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Settlers Creek

Settlers Creek

Titel: Settlers Creek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Nixon
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ein zweiter: ein riesiger heller Mischling, dessen eine Gesichtshälfte vom Auge abwärts total vernarbt war. Er wartete nicht erst ab, sondern rannte sofort durch den Bach. Er fing an zu bellen, tief und dröhnend. Die Berge warfen das Echo zurück. Dann kam noch einer, der mehr wie der erste aussah. Und noch ein kleinerer mit schmaler Hinterhand wie ein Windhund, und dann ein weiterer. Sie rannten laut bellend um Box herum.
    Das Rudel von fünf Hunden umzingelte ihn bellend und schnüffelnd. Er hatte sich nicht bewegt, seit der erste Hund ihn erreicht hatte. Box wußte, wenn einer von ihnen angriff, würden die anderen mitmachen, und dann war er erledigt. Sein Messer lag im Haus. Und selbst mit Messer hätten sie ihn in ein paar Sekunden am Boden. Sie würden ihm die Kehle durchbeißen, bevor er auch nur einen wirkungsvollen Tritt landete. Momentan aber wirkten sie ganz zufrieden damit, als braune Masse um ihn herumzutoben. Sie japsten und winselten, ohne daß einer nach ihm schnappte.
    Auf der anderen Seite des Bachs entstand erneut eine Bewegung. Box war schon auf den nächsten Hund gefaßt, aber diesmal erschien ein Mann. Er hatte einen dicken schwarzen Bart und trug ein kariertes Buschhemd mit Kapuze, das mit Schlamm und Blut bespritzt war. Um die Schulter gebunden, so daß es aussah, als trüge er es Huckepack, hatte er ein großes schwarzes Wildschwein. Sein langer Rüssel und die weißen Hauer ragten über den Kopf des Mannes hinaus. Box konnte eines der halbgeschlossenen glasigen Augen sehen.
    Der Mann blieb stehen und schaute ans andere Ufer, dann ließ er das Schwein zu Boden gleiten.
    »Hallo«, sagte er. »Ich sehe, Sie haben schon meine Hunde kennengelernt.«
    Box hob eine Hand, in der er, wie er jetzt merkte, immer noch die Zahnbürste hielt. »Hallo«, gab er zurück. »Ein prächtiger Morgen dafür.«
***
    Für einen Mann, der die meiste Zeit allein im Busch lebte, redete Bruce Deans ausgesprochen gern. Nicht, daß Box etwas dagegen gehabt hätte. Es tat gut, mal wieder eine Stimme außer der eigenen zu hören.
    Er stand mit Deans auf der Veranda des Hauses und hörte sich seine Geschichten an. Die meisten handelten vom Jagen und Fischen – was er gefangen hatte und was ihm entgangen war (letzteres natürlich größer als ersteres). Sie waren beide bei ihrer zweiten Tasse Tee, und Deans ließ sich Box’ Ingwerkekse dazu schmecken. Von Zeit zu Zeit merkte er, wie der Wildschweinjäger neugierig die Blessuren in seinem Gesicht musterte, aber er sagte nichts dazu. Und fragte auch nicht, wie es kam, daß Box in einem leerstehenden Haus kampierte, das abgeschlossen war und mit Sicherheit auf einem Privatgrundstück stand.
    Die Sonne schien nun auf das Haus, die Hunde liefen vor der Veranda herum. Das tote Wildschwein lag im Gras. Es hatte keine Einschußlöcher, nur ein paar Bißspuren und den Schlitz am Hals, wo Deans ihm die Kehle durchgeschnitten hatte. Irgendwo im Busch hatte er das Wild aufgebrochen; die rosafarbenen Schnittflächen am Bauch erinnerten Box an Lippen, um die herum dicke, harte Borsten wuchsen.
    Deans zog einen Riegel Schokolade aus einer verborgenen Tasche, brach ein Stück ab und bot es Box an.
    »Danke.« Die Schokolade war von der Wärme des Mannes weich geworden und schmeckte süßer als alle Schokolade, die Box je gegessen hatte. Die Hunde rochen sie und winselten.
    »Schokolade ist nichts für Hunde«, stellte Deans fest. »Eine Tafel davon könnte tödlich sein. Es ist schon schwierig genug, gute Hunde für die Wildschweinjagd zu finden, da sollte man sie nicht mit beschissenem Cadbury-Zeug umbringen.«
    Box fragte sich, ob Deans wohl Maoriblut in sich hatte. Haare und Bart waren dunkel genug, aber seine Augen hellblau.
    Er nahm einen Schluck Tee und schaute auf das Wildschwein hinunter. »Diese Hauer sehen ganz schön gefährlich aus.«
    »Hab mal gesehen, wie einer davon einem Hund den ganzen Bauch aufgerissen hat.«
    »Was macht man da?«
    Deans breite Schultern hoben und senkten sich langsam. »Kommt drauf an. Manchmal kann man den Hund direkt wieder zunähen. Aber wenn seine Gedärme auf dem Waldboden verstreut sind, muß man ihn töten. Das passiert manchmal. Haben Sie mal Wildschweine gejagt?«
    »Nur Hirsche.«
    »Kinderkram.«
    »Nicht immer. Habe mal einem Wapiti drei Tage lang nachgespürt.«
    »Gut, aber wann ist schon mal ein Wapiti auf Sie losgegangen?«
    »Kein Wapiti. Aber Gemsen können ganz schön ungemütlich werden.«
    Deans Mundwinkel zuckte leicht.
    Box

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