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Setz dich über alles weg

Setz dich über alles weg

Titel: Setz dich über alles weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Bard
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sich vor Lachen, während sie Jim zutrank. Dann
beugte sie sich über Maria und hob deren Kopf hoch, um ihr einen Schluck Wein
zu geben. Blitzschnell trat Guido dazwischen und nahm ihr das Glas weg. »Sie
darf keinen vino trinken, im Wein ist Zucker!« sagte er zuerst auf italienisch,
dann auf englisch. »Ich gebe auf das Essen acht, und Mamma Fia fütterte sie.
Mamma maust Schokolade — als ob sie gern sterben wollte. Auch Papa versteht
nicht, was los ist, er meint, wenn Mamma etwas haben will, soll sie es doch
haben.«
    Jim erhob sich. »Du bist tüchtig,
Guido, Mamma wird nicht sterben, aber du mußt auf ihre Diät aufpassen, auf
jeden Bissen.« Während er den Arm um Guidos magere, kleine Schultern legte,
spiegelte sich in seinen Augen Mitleid und Verständnis. »Ruf mich an, wenn du
Hilfe brauchst. Aus dir wird einmal ein guter Arzt werden.«
    Plötzlich erinnerte ich mich, wie hingerissen
und zärtlich Jim dreingeschaut hatte, als er mit den Wickelkindern spielte.
Schluß mit der Werbebranche, Schluß mit den verrückten Plänen, Jims Praxis
umzumöblieren! Was uns fehlt, ist eine Schar kleiner Kinder...
     
     
     
    5
     

Das Natürlichste von der Welt — du bist schwanger — na und?
     
    Jahrelang hatte ich Myrna Loy
zugesehen, wie sie das Söckchen, an dem sie gerade strickte, mit einem
geheimnisvollen Lächeln in die Höhe hielt und William Powell in einen sanften
Familienvater verwandelte. Bette Davis, Katharine Hepburn, Mary Pickford — von
dem Augenblick an, da sie die frohe Botschaft verkündeten, wurden sie allesamt
umhegt und verhätschelt.
    Freilich entdeckte ich einen leisen
Schimmer männlichen Stolzes auch in Jims Augen, als er mir das Ergebnis des Schwangerschaftstests
überreichte — mit dem unpersönlichen Vermerk ›Positiv‹. Ich hatte ja nun nicht
eben erwartet, die Laborantin würde darunterschreiben: ›Und ich finde das so
süß — er muß der glücklichste Mann der Welt sein!‹ Von Jim aber hätte ich mir eine
andere Reaktion erhofft. Er sagte bloß: »Jawoll — du bist schwanger! Ein
bißchen zuwenig Hämoglobin. Aber reg dich nicht auf — diese Proben sind nur zu
etwa achtzig Prozent korrekt. Vielleicht war der Frosch nicht steril.« Er
wühlte in seiner Tasche und reichte mir eine bunte Sammlung von Arzneimustern.
»Da hast du etwas Eisen und Kalzium — mehrere Sorten. Fang lieber gleich damit
an!« Erhängte den Mantel auf, drehte sich um und lächelte mir zu. »Pete will,
daß du im Laufe der Woche zu ihm kommst — zu einer kleinen Voruntersuchung —
Wassermann und Pelvis.«
    »Wassermann! Damit er mir ein
Gesundheitszeugnis ausstellen kann?« Mein Ton war ausgesprochen bitter.
»Verlangen die Herren Doktoren von ihren Frauen ein Gesundheitszeugnis?«
    »Natürlich nicht! Ich will nur die
Gewißheit haben, daß du ohne besondere Komplikationen ein Kind austragen
kannst.« Er nahm mich in seine starken, schützenden Arme und küßte mich
zärtlich. »Wie soll sie heißen?«
    »Sie? Ich dachte, wir taufen ihn Jim.«
    In der letzten Zeit hatte ich mir die
langen Abende, wenn Jim bei medizinischen Zusammenkünften war, mit allerlei
Lektüre aus seiner Fachbibliothek vertrieben. Zu meiner großen Erleichterung
hatte ich festgestellt, daß ich weder an Gebärmutterkrebs noch an sonst einer
greulichen Krankheit litt; deshalb fügte ich unbekümmert hinzu: »Wir werden
natürlich eine Menge Kinder haben — es kommt also nicht so sehr auf die
Reihenfolge an!« Plötzlich dämmerte mir, daß Pete, Maggies Mann und unser
Busenfreund, mein Becken untersuchen sollte.
    »Jim, ich kann doch nicht zu Pete gehen
— wir kennen uns zu gut.« Jim blickte mit verständnisloser Miene von seiner
Tasche auf, die er nach weiteren Proben durchstöberte.
    »Warum nicht?«
    »Es würde mir peinlich sein — und ihm
auch!«
    »In meinem Leben habe ich so etwas
Urdummes noch nicht gehört! Für einen Arzt ist die Untersuchung einer Patientin
ungefähr genauso persönlich und genauso peinlich wie die Überholung eines
Motors für einen Fordmechaniker. Wenn du willst, kannst du zu jemand anderem
gehen — ich werde dir natürlich die übliche Liste mit fünf Namen geben« — seine
Stimme klang kühl wie ein ärztlicher Sittenkodex »aber da ich dich kenne, weiß
ich, du würdest Pete vorziehen. Essen wir — ich muß zu einer
Kollegenversammlung!«
    Myrna Loy wollte sich nicht so leicht
geschlagen geben. »Jim — freust du dich nicht, daß wir ein Baby bekommen?«
    »Natürlich freu’ ich mich

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