Seuchenschiff
alternatives Ziel suchen und ihr Schicksal besiegeln. Er hatte keine Möglichkeit, die beiden Handelsschiffe und die
Oregon
zu schützen, zumal irgendwo da draußen auch noch der Reservetorpedo lauerte.
Er bekam am Rande mit, wie Hali Kasim den beiden Schiffen eine Torpedowarnung schickte. Allerdings gab es für sie nichts zu tun. Ein Schiff von der Größe der
Aggie Johnston
hatte einen riesigen Wenderadius und brauchte bei seiner augenblicklichen Geschwindigkeit mindestens fünf Meilen, um zu stoppen.
»Ich verfolge zwei schnelle Objekte, die sich vom Flugzeugträger entfernen«, meldete Mark Murphy von der Waffenstation. »Ich tippe auf S-3B Vikings U-Bootjäger mit Mark 46- oder Mark 50-Torpedos. Dieses Kilo-Boot dürfte in zehn Minuten ziemlichen Ärger bekommen.«
»Das ist für uns fünf Minuten zu spät«, sagte Eric.
»Hali, wie weit ist der Fisch, der uns verfolgt, noch entfernt?«, fragte Cabrillo.
»Sechstausend Yards.«
»Und der für die
Saga?«
»Dreitausendzweihundert.«
Cabrillo straffte sich in seinem Sessel. Seine Entscheidung war gefallen. Es wurde Zeit, aktiv zu werden und zu sehen, was geschähe. »Eric, beschleunige auf vierzig Knoten, und bring uns zwischen die
Saga
und den Torpedo, der sie verfolgt.«
»Aye.«
»Mark, öffne das Tor der vorderen Gatling und nimm den Fisch aufs Korn. Häng deinen Computer ans Mastersonar und benutz – wenn nötig – auch die Zieloptik der Kamera im Krähennest.«
»Eine Sekunde«, sagte Mark.
»Mr. Murphy.« Juans Stimme klang schneidend. »Wir haben keine Sekunde.«
Murph hörte nicht zu. Er war in das Geschehen auf dem Laptop vertieft, den er in sein System eingebunden hatte. »Komm schon, Baby, lern es endlich«, sagte er angespannt.
»Was tust du?«, fragte Cabrillo und lehnte sich zur Seite, um die Schräglage der
Oregon
auszugleichen, als sie sich in eine scharfe Kurve legte.
»Ich bringe dem Whopper einen neuen Trick bei.«
Whopper nannten er und Eric Stone den Supercomputer der
Oregon.
Sie hatten den Namen aus einem älteren Film mit Matthew Broderick über einen jungen Computerfreak, der sich bei SAC/NORAD einhackt und damit beinahe einen Atomkrieg auslöst.
»Wir brauchen keine neuen Tricks, Murph. Wir brauchen die Gatling online und schussbereit.«
Murph drehte sich in seinem Sessel um und blickte quer durch den Raum zu Max Hanley hinüber, der sich mit seinem eigenen Computer beschäftigte. »Ich glaube nicht, dass es funktioniert.«
»Mach nur weiter, Kumpel«, war alles, was Max erwiderte.
»Was dagegen, mir zu verraten, was hier läuft?«, fragte Juan und sah die beiden Männer nacheinander an.
»Ja! Ja, ja, ja«, krähte Mark, sprang aus seinem Sessel auf und stieß die Faust triumphierend in die Luft. Er begann wie wild auf seinem Keyboard zu tippen und ließ die Finger wie ein Konzertpianist über die Tasten fliegen. »Der Logarithmus wird berechnet, die Visiereinrichtung kommt online. Der Onboardcomputer synchronisiert sich mit unserem. Ich habe die volle Kontrolle.«
»Über was?«
Mark grinste ihn verschlagen an. »Wir haben jede Menge Zeit.«
Cabrillo wurde blass und schaute hilfesuchend zu Max hinüber. Hanley wirkte so ruhig und gelassen wie ein Buddha. »Das kann nicht dein Ernst sein«, sagte Juan, wusste jedoch gleichzeitig, dass es sich genauso verhielt. »Wusstest du, dass beim letzten Mal, als die Russen eins dieser Dinger abzufeuern versuchten, die Folge ein Riesenloch im Rumpf der
Kursk
war und alle hundertachtzehn Mann an Bord ums Leben kamen? Und dieses Ding da draußen ist eine iranische Kopie genau dieser Höllenmaschine.«
»Distanz zwischen
Saga
und Torpedo beträgt tausend Yards«, meldete Linda Ross. Angesichts der hektischen Kommunikation zwischen den Frachtern, dem amerikanischen Militär und dem sich schnell nähernden ASW-Flieger hatte sie die Kontrolle des Sonars übernommen, damit Hali Kasim sich ausschließlich auf den Funkverkehr konzentrieren konnte.
»Ich verschaffe Ihnen nur eine zusätzliche Option, Mr. President«, sagte Max lässig.
»Schieb dir den President irgendwohin, du raffinierter Hund.«
Juan schaute sich abermals das taktische Display an und stellte fest, dass die
Oregon
im Begriff war, sich zwischen den Torpedo und sein beabsichtigtes Ziel zu schieben. Wegen der Wasserdichte mussten sie sich direkt vor dem Torpedo befinden, wenn sie eine realistische Chance haben wollte, ihn zu treffen. Sobald sie ihre Position erreichten, betrüge der Abstand zwischen ihnen und der
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