Sevenheart-3
Geduldsfaden riss bei mir.
„Es ist mir egal, was Ihr mit mir macht, aber lasst Nekira in Frieden! Sie ist belanglos für das, was Euch interessieren würde!“
Eine Mischung aus Ekel und Schmerz durchfuhr mich, wenn ich daran dachte, was Skars Männer gerade mit Nekira machten.
Skar sah neugierig auf.
„Ah!“, sprach er, „das Spiel geht auch anders. Während deine Freundin schreit, kannst du plötzlich sprechen“
Ich konnte mich gerade noch so beherrschen, dem Tyrannen nicht ins Gesicht zu spucken.
Er nannte es Spiel .
„Wenn Ihr sie freilasst, werde ich das machen, was Ihr von mir verlangt“
Der Zauberer musterte mich einen Moment lang und versuchte, etwas aus meinen Augen zu lesen bis er mich mit einer Miene anblickte, bei der mir das Blut in den Adern gefror.
„Glaubst du, törichtes Weib, wirklich, dass ich mit mir verhandeln lasse!?“
Er schrie es noch nicht mal, aber seine Stimme durchfuhr mich mit einer Macht, die ich nicht für möglich gehalten hatte.
Skar stand auf und kam nahe an mich heran.
„Glaubst du etwa, dass du irgendetwas wert bist, außer, dass man deinen schönen Körper als Erinnerung an Lady Clodagh auf einen Pfosten spießen könnte? Damit sich das Volk sattsieht, an dem Abschaum, das einst ihre Königin werden sollte!“
Die Worte gingen mir durch Fleisch und Blut, während ich ihrer Bedeutung gewahr wurde.
Skar sah mich noch einmal durchdringend an, ließ von mir ab und setzte sich wieder seelenruhig auf seinen Platz. Er griff nach einem Kelch Wein, der vorher nicht auf der Tafel gestanden hatte und goss mir in einen ebenfalls plötzlich erscheinenden Becher ein.
„Jedoch finde ich das selbst ein wenig uninteressant. Lebendig ist mit dir mehr anzufangen, und deine Gesellschaft soll uns doch noch eine Weile erhalten bleiben“
Er leerte den Inhalt des Kelches, als er sich selbst einen halben Becher davon einschenkte. Daraufhin rief er einen Diener zu sich und verlangte nach mehr Wein.
Skar hob den Becher, sah mir in die Augen und trank einen großen Schluck. Und weil Zauberer unberechenbar waren -besonders dieser- täuschte ich nur vor, etwas von dem Wein zu trinken.
Ich hob den Becher und führte ihn an meine Lippen. Dann sah ich zu ihm auf und hielt plötzlich inne, als hätte ich mich binnen Sekunden von selbst versteinert.
Hinter Skar kam ein Mädchen herein, das ein silbernes Tablett mit Wein trug. Es sah nicht zu uns auf, denn sie war selbst zu sehr damit beschäftigt, den Wein nicht zu verschütten. Doch als selbst Skar meinem Blick folgte und das Mädchen mit dem honigblonden Haar ansah, blickte sie auf. Und ließ das Tablett fallen.
Ich konnte mich nicht mehr von der Stelle rühren, ich konnte noch nicht mal den Becher von meinen Lippen lösen. Doch Sunny wandte ihren Blick blitzschnell wieder von mir ab und beseitigte ihre Fehler, als ob sie mein Anblick gar nicht weiter interessierte. Dann stand sie wieder auf und stellte den Weinkelch auf die Tafel, nachdem alle Spuren ihres kleinen Missgeschicks aufgewischt worden waren.
Ich wollte aufspringen, sie umarmen, sie küssen, doch noch konnte ich mich beherrschen. Sie dagegen ließ sich nichts anmerken und verbarg ihre Gefühle vor mir und vor Skar.
„Was ist nur in dich gefahren, Aria? Hast du die Beherrschung über deine heilenden Finger verloren?“
Er sah sie an, doch seine Augen spiegelten keinen Hass oder Zorn wider- im Gegenteil. Skar hatte seine junge, schöne Jade wiederbekommen und ließ sie für keinen Preis der Welt wieder los.
Jedoch war Sunny genauso eine Gefangene wie Nekira und ich es waren.
„So war es wohl“, antwortete sie knapp.
Dann wandte sie sich ab und ging. Meine Gedanken rebellierten.
Sunny! Sunny, bleib hier! Lass mich nicht wieder alleine! Du hast es mir versprochen. Du hast mir versprochen, mich nicht mehr alleine zu lassen...
Doch dann geschah das Unfassbare. So, wie es schon einmal im Zimmer der Festung passiert war. Sunny höre mich.
Bleib stark. Ich werde mein Versprechen halten, Gebbie. Vertrau mir.
Sunny verschwand und ließ mich mit dem mächtigen Zauberer alleine. Jedoch war es wahrhaftig anders. Meine Angst war verflogen und ich hatte nur ein Ziel: Meine Freunde und mich hier lebendig herauszuschaffen.
„Sieht so aus, als wäre es so, wie Ihr es wolltet. Jade und Clodagh sind wieder da, doch das ändert nichts daran, dass sie auch nun nur als Gefangene hier leben können!“, sagte ich.
Zurückgebliebene Helden
Eine unglaublich starke
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