Sevenheart (1) - Gefährliche Zeiten (German Edition)
würdigte ihm nicht mal mit einem Blick.
Die Turi` sowie die Zauberer gingen zum Tisch und nahmen Platz. Fa aber ging auf mich zu. Alle außer Reece und mir saßen schon. Reece legte sofort eine Hand auf meine Schulter und wollte mich dominant von ihm wegdrehen, doch Fa war schneller. Er zog mich zu sich. Ich spürte, dass Reece kurz davor war, mich wieder zurückzuziehen, sich aber doch umentschied. Einauge beugte sich und küsste meine Hand, diesmal länger. Ich war nicht im Stande, irgendetwas dagegen zu machen. Er richtete sich wieder auf, aber er war mir immer noch sehr nah. Dann lächelte er mich wieder an. Ich lächelte diesmal nicht zurück, es könnte aber auch daran gelegen haben, dass ich zu sehr damit beschäftigt war, nicht zu erbrechen.
„Guten Morgen, meine Teuere“
„Morgen“, brachte ich aus mir heraus.
Vermutlich würden wir da noch ewig so stehen, wenn mich Reece nicht von ihm entrissen hätte. Einauge blieb zwar etwas verblüfft zurück, setzte sich dann aber gehorsam.
Ich dankte Reece leise und setzte mich wieder neben Ciaran. Seine behandschuhte Hand ballte sich unter dem Tisch zur Faust. Die Turi` schlugen zu und aßen, als ob sie die letzten drei Tage nichts zu essen bekommen hätten. Sie unterhielten sich mit ihrem Anführer kurz auf einer Sprache, die ich noch nie gehört hatte. Ciaran warf ihm einen kurzen durchdringenden Blick zu und aß weiter.
Ich spürte, dass Einauge mich schon wieder die ganze Zeit beobachtete.
„Wenn Ihr nichts dagegen einzuwenden habt, zeige ich Euch nachher meine Festung“
Einauge blickte zur Abwechslung einmal Ciaran an.
„Wir würden uns sehr geehrt fühlen“
Das Essen verlief soweit ganz schweigsam. Nicht einen von denen würdigte ich einen Blick.
Nach dem Essen stand Sunny auf und gab mir ein Zeichen, ihr zu folgen.
„Wenigstens verlief das Essen besser als das vorherige“, sagte sie und schloss die Tür hinter sich.
Ich verdrehte die Augen. Wir liefen den Flur entlang.
„Ciaran zeigt ihnen jetzt die Festung, um ihm keine Gelegenheit zu geben, auf dumme Gedanken zu kommen“
Sie hielt mir die Tür auf und wir gingen nach draußen.
„Wie lange wird das dauern?“
Sie zuckte mit den Schultern.
„Vielleicht zwei Stunden, wenn er sich Zeit lässt“
Wir kamen zu einem Bach. Er floss außerhalb der Festung durch den Wald und führte bis hin ins Dorf. Dort gab es eine Stelle, wo auf einem abgehackten Baumstumpf mehrere Eimer standen. Sunny nahm sich ein Eimer und füllte ihn mit Wasser. Ich beobachtete sie stumm.
„Sunny, was ist das für eine Geschichte, in der Clodagh eine Rolle spielt?“, fragte ich sie plötzlich.
Sie sah kurz zu mir auf, stellte den Eimer ab und setzte sich auf den Baumstumpf. Ich sah eine Schwalbe auf dem Ast über mir landen. Einen Moment dachte ich, dass ich nicht richtig hingeschaut hätte, doch dann bemerkte ich, dass der Vogel fast doppelt so groß war wie normal. Ich sah noch einmal zu der übergroßen Schwalbe und schüttelte innerlich den Kopf.
Zufall, dachte ich.
In dem Wald fühlte ich mich sowieso nicht so wohl. Er hatte nichts von dem Einladenden, wie mein Wald zuhause. Seine Erscheinung war düster und geheimnisvoll. Das lag vor allem daran, dass ich bis jetzt nur eine zu große Schwalbe dort gesehen hatte. Es schien so, als ob sich die Tiere zurückzogen, als ob auch der Wald ein Geheimnis für sich hatte.
„Hallo?!“
Sunny wedelte mit einer Hand vor meinem Gesicht herum. Ich zuckte leicht zusammen.
„Was?“, fragte ich verwirrt.
Ich drängte den Wald wieder aus meinen Gedanken und konzentrierte mich auf Sunny. Wir waren gerade bei der Geschichte, richtig.
„Hörst du mir überhaupt zu?“
„Äh nein, ich meine doch. ’Tschuldige, ich hab grade über etwas nachgedacht“
Sie sah mich prüfend an und schnalzte dann mit der Zunge.
„Willst du die Geschichte nun hören?“
Ich nickte heftig. Sie fuhr sich durch die Haare. Ich setzte mich in einem Schneidersitz ins Gras und wartete gespannt auf die Geschichte.
„Du musst wissen, dass es fast keine reinblütige Zauberer mehr auf Tandera gibt. Sie sind sozusagen ausgestorben“
„Es gibt doch so viele Zauberer hier, wie sollen sie ausgestorben sein?“
Sunny lachte leise.
„Das sind normale Menschen, denen die Magie von erfahrenen Zauberern beigebracht wurde. Menschen so wie ich und du. Ich rede von reinen Zauberern, denen sie angeboren ist, in dessen Adern das reine Blut von Magiern fließt. Sie sind die mächtigsten
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