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Sex - die 10 Todsünden

Titel: Sex - die 10 Todsünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrice Oswalt & Wagner Kolle
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for Sex Therapy and Research (Gesellschaft für Therapie und Erforschung der Sexualität) in den Vereinigten Staaten und in Kanada. 44 davon antworteten. Sie waren der Meinung, Sex (ohne Vorspiel, nur der eigentliche Geschlechtsakt), der ein bis zwei Minuten dauert, sei zu kurz. Aber mit drei Minuten waren einige Experten schon einverstanden. Und mehr als 13 Minuten hatte niemand gefordert. Irgendwo zwischen drei und 13 Minuten scheint also der sexuelle Himmel zu liegen. Damit wäre Ekkehard also gerade noch im akzeptablen Bereich. Erstaunlicherweise waren die Psychologen von den Antworten sogar sehr angetan, da diese die Männer vom Leistungsdruck befreien würden. »Die Leute werden sagen: ›Ich kann fünf Minuten‹ oder ›Mein Partner schafft acht Minuten‹, und sich dann denken: ›Das ist okay‹. Sie werden ein wenig entspannter an die Sache herangehen«, sagte Corty zur Veröffentlichung seiner Ergebnisse. Die US-Sexualtherapeuten sagten im Prinzip: So, wie die Menschen ihren Sex praktizieren, ist es okay, solange er nicht kürzer als drei Minuten dauert. Allzu weit entfernt sind die Psychologen damit nicht von der realen Situation in deutschen Betten. Denn verschiedene Befragungen nach der Dauer des Sexualaktes erbrachten einen Mittelwert um die fünf Minuten.
    Die Zeitangaben von drei beziehungsweise fünf Minuten als minimale Dauer für den Geschlechtsakt sind auch auf andere Weise wissenschaftlich festgelegt: Von einem vorzeitigen Samenerguss, also einer Ejaculatio praecox, spricht die Medizin, wenn der Sexualakt unter zwei Minuten dauert (wahlweise manchmal auch, wenn der Mann weniger als sieben Beckenbewegungen bis zum Orgasmus benötigt). Das heißt, mit einer Dauer von mehr als zwei Minuten beginnt laut Wissenschaft der »richtige« Geschlechtsverkehr.
    Man soll den Sex genießen und sich dafür Zeit nehmen
    Allerdings beklagt sich Claudia über die zu kurze Dauer, und diese Klage kommt einem nicht sonderlich neu vor. Es drängt sich die Vermutung auf, dass die Sexualwissenschaft bislang hauptsächlich von Männern betrieben und geschrieben wurde, denen natürlich die weibliche Sicht auf den Sexualakt fehlt. Denn die Forscher gehen offensichtlich davon aus, dass der gemeinsame Sexualakt mit dem Orgasmus des Mannes beendet ist.
    Schauen wir deswegen einmal in die traditionellen Schriften zum Thema Liebe und Sexualität. In ihnen wird teilweise eine bedeutend längere Zeitspanne für den Sexualakt empfohlen, sogar bis zu einigen Stunden. Dies lehrt zum Beispiel der Taoismus, die altchinesische Volksreligion, zu der auch eine sexuelle Weisheit des Liebens gehört. Und das ist auch so im Tantra, einer Strömung der altindischen Philosophie. Aus dem Tantra ist unter anderem das »Kamasutra« hervorgegangen, ein Lehrbuch der Liebeskunst, für das der Gelehrte Vatsyayana Mallanaga (um 250 v. Chr.) die Schriften dreier unterschiedlicher Autoren zusammengefasst hat. Hier überall ist von einer bedeutend längeren Dauer des Sexualaktes die Rede, als sie die moderne westliche Wissenschaft fordert. Und dies scheint nicht einmal ein Kennzeichen der östlichen Liebeskunst zu sein, denn in unserem Kulturkreis findet sich antikes Schriftgut, das sich ebenfalls mit der ausgiebigen sexuellen Begegnung befasst. Gemeint ist der römische Dichter Ovid, der mit seiner »Liebeskunst« (1. Jahrhundert v. Chr.) drei schöne Bücher geschrieben hat, die zwar an Ausführlichkeit und Deutlichkeit hinter dem Kamasutra zurückstehen, aber dafür mit Humor, Esprit und reichen psychologischen Beobachtungen aufwarten.
    Und so unterschiedlich die Verfasser und die Adressaten von »Kamasutra«, den taoistischen Schriften und Ovids »Liebeskunst« auch sind, in einem Punkt besteht Einigkeit: Man soll den Sex genießen und sich dafür Zeit nehmen. »Glaube mir, die Wonne der Venus darf nicht überstürzt, sondern muss allmählich durch langes Verzögern hervorgelockt werden. … Und lass du nicht die Geliebte im Stich, indem du ihr mit volleren Segeln vorauseilst, und auch sie soll nicht deiner Fahrt voraus sein. Eilt gemeinsam zum Höhepunkt … So musst du es halten, wenn euch genügend Zeit und Muße zur Verfügung steht und keine Furcht euch bei eurem heimlichen Tun zur Eile zwingt.« So rät Ovid im zweiten Buch seiner »Liebeskunst« (Zeilen 717 bis 730).
    In den östlichen Traditionen wird stärker das Metaphysische des Liebesaktes herausgearbeitet. Sexualität wird als ein Mittel gebraucht, um besondere Gefühle und

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