Sex, Ex und Hopp (Mit Senta durch die Jahreszeiten) (German Edition)
wen haben wir denn da? Ist das nicht unser Lebensretter höchstpersönlich?« Mit ausgestreckter Hand und anscheinend hocherfreut, ging er auf Gabriel zu, der ihm leicht verunsichert entgegen sah.
Senta beobachtete die Szene mit offenem Mund. Was ging denn hier ab? Am liebsten hätte sie sich in ein Mäuseloch verkrochen. Carsten hatte so ein verdächtiges Glitzern in den Augen, das nichts Gutes verhieß.
»Ach Senta, Liebes, entschuldige den Überfall, aber ich komme gerade vom Dienst und habe einen Riesenkohldampf, du weißt ja.« Er zwinkerte ihr vertraulich zu. »Bei einem Blick in den Kühlschrank musste ich leider feststellen, dass da gähnende Leere herrscht. Kannst du mir mit ein paar Eiern aushelfen, damit ich mir wenigstens Rühreier machen kann?« Er lächelte sie freundlich an. Allerdings hatte dieses Lachen etwas von einem Raubtier an sich, fand Senta, die ihn fassungslos anstarrte.
Lilly beäugte die Beiden wie seltene Tiere. Auch sie konnte sich keinen Reim auf das machen, was hier abging.
Am liebsten hätte Senta, die langsam zu sich kam, Premmler am Kragen gepackt und ihn hochkant hinausgeworfen, aber sie beherrschte sich.
»Aber sicher. Ich kann doch schließlich nicht mit ansehen, wie mein geschätzter Nachbar verhungert.« Sie zwang sich zu einem liebenswürdigen Lächeln und entnahm dem Kühlschrank eine Schachtel Eier, die sie Carsten Premmler mit Schmackes in die Hand drückte. »Ich hoffe doch, das reicht.« Jetzt hatte sie dieses seltsame Glitzern in den Augen und Carsten Premmler hielt es für besser, schnell vom Acker zu kommen. Mit einem letzten überaus charmanten Lächeln verabschiedete er sich.
Senta brachte ihn nicht zur Tür. Sie kannte sich. Womöglich hätte sie doch noch für einen kleinen Skandal gesorgt und das galt es, zu vermeiden. Als sie sich umdrehte, sahen sie zwei Augenpaare fragend an. Oh Gott, nahm das denn nie ein Ende?
»Unser lieber Nachbar hat manchmal komische Anwandlungen«, warf sie unsicher in den Raum und erntete erneut fragende Blicke. »Ich meine, er tut gerade so, als wären wir so dicke«, sie machte mit den Armen eine beziehungsreiche Geste.
»Nun ja, man konnte den Eindruck gewinnen, dass es so ist«, meldete sich Gabriel zu Wort. Er sah ganz und gar nicht glücklich aus.
»Ist es etwa ein Verbrechen, wenn ein Nachbar einen kleinen Gefallen erbittet?« Lilly sprang ihrer Mutter bei. Anscheinend hatte sie gemerkt, dass hier etwas in die falsche Richtung lief. Sie war zwar selbst etwas erstaunt über Premmlers vertraulichen Ton, den er ihrer Mutter gegenüber anschlug, aber das konnte sie auch in einer stillen Minute klären. Da war schließlich auch die Sache mit Oliver, die noch in der Luft hing. Sie wollte Senta nicht reizen.
Senta sah Lilly erstaunt aber dankbar an. Das Mädel erstaunte sie in letzter Zeit immer wieder, mit ihrer Geistesgegenwart und ihrer Loyalität.
»Du hast recht, Lilly. Es tut mir leid. Schlussendlich ist es doch auch schön, wenn man helfen kann.«
»So, und damit ist das Thema für mich gegessen.« Sie sah Gabriel herausfordernd an. Ihm war anzusehen, dass er gerne noch das eine oder andere gefragt hätte. Er hielt aber den Mund.
Die Stimmung war auf irgendeine Weise gedrückt, so wollte es Senta jedenfalls erscheinen. Man schlürfte stumm den Espresso und wartete gespannt, wer als Erster den Mund aufmachen würde. Es war wieder Senta, der es dann doch zu dumm wurde, mit dem Unheil verkündenden Schweigen. Im Endeffekt war doch niemand gestorben, oder?! Hier mit Trauermiene herumzusitzen war also nicht angebracht.
»Und wie läuft das Geschäft?« Schon während sie es aussprach, hätte sie sich am liebsten in den Hintern gebissen. Das fragte man einen Versicherungsvertreter, wenn einem nicht einfiel, wie man um eine folgenschwere Unterschrift herum kam.
Gabriel sah sie skeptisch an. Sein Blick schien zu fragen: »Meinst du das ernst?«
»Es läuft so«, war seine umfangreiche Auskunft.
Gabriel Scharf war das erste Mal in seinem Leben so richtig ratlos. Wie sollte das mit ihm und Senta weitergehen? Da kam dieser aufdringliche Typ von nebenan, der ihn schon einmal in einer sehr intimen Situation genervt hatte, und stellte alles auf den Kopf.
Wie stand er nun wirklich zu Senta? Das war doch alles andere als normal, wie der hier auftrat. So verhielt sich doch kein Nachbar. » Meine Liebe «, hatte er gesäuselt! Sprach man so seine Nachbarin an? Er verfluchte sich selbst für seine Dummheit. Wieso hatte er nicht auf
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