Sex - die 10 Todsünden
Erfahrungen des Einsseins zu erzeugen. Dieses mystische Element in der Sexualität ist ebenfalls nicht in wenigen Minuten herzustellen. In diesem Zusammenhang betont zum Beispiel in einer taoistischen Schrift (um 600 n. Chr.) ein sogenanntes Dunkles Mädchen gegenüber dem Gelben Kaiser, wie wichtig es ist, dass Mann und Frau ihren Höhepunkt so lange wie möglich zurückhalten. Der Weg ist das Ziel, nicht der Abschluss, das wird in diesen Schriften vermittelt.
Warum das Hinauszögern manchmal so schwer ist
Wer allerdings selbst nicht steuern kann, wann er zum Orgasmus kommt und deswegen spontan den Höhepunkt meist sehr früh erreicht, besitzt nicht die Freiheit, mit einer ausgiebigen Sexualität die Beziehung und die Gesundheit zu pflegen. Dies betrifft nach unserer Kenntnis hauptsächlich Männer, wie zum Beispiel Ekkehard in Claudias Geschichte. Solche Männer haben eine sehr niedrige Orgasmusschwelle, das heißt, der Orgasmus setzt schon ein, wenn sich die Erregung noch auf einem geringen Niveau befindet. Weswegen das Hinauszögern manchmal so schwer ist, hat verschiedene Ursachen. Wir reden dabei nicht von gelegentlichen Vorkommnissen, die auf Stress oder Aufregung zurückzuführen sind. Es geht hier um den dauerhaft zu früh einsetzenden Orgasmus. Nach neuester Erkenntnis liegt im Gehirn oft ein Mangel oder ein Ungleichgewicht von Botenstoffen (Neurotransmittern) vor, ähnlich wie bei einer Depression. Deshalb haben Ärzte betroffenen Männern oft kurzfristig ein antidepressiv wirkendes Mittel der neuen Art verschrieben, einen sogenannten selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI): Ein solches Antidepressivum blockiert die Transportstoffe, welche den wichtigen Botenstoff Serotonin nach erfolgter Signalübertragung zwischen zwei Nervenzellen wieder in seine Speicherplätze zurückbefördern. Das Serotonin verbleibt so länger am Wirkort, und damit steigt seine Wirksamkeit als Botenstoff. Auf eine noch nicht geklärte Weise spielt dieser Botenstoff Serotonin eine zentrale, hemmende Rolle für die Ejakulation. Das heißt, der vorzeitige Orgasmus kann über eine entsprechende Medikation beeinflusst werden. Mittlerweile ist ein Medikament mit dem Wirkstoff Dapoxetin auf dem Markt, bei dem es sich ebenfalls um einen SSRI handelt. Zwar ist das Medikament nicht dazu geeignet, die Anfälligkeit für den vorzeitigen Orgasmus zu therapieren, doch unter der Medikamenteneinnahme gelingt es, länger durchzuhalten. Im Mittel wird die Zeit bis zur Ejakulation – gemessen ab dem Eindringen des Penis in die Scheide – von einem Ausgangswert von 0,9 Minuten auf über drei Minuten verlängert. Dapoxetin wird drei bis vier Stunden vor dem Geschlechtsverkehr eingenommen.
Ein Problem, das ein Paar gemeinsam lösen sollte
Die biochemische und genetische Erforschung des vorzeitigen Orgasmus hat neue Aspekte über seine Ursachen in die Diskussion gebracht. Denn bislang ging man davon aus, dass ein vorzeitiger Orgasmus rein psychisch bedingt sei. So wurde er als Zeichen einer Verachtung gegenüber der Frau gewertet, nach dem Motto: Du bist es mir nicht wert, dass ich meinen Orgasmus so lange aufspare, bis du auch etwas davon hast. Frauen gelingt diese Art von subtiler Entwürdigung übrigens auch, indem sie, natürlich ebenfalls unbewusst, nicht zum Orgasmus kommen. Dann lautet die Botschaft: Was bist du nur für ein Loser, du schaffst es nicht einmal, mich zum Höhepunkt zu bringen.
Heute hingegen wird vieles auf die Genetik zurückgeführt, so auch die Serotoninsituation im Gehirn. Wahrscheinlich handelt es sich aber um ein multifaktorielles Geschehen, bei dem sowohl die Gene als auch die Psyche und die Einstellung zur Partnerin beziehungsweise zum Partner eine wichtige Rolle spielen.
Der frühe Orgasmus ist jedenfalls ein Problem, das ein Paar gemeinsam lösen sollte, auch mit einem professionell geleiteten Paargespräch. Dabei können beide einige Verhaltensweisen lernen, um den Sexualakt zu verlängern und zu der Erkenntnis gelangen, dass nicht der Orgasmus das Wichtigste am Sex ist, sondern das intime Zusammensein mit dem Partner.
Der Weg ist das Ziel. – Eine solche Einstellung hätte auch Ekkehard und Claudia gutgetan. Das Eindringen ist ein Aspekt der Sexualität. Andere Aspekte sind, dass man sich gerne gegenseitig anfasst und dass es einem gefällt, wenn der Partner – auf welche Weise auch immer – in Lust und Befriedigung schwelgt, und dass dies einen selbst wiederum richtig anmachen kann.
Der heiße
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