Sevenheart (1) - Gefährliche Zeiten (German Edition)
mein Glück bei der rechten Abzweigung zu probieren.
Als ich an den Pferdeställen vorbeirannte, sah ich, dass dort einige Männer waren. Blitzschnell zog ich mich wieder hinter die Ecke und presste mich gegen die Wand. Mein Herz beruhigte sich etwas, nachdem ich hörte, wie sie die Pferde wegführten. Ich atmete erleichtert auf. Doch zuzugeben hatte ich keinen blassen Schimmer, wie ich aus dieser verdammten Festung herauskommen sollte. Vermutlich gab es noch fünfzig weiter Gassen. Früher oder später würde mich jemand finden oder merken, dass ich mich nicht mehr in meinem Zimmer befand. Es war schlichtweg unmöglich, nicht einem der Männer zu begegnen. Trotzdem beschloss ich, meine Flucht fortzusetzen.
Die rechte Gasse ließ mich etwas Wald hinter den Pferdeställen erspähen. Aber als ich genauer hinsah, stellte ich fest, dass es Koppeln waren. Auch diese waren wieder von einer hohen Mauer umrandet. Ich kam dann zu zwei kleinen Hüttchen, die miteinander verbunden waren und nur eine Eingangstür besaßen. Diese Hüttchen kamen mir nicht ganz geheuer vor. Unwillkürlich musste ich vor ihnen stehenbleiben. Ich vermutete, dass ich mich auf dem westlichen Teil des Geländes befand. Irgendwo hinter dem Hinterhof.
Auf einem Geländer einer Hütte saßen zwei Raben, die mich gierig beobachteten. Hinter ihnen standen ein paar Tannen und Fichten, die, zu meinem großen Schrecken, einen Galgen umzingelten.
Ein Mann hing am Strick, seine Beine baumelten leicht hin und her und schlugen immer wieder gegen den Pfosten. Wahrscheinlich hatte es nicht ganz ausgereicht, um ihm den Rest zu geben.
Eine Gänsehaut zog sich über meine Arme. Ich versuchte, die Bilder schleunigst wieder aus meinem Gedächtnis zu verbannen.
Ein paar Meter entfernt sah ich eine steinerne Brücke sich über mir erstrecken, die zwei Gebäudetürme miteinander verband. Doch als ich meinen Blick weiter schweifen ließ, setzte plötzlich mein Herz für zwei Sekunden aus.
Neben den Hütten saß ein schwarzer Wolf. Es war nicht irgendein Wolf, sondern der Wolf, der mich Zuhause schon einmal angegriffen hat.
Seine leuchtend gelben Augen fixierten mich. Ich zögerte keinen Moment und rannte los. Zwar wusste ich nicht, ob der Wolf mich verfolgte oder nicht, mir war es auch egal. Ich wollte nur weg von hier.
Hinter einem Turm bog ich nach rechts und rannte fast einen Mann um. Ich starrte dem Mann völlig hilflos in die Augen.
Das war’s, dachte ich.
Der Mann sah noch viel furchterregender aus als Ciaran.
Er hatte pechschwarze Augen und genauso schwarzes, schulterlanges Haar. Es hing in leichten Wellen herunter und bedeckte seine komplette rechte Gesichtshälfte. Er sah etwas älter aus als Ciaran und seine Gesichtszüge waren härter und schärfer. Seine schmalen Lippen zogen sich zu einem hinterhältigen Lächeln.
„Wohin so eilig?“, flüsterte er mit einer messerscharfen Stimme.
Um seinen Hals hingen viele Ketten. An eine war ein Ledersäckchen gebunden an die andere etwas, was aussah, wie ein langer, spitzer Zahn.
Ich stolperte ein paar Schritte zurück und in meinem Kopf löste sich eine kleine Panikglocke aus.
Er packte mich unsanft am Handgelenk und zog mich ruckartig zu sich.
„Es war nicht sehr ratsam, hier alleine rumzuspazieren“, hauchte der Hüne in mein Ohr.
Er schob mich an die Steinwand und sah mir in die Augen, während er mein Handgelenk festhielt.
„Das Mädchen aus der Zukunft. Wolltest wohl gerade ausbrechen“
Etwas durchströmte plötzlich meinen Körper. Durch meinen Kopf zog sich ein stechender Schmerz. Mir wurde schwindelig. Meine Knie waren gerade dabei, nachzugeben, aber er zog mich entlang der Wand wieder hoch.
Ich merkte, wie ich in sekundenschnelle schwächer und wie es mir allmählich schlechter wurde. Mein Körper wollte es nicht mehr mitmachen. Jedes meiner Glieder tat weh, in meinem Kopf drehte sich alles. Ich wollte erbrechen, ohnmächtig werden.
Er genoss den Anblick und lächelte höhnisch. Das unbeschreibliche Gefühl ließ langsam nach und er fing an, mich zu begrabschen. Seine Hand glitt unter mein Top. Sie wanderte meinen Bauch hinauf, während er sich an mich presste.
Ich war zu schwach jetzt zu zaubern oder irgendetwas anderes zu machen. Plötzlich fiel es mir wieder ein.
Das Messer von Reece!
Ich zog es, so gut ich konnte, aus dem Gürtel und stach es mit letzter Kraft in seinen Oberschenkel oberhalb dem Knie. Er zog stöhnend seine Hand unter meinem Shirt weg und sackte zusammen.
Ich
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