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Settlers Creek

Settlers Creek

Titel: Settlers Creek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Nixon
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in der Luft. Box hatte nur noch neunzig Dollar in seiner Brieftasche.
    »Ich würde den Großen da nehmen, aber für sechzig Dollar.«
    Der Kerl grinste wieder. »Fünfundsechzig.«
    »Okay. Wie lange wird’s dauern?« Er sah zu seinem Auto, und der Blick des Mannes folgte seinem.
    »Keine zehn Minuten.«
    »Mit Fritten bitte.«
    »Die gibt’s für so spendable Kunden gratis dazu.«
    Box ging zum Wagen und fischte seine Brieftasche aus dem Handschuhfach. Drei Zwanziger und ein Zehner, und der Kerl konnte hoffentlich rausgeben. Während er die Geldscheine zusammenkniff und in die Hosentasche steckte, wurde ihm erst richtig bewußt, was er da machte. Selbst als Saxton Construction noch Geld scheffelte, hätte Box zweimal darüber nachgedacht, bevor er fünfundsechzig Dollar für ein Essen ausgegeben hätte, zumal noch an so etwas wie einer Imbißbude. Liz und er waren gern thailändisch oder indisch essen gegangen, selbst zu der Zeit, als Geld kein Problem war. Es gab eine griechische Taverne, wo sie manchmal Geburtstag feierten oder alle Mitarbeiter zum Weihnachtsessen einluden. Aber fünfundsechzig Dollar für ein besseres Fish and Chips am Straßenrand ... Offenbar verlor er allmählich den Verstand.
    Trotzdem ging er zu dem Wohnwagen zurück und deponierte die Scheine auf der Theke. Der Mann grinste und gab ihm fünf Dollar zurück. »Wie läuft’s mit der Bauerei?«
    »Miserabel. Keine Aufträge. Und bei Ihnen?«
    »Wir spüren den Abschwung auch, es halten nicht mehr so viele Touristen hier. Nur noch ein paar, und die passen gut auf ihr Geld auf – ich sage immer, die haben Krokodile in der Tasche. Meine großen Viecher sind denen viel zu teuer.«
    Box hörte das kochende Wasser blubbern, konnte aber den Herd nicht sehen. »Fangen Sie die selbst?«
    »Klar. Habe eine Lizenz.«
    »Hier?« Box wies mit dem Kinn zur Rückwand des Wohnwagens und meinte das Meer dahinter.
    »Die Küste entlang«, antwortete der Mann unbestimmt.
    Box schloß daraus, daß es ein wohlgehütetes Geheimnis war, wo die Hummerreusen lagen.
    »Bei gutem Wetter fahre ich morgens und abends raus und schaue nach den Reusen.«
    Box sah an dem Wohnwagen vorbei und entdeckte ein Fiberglasboot am Strand, kaum größer als eine Jolle. Der Name Sweet Lily stand auf dem Bug, den ein Tau mit einer Winde oberhalb des Kiesstrands am Ufer verband. Sie war in Beton eingelassen, die abgenutzten Metallteile hatten Rost angesetzt.
    »Sie sind dieser Kerl, stimmt’s?« fragte der Mann im Plauderton. »Der den Wirbel am Marae gemacht hat.«
    »Was war denn da?«
    Ein halb verschwörerisches Grinsen jetzt. »Offenbar hat jemand eine Leiche aus dem Versammlungshaus mitgenommen.« Er schaute auf den Pickup. »Keine Sorge, ich sage niemandem, daß ich Sie getroffen habe. In meinen Augen ist jeder, der es diesen Scheiß-Maori mal zeigt, ein Wohltäter der Menschheit.«
    Box sah, wie der Mann tiefgefrorene Fritten aus einer Tüte in die Fritteuse kippte. Er hörte das Zischen von siedendem Öl. Er wollte schon alles abstreiten, aber er hatte einfach genug vom Lügen. Er verachtete sich dafür. »Sie haben die Leiche meines Sohnes aus dem Bestattungsinstitut gestohlen. Ich bringe ihn nur wieder nach Hause.«
    »Recht so. Es wird höchste Zeit, daß denen mal jemand ihre Grenzen aufzeigt. Sonst kriechen denen doch alle bloß in die braunen Ärsche. Die Regierung schiebt ihnen die Kohle überall rein. Ich scheiß auf Verträge und Entschädigungen – sind doch alles Almosen. Hier in der Gegend haben sie alles aufgekauft. Und einfachen Leuten wie uns bleibt gar nichts.«
    Box drehte sich halb weg und schaute auf die Straße. »Ich wollte bloß meinen Sohn zurück.«
    Aber der Hummermann hatte sich in Rage geredet und hörte ihm gar nicht mehr zu. »Bevor Captain Cook dieses Land entdeckt hat, waren die Maori doch noch eine beschissene Steinzeitkultur. Das ist eine gottverdammte Tatsache. Die hatten nicht mal das Rad erfunden. Lesen und Schreiben: Fehlanzeige. Sie rannten die ganze Zeit durch die Gegend und schlachteten sich gegenseitig ab, ein Stamm den andern, und die Sieger fraßen die Verlierer auf. Sag das einem Maori, und er nennt dich einen Rassisten, aber es ist wahr. Statt sich von morgens bis abends zu beklagen, sollten die uns Weißen dafür danken, daß wir hergekommen sind. Denen geht es doch heute hundertmal besser als vorher.«
    »Was macht der Hummer?«
    »Es gibt eine Menge Leute hier, die so denken wie ich. Die meisten haben nur Angst, es

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