerdigung unserer Familie eingeladen. Und wie wir

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