Sevenheart (1) - Gefährliche Zeiten (German Edition)
wusste nicht, ob ich ihm trauen konnte oder nicht.
„Wie bin ich überhaupt hierher gekommen?“
„Durch ein Zeitportal“
Das gute, alte Zeitportal also.
„Ciaran wusste, dass Lady Clodagh in der Zukunft eingesperrt wurde. Er wusste von dem Zeitportal und wie man es benutzt. Also ist er die ganzen Tage so lange durch die Zeit gereist, bis euch in der Gegenwart gefunden hat“
Es entstand eine kurze Pause, bis er schließlich sagte:
„Jeder von uns ist freiwillig hier. Wir würden nichts in der Welt dagegen eintauschen, unser altes Leben weiterzuführen. Du solltest dein Urteil über uns nicht zu früh fällen“
Ich sah ihn einen Moment durchdringend an.
„Wozu könntet ihr mich gebrauchen? Ich bin zu unerfahren und ich werde euch in keiner Weise nützlich sein!“
Reece stand auf und ließ die Kerze auf sich zuschweben.
„Du kannst hier zaubern, hab ich Recht?“
Er ließ die Kerze auf den Tisch neben das Tablett schweben und sie begann zu brennen.
„Ja, kann ich, und?“
Doch plötzlich erinnerte ich mich wieder an Clodaghs Worte.
Du hast das Zaubern auf der Grenze zwischen allen Zeiten gelernt. Du wirst in jederzeit zaubern können, hörte ich sie sagen .
„Kein Zauberer kann in verschiedenen Zeiten zaubern. Clodagh hat dich dadurch unbewusst stärker gemacht. Deine Kräfte sind zwar noch nicht entwickelt, aber glaub mir, dass Ciaran keine schwachen Zauberer mitbringt“
Er sah mich mit einem vertrauenswürdigen Blick an. Doch mir stand dieses Ciaran-Getue schon bis zum Hals. Seine Herrlichkeit konnte mir den Buckel herunterrutschen.
„Hat Ciaran dir gesagt, dass du zu mir kommen sollst, um mich auf euere Seite zu ziehen? Wollt ihr euch zuerst bei mir einschleimen, um mein Vertrauen zu gewinnen und mir dann in den Rücken fallen?“
Er atmete tief aus. So, wie jemand, der versucht, etwas einem schwer erziehbaren Kind einzuflößen.
„Du kannst mir vertrauen. Ich vertraue dir, Gebbie. Und ich weiß, dass ich nicht von dir enttäuscht werde“
Er drehte sich vor der Tür noch einmal um.
„Nachher wird dich jemand zum Abendessen abholen“
Dann war er weg.
Seine Worte kamen so ehrlich herüber, dass ich schon wieder bereute, was ich zu ihm gesagt hatte. Mein schlechtes Gewissen schlich sich langsam aus meinem Unterbewusstsein heraus und kratzte an meinem Stolz. Wenn ich hier schon gefangen war, musste es jemanden geben, mit dem ich klarkam. Ich hatte gar keine andere Wahl als ihm zu vertrauen.
So naiv, wie ich war, schlich ich mich einige Zeit später vorsichtig aus dem Zimmer und suchte einen Weg nach draußen.
Auf dem Gang war niemand. Ich ging weiter.
Links und rechts von mir waren Türen, aber ich war mir sicher, dass sie nicht nach draußen führten.
Kurze Zeit später hörte ich Schritte am Ende des Ganges. Die Schritte kamen näher. Ohne Nachzudenken nahm ich die erste Tür neben mir und flüchtete hinein.
Der Raum hatte keine Fenster, nur ein Kronleuchter mit Kerzen erleuchtete das Zimmer.
Die Schritte waren nah. Der Mann ging vorbei.
Im Zimmer war entlang der Wand eine Messer- und Schwertsammlung aufgehängt. Neben ihnen hingen verschiedene Pfeile und Bögen, Morgensterne, Speere, Dolche und andere Waffen. Mitten im Zimmer stand ein großes Ehebett mit einer sehr großen Decke. Das Bett hatte keine Kissen und über ihm befand sich ein riesiges Bild, auf dem Schwerkämpfer aufgemalt waren. Daneben stand ein offenes Regal, in dem Kleider hingen. Ein paar übergroße Kettenhemde und Teile von einer Ritterrüstung.
Dem Zimmer nach zu urteilen war ich mir ziemlich sicher, dass es Cormarcks Zimmer war.
Ich blieb noch ein paar Sekunden in dem Zimmer und dann beschloss ich, wieder hinauszugehen.
Auf dem Gang war Gott sei Dank keiner mehr. Ich lief weiter und betete, dass mir keiner begegnete.
Am Ende des Gangs sah ich eine schwere Doppeltür. Das war meine Hoffnung. Sie musste einfach nach draußen führen. Ich rannte zu ihr und öffnete sie.
Die Tür führte nach draußen, wo sie den Blick auf eine enge Gasse freigab.
Von beiden Seiten verlief das Gebäude. Die Gasse vor mir war höchstens zwei Meter breit und es schien nicht viel Licht hinein.
Ich wusste nicht, ob ich nach links oder rechts rennen sollte, entschied mich dann aber für links. Am Ende wurde die Gasse breiter und verlief in den Hinterhof.
Mitten im Hof war ich jedoch für jeden sichtbar, der aus einer der vier Türen herauskommt. Ich entschloss ich mich dafür, die Gasse zurückzurennen und
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