Sevenheart (1) - Gefährliche Zeiten (German Edition)
Wahrscheinlich musst du einfach mehr üben“
Mehr üben? Wie sollte ich das schaffen?
„War’s das?“, fragte sie und hob eine Augenbraue.
Ich nickte.
Clodagh stand auf drückte mir plötzlich zwei alte Bücher in die Hand.
„Zaubern wird nicht das einzige sein, was du von mir lernen wirst. Es gehört viel Disziplin dazu, so wie es sich für eine echte Dame gehört“
Ich nahm ihr die Bücher ab. Sie waren in alter Schrift geschrieben. Vermutlich würde ich Ewigkeiten brauchen, um eine Seite zu entziffern.
„Du wirst diese Bücher lesen und dir merken, was dort geschrieben steht“
Sie setzte sich wieder kerzengerade wie ein kleines Kind in den Sessel. Es fehlte nur noch ein Krönchen, dann sähe sie aus wie eine Königin.
„Ich will, dass du versuchst, meine Gedanken zu lesen“
„Was?“, keuchte ich.
„Du sollst in meinen Geist eindringen“, wiederholte sie, „was gibt’s daran nicht zu verstehen?“
Ich atmete tief ein, schloss meine Augen und ich war sofort mit meinem Geist verbunden. Doch ich merkte schnell, dass das, was sie von mir verlangte, so gut wie unmöglich war. Es war mit der schwarzen Wand vor dem Wald zu vergleichen. Jedes Mal pralle ich davon ab.
Langsam konnte ich mich nicht mehr konzentrieren. Ohnehin war ich sehr erschöpft und hungrig. Nach einiger Zeit brach sie ab.
„So kommen wir nicht weiter, Gebbie“
„Ich weiß, aber ich bin wirklich müde und-“
„Das ist keine Entschuldigung. Die wirkliche Welt da draußen ist grausam. Keiner wird mit dir Mitleid haben. Du wirst dort jämmerlich verrecken, wenn du dich schon mit diesen Kleinigkeiten herumquälst!“
Wovon redet sie?
„Es ist wirklich nicht leicht, Tag und Nacht mit leerem Magen, Kopf- und Rückenschmerzen zu üben, bis man vor Erschöpfung umkippt! Ich kann nicht noch weiter über meine Grenzen gehen! Bis vor ein paar Wochen habe ich nicht mal davon geträumt, zaubern zu können! Denkst du nicht auch einmal daran, wie ich mich dabei fühle?“
Ich ließ alles raus, was ich dachte.
„Es wird Zeit, dich daran zu gewöhnen, meine Liebe“
Mir fiel fast alles aus dem Gesicht.
Was erwartet sie denn noch von mir?
„Das ist nicht dein Ernst. Ich könnte das Ganze jeden Moment hinschmeißen. Was würdest du ohne mich machen? Du würdest in deinem Bild hocken und jämmerlich verzweifeln!“
In ihren Haaren sah ich kleine Funken tanzen, wie immer, wenn sie wütend war. Sie versuchte sich zusammenzureißen.
„Wage es nicht, mich zu provozieren. Du hast eindeutig Temperament, aber hüte dich vor dem, was du sagst“, warnte sie mich.
„Nur, weil ich nicht das mache, was du sagst? Du kannst hier noch nicht mal wirklich zaubern, Clodagh“, protzte ich.
Die roten Funken, die in ihren Haaren tanzten, wurden größer.
Ich hatte ihren wunden Punkt getroffen.
„Unterschätze mich nicht, du wirst es bitter bereuen. Ich habe nicht vor, dir etwas anzutun. Solange du dich bereit erklärst, mir zu helfen, solange werde ich dir auch eine gute Freundin sein. Es kommt ganz auf dich drauf an, Gabriella. Du allein bestimmst deinen Weg“, drohte sie mit beherrschter Stimme.
Ihre Macht glänzte wieder in ihren Augen. Sie konnte angsteinflößend sein. Ich hörte sie wieder in meinem Kopf sagen, dass sie fast ihre volle Macht hier verlor, also wollte ich mir gar nicht vorstellen, wie mächtig sie in ihrer Welt wirklich war.
Ich sah sie verächtlich an.
„Ich hatte nie eine Wahl“, zischte ich zornig.
„Du hast immer die Wahl“
Ich klemmte meine Bücher unter meinen Arm, warf ihr einen kurzen Blick zu und ging hoch in mein Zimmer.
Eigentlich wollte ich mich noch umziehen und mich waschen, doch ich hatte keine Kraft mehr, aufzustehen.
Connor Gage
In den verbliebenen zwei Wochen Sommerferien trainierte Clodagh mit mir nicht nur meine Magie, sondern auch meine Manieren, meine Gehweise, meine Haltung, meine Aussprache. All diese Dinge waren miserabel bei mir, so meinte sie. Wenn ich mit ihr in ihre Zeit wollte, musste ich mich so benehmen können wie sie.
Clodagh verriet mir nicht sehr viel über ihr altes Leben. Wo sie genau herkam, wer sie wirklich war und welche bedeutende Rolle ich da spielte. Doch ich wusste sicherlich, dass sie zu den erhobenen Leuten gehörte. So wie sie aussah, so wie sie sich verhielt, gab es keine Zweifel daran.
Clodaghs Übungsstunden machten mich fertig. Sie trainierte mit mir die ganze Nacht durch, sodass ich Mittagsschläfchen halten musste. Ihrer Meinung nach
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