Sevenheart-3
Truhe in der hinteren Ecke lockte meine Aufmerksamkeit auf sich.
Sie war aus dunklem Holz, in dem ein mir nur allzu bekanntes Zeichen eingeritzt war. Die beiden Halbmonde umzingelten das Herz, dessen Konturen sich um das Schlüsselloch zogen.
Ich legte meine Hand auf die Truhe und öffnete sie.
Auf den ersten Blick sah ich nur viele, viele Briefe, die mit einem dunkelblauen Königssiegel versehen waren.
„Schnüffelt Ihr immer in fremden Sachen herum?“
Ich schrak herum und ließ den Deckel zufallen. Der Mann war in das Zimmer hereingekommen und lehnte die Tür an.
„Ich habe nur-“
„Nach dem Rechten gesehen?“, fragte der Mann mit hochgezogener Augenbraue.
„Nun, danke, aber alle meine Sachen liegen schon auf dem rechten Platz. Falls ich das nächste Mal Hilfe brauchen sollte, werde ich Euch darüber unterrichten“
Aus einem unerklärlichen Grund hinterließ dieser Mann zunächst einen guten Eindruck bei mir.
Nekira kam mit einem Verband an der Schulter zu uns ins Zimmer und gesellte sich neben mich. Der Mann deutete auf das Bett neben uns.
„Ihr könnt für heute Nacht hier bleiben“
Nekira und ich sahen uns an, bis sie das Wort ergriff.
„Wir danken Euch aufrichtig, dass Ihr uns das Leben gerettet habt, doch wir müssen unseren Weg weiter gehen. Mehr als eine von Herzen kommende Dankbarkeit können wir Euch nicht geben“
Sie nahm meine Hand und wollte mich an ihm vorbeiziehen, doch der Mann trat vor uns.
„Glaubt ihr nicht, dass euch die Turi` verfolgen und nicht vorher ruhen werden, bis sie euch gefangen haben? Und dabei wird die Insel auf ihrer Seite stehen. Wenn ihr wirklich gehen wollt, dann geht. Aber dann werdet ihr diese Nacht nicht mehr überleben und ich habe nicht umsonst mein Leben riskiert, um euch zu retten!“
Nekira und ich sahen uns einen Moment lang an. Aus ihrem Blick zu schließen, wusste ich, dass wir beide dasselbe dachten.
Wir wussten nicht, ob wir diesem Mann vertrauen konnten.
„Wir dürfen einfach keine weitere Zeit verlieren. Wenn möglich, würden wir noch heute Nacht aufbrechen“
„Wohin führt euch euere Reise, Myladys?“
„Nach Ellring“, antwortete Nekira.
Der Mann schmunzelte.
„Ich kann euch mit meinem Schiff nach Ellring bringen“
Nekira und ich wechselten wieder Blicke. Der Mann ging vor und setzte sich auf einen Stuhl.
„Sowieso wird es für mich bald Zeit, dort aufzukreuzen. Ich habe lange genug auf dieser verdammten Insel gelebt“
Er wies uns ebenfalls an, Platz zu nehmen.
„Ich habe den Rotschopf sofort erkannt. Ihr Bruder Niniel hat früher immer bei mir ausgeholfen und ist zusammen mit mir aufs Schloss gefahren“
Nekira starrte den Mann fassungslos an.
„Ihr kennt meinen Bruder?“
Der Mann stand auf.
„Spätestens jetzt sollt ihr beide anfangen, mir zu vertrauen. Ich habe euch von den Barbaren dort drüben nicht umsonst gerettet! Wenn ich euch töten wollte, hätte ich es schon längst getan!“
Er sah abwechselnd von mir zu Nekira.
„Kommt, ich zeige euch, wo ihr schlafen könnt“
Und so gingen Nekira und ich das Risiko ein, dem fremden Mann namens John Craig zu vertrauen. Durch eine weitere Tür führte er uns in eine kleine Kajüte, wo ein großes Bett, ein Tisch und ein Schrank standen.
„Morgen früh werden wir gleich nach Sonnenaufgang aufbrechen“
Der Mann wünschte uns noch eine gute Nacht und verschwand wieder.
Nekira und ich setzten uns schweigsam auf das Bett.
„Haben wir wirklich so viel Glück, dass wir jemanden gefunden haben, der uns Bett und Brot bietet und uns sogar mit seinem eigenen Schiff an unser Ziel bringt? Oder ist es doch eine gemeine Falle?“, fragte sie nach einiger Zeit.
Derselbe Gedanke befasste mich auch schon die ganze Zeit. Ich zuckte unbeholfen mit den Schultern.
„Ich weiß es nicht. Wir sollten zumindest herausfinden, ob dieser Mann hier alleine lebt“
Ich sah sie an.
„Ich dachte, wir wollten ihm vertrauen“
„Man vertraut in dieser Welt nicht einfach, Gebbie. Hier kann dir jeder Mensch jederzeit ein Messer in den Rücken rammen!“, antwortete sie gereizt.
Ich sah sie komisch an.
„Gehörst du auch dazu? Kann ich selbst dir nicht vertrauen, Nekira? Wirst du mich auch irgendwann hintergehen?“
„Gebbie-“, begann sie.
„Ich weiß, dass es nicht einfach ist, jemandem zu vertrauen! Ich wurde schon oft genug verletzt. Aber irgendjemandem in dieser Welt muss ich doch vertrauen, wenn ich nicht auf mich selbst gestellt sein will!“
Ich war aufgestanden
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