Sex and the Office
kramte mein Handy aus der Umhängetasche. David kam mir in den Sinn, doch zu meinem Erstaunen war die Nachricht von Leon Wenzel. Bekomme ich für gestern eine Revanche? Konnte doch nicht ahnen, dass die Brünette von der Jacht käuflich war.
Ich blickte ihn aus dem Augenwinkel an und sendete: Nur wenn Sie Ihren Einsatz erhöhen.
Er sah von seinem Handy auf und deutete ein Kopfnicken an.
Ich tippte: Wenn ich gewinne, rufen Sie noch heute für mich die Geschäftsführerin an.
Er schrieb: Wenn Sie verlieren, habe ich einen Wunsch frei.
»Na schön, aber dieses Mal suche ich die Lady aus«, flüsterte ich ihm zu. Und während wir wieder am Gespräch teilnahmen, ließ ich meinen Blick suchend umherschweifen. Nach einer Weile deutete ich zu einer aparten Blonden, einer jener alterslosen Schönheiten, bei denen lediglich die Falten am Hals verrieten, dass sie ihren Zenit überschritten hatte. Sie trug einen extravaganten Hut und anstelle einer Maske lediglich einen transparenten Schleier vor dem Gesicht. Leon Wenzel zog die Stirn kraus. »Die? Können Sie vergessen. Das ist Melanie Van Houten, eine der gefürchtetsten Agentinnen der Filmbranche. Und außerdem lesbisch. Wie wäre es mit der dort?« Er zeigte mit dem Kinn auf eine geheimnisvolle Schwarzhaarige in einem langen roten Kleid, die Augen hinter einer aufwendigen Maske verborgen.
Ich lächelte ihm verschwörerisch zu. »Worauf warten Sie noch, Casanova?«
24
Leon Wenzel wollte eben auf die schöne Unbekannte zugehen, da verschwand diese im Getümmel vor dem Treppenaufgang. Er blieb stehen und hielt nach ihr Ausschau, während er sich fragte, welche Augenfarbe sie wohl haben mochte. Da war sie plötzlich wieder. Sie stand am Geländer und bedeutete ihm, ihr zu folgen. Das ließ er sich nicht zweimal sagen, bahnte sich seinen Weg durch die umstehenden Gäste bis zur Treppe und eilte mit Riesensätzen die Stufen hinauf. Oben angekommen, sah er sich um, da vernahm er das Klackern von Absätzen am Ende des Korridors. Er beschleunigte seinen Schritt und trat auf einen mit Stuck verzierten Balkon hinaus. Die schöne Unbekannte hatte sich erneut in Luft aufgelöst. Rasch beugte er sich über die Balustrade und aufs Wasser hinaus, schon wurde ein vertrautes Klackern hinter ihm laut. Seine Miene erhellte sich. Er wandte sich um und schritt auf die mysteriöse Dunkelhaarige im roten Kleid zu. »Verraten Sie mir Ihre Augenfarbe?«, fragte er und wollte ihr eben die Maske abnehmen, da zuckte sie plötzlich zurück. Sie zierte sich, das gefiel ihm und erhöhte für ihn nur den Reiz. Wieder war da dieses verführerische Lächeln auf ihren Lippen, und als er erneut ansetzen wollte, ihr die Maske abzunehmen, küsste sie ihn unerwartet auf den Mund. »Verraten Sie mir Ihren Namen?«, hauchte sie ihm mit italienischem Akzent ins Ohr.
»Nur, wenn Sie Ihre Maske abnehmen.«
Sie verzog den Mund zu einem Lächeln. »Aber zuerst erfahre ich Ihren Namen.«
»Sie können mich Zorro nennen oder auch schlicht und einfach Leon.«
»Und was verschlägt Sie nach Venedig?«, fragte sie, die Arme um seinen Hals geschlungen.
»Wenn das hier ein Verhör werden soll, dann sollten wir das besser an einem anderen Ort fortsetzen, wo wir ungestört sind, meinen Sie nicht?« Er legte seine Hände auf ihre Maske und nahm sie vorsichtig ab.
»Oh«, sagte er nur und trat einen Schritt zurück. Seine lüsterne Miene verflüchtigte sich, als ihm zwangsläufig die Assoziation mit dem schielenden Opossum in den Sinn kam. Nichts wie weg hier. Er wollte eben die Flucht ergreifen, da packte ihn die Unbekannte am Arm und zog ihn dicht an sich heran. »Ich wüsste einen Ort, an dem wir uns ungestört ›unterhalten‹ können.« Mit einem Mal war ihr Lächeln nicht mehr verführerisch, sondern hatte etwas Bedrohliches. Panik stieg in ihm auf, und ruckartig riss er sich los. Er wollte weg, und zwar sofort. »Tut mir leid, aber die Pflicht ruft. Ich muss dringend einen Beitrag abnehmen, der morgen in den Abendnachrichten laufen soll.«
Die Miene der Opossum-Dame verfinsterte sich in einem Sekundenbruchteil. »O nein, so leicht lasse ich mich nicht abwimmeln.«
Auch das noch. »Sieh bloß zu, dass du hier wegkommst!«, hörte er sich im Geiste sagen, doch die Opossum-Dame hatte andere Pläne mit ihm, und die Situation wurde zunehmend unheimlicher. Plötzlich riss sie sich die Träger ihres Kleids gewaltsam herunter. »Entweder Sie kommen jetzt mit mir mit, oder ich erzähle allen Leuten, dass Sie
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